Donnerstag, 3. Dezember 2009

Von den hinterfotzigen Geißeln der Landwirtschaft





Die Prospekte glänzen, dass es eine Freude ist. Die Bilder könnten brillanter nicht sein. Alles vom Feinsten, versprechen die Texte, vom Stärksten sowieso und vom Wendigsten und vom Zuverlässigsten. Neueste Elektronik. Alles noch einfacher, noch angenehmer. Kurzum - noch toller. Die Traktoren, die Mähdrescher, die Pflüge, die Anhänger, die Grubber, die Ladewagen, die Melkanlagen, die Stalleinrichtungen.

Beeindruckend? Ja eh - wenn da nicht überall so ein paar kleine Dinge wären, die täglich an den bäuerlichen Nerven zerren und die Freude an den technischen Tausendsassas vermiesen können. Denn immer noch gibts bei aller Finesse, die Konstrukteure auf Design, Verbrauch und Ergonomie anwenden, Bereiche, die sich beharrlich allem Fortschritt zu entziehen scheinen.

Nachlässigkeit bei der Planung und Konzeption, Ideenlosigkeit gar sind noch die geringsten Vorwürfe. Wen jemals eine Ladung kaltes Wasser mitten im Gesicht getroffen hat, nur weil er mit dem Strahl des Hochdruckreinigers eine versteckte Kante übersehen hat, der denkt sehr schnell eher an Bosheit.

Das tut auch der, der mit Eselsgeduld und größter Genauigkeit Traktor und Gerät abspritzt - nur um dann, wenn er glaubt, es geschafft zu haben, erst recht feststellen muss, dass da immer noch ein paar versteckte Winkel sind, in der es sich Erdklumpen gemütlich gemacht haben. Und aus denen rinnt immer die braune Brühe über den glänzenden Lack und macht all die Arbeit zunichte.

Richtig gemein kann es werden, wenn man, wie etwa bei einem Mähdrescher, dem Staub mit einem Kompressor zu Leibe rückt. Die Ecken, Kanten, Nischen an so einem Ding sind gar nicht zu zählen. Und natürlich gar nicht alle zu sehen. Aber sehr schnell zu spüren - der Staub ist dann überall. In den Augen, unter der Jacke, ja sogar unter dem Hemd. Da kommt Freude auf.Die kommt mitunter auch auf, wenn man Schmiernippel sucht. Nur selten sind sie dort, wo sie leicht erreichbar wären. Meist sind sie irgendwo unerreichbar oben oder unten oder hinten oder verdeckt oder sonst wo verzwickt und scheinen einen anzugrinsen: "Erwischst mich eh nicht!"

Da wünscht sich nichts sehnlicher, als dass der Konstrukteur der Maschine selbst zur Fettpresse greifen und sich mit all den Nippeln abplagen muss. Dann würden es wohl die Landwirte sehr schnell viel einfacher haben. Und zuschauen möchte man manchen aus dieser Zunft auch, wenn sie sich mit dem Anbau einer Feldspritze, eines Düngerstreuers oder eines ähnlichen Gerätes abplagen müssen. Wie sie sich da mit Unterlenkern, Hydraulikschläuchen, Steckern und Gelenkwelle abquälen - alleine und eingezwickt zwischen Traktor und Maschine. Aufsteigen, absteigen, vorfahren, zurückfahren, raufklettern, runterklettern. Drücken, schlagen und - fluchen. Das vor allem.

Solche Geißeln der Landwirtschaft gibt es viele. Sie machen viele Arbeiten unnötig schwer, lästig und mitunter sogar gefährlich. Und solche Geißeln gibt es bei Gott nicht nur bei den Maschinen, sondern überall. Etwa, nur um noch ein Beispiel zu nennen, bei den Pflanzenschutzmitteln. All die Dosen und Kanister gehören auf den Höfen zu den großen Plagen, vor allem dann, wenn sie sich nicht einmal richtig entleeren lassen und wenn - wie immer man das Ding dreht und wendet - immer ein Resterl von der Brühe im Behälter bleibt.

Aber von all dem steht in den glänzenden Prospekten nie etwas.

Und brillante Bilder gibt es davon auch nie.


Blick ins Land" Nr. 12/09 vom 30.11.2009

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