Donnerstag, 7. Januar 2010

Bei Milch geht es wieder aufwärts




Auf dem Milchmarkt scheint das Ärgste vorbei. Die Bauernmilchpreise zogen seit Sommer um bis zu 20 Prozent an.

HANS GMEINER Salzburg (SN). Wenn es nach für den Milchmarkt wichtigen Signalen geht, ist bei der Milchkrise das Ärgste überwunden. Auf den internationalen Märkten haben die Preise für Milch und Milchprodukte seit dem Tiefststand im vergangenen Februar kräftig angezogen. Insbesondere die Preise für Butter und Milchpulver schnellten um bis zu 80 Prozent in die Höhe. Auch in den heimischen Regalen ist die Wende spürbar. War ein Kilogramm der billigsten Butter im Sommer um 99 Cent zu haben, so sind jetzt dafür 1,19 Euro zu zahlen – um 20 Prozent mehr. Auch bei Rahm und Fett steigen die Preise, bei Käse aber sind sie weiter gedrückt.
Damit schaut für die Milchbauern die Lage nicht mehr ganz so trist aus wie noch vor wenigen Monaten. In den vergangenen Monaten hoben die Milchverarbeiter die Bauernmilchpreise sukzessive an. Mit rund 34 Cent pro Kilogramm (brutto) lagen sie zur Jahreswende um bis zu 20 Prozent höher als noch im Juli. Mit einer Erhöhung des Bruttopreises auf 34,55 Cent pro Kilogramm zum Jahresbeginn 2010 läutete die Berglandmilch, Österreichs größter Milchverarbeiter, eine neuerliche Preisrunde ein. Die Tirol Milch folgte bereits.

Die Bauern sollten ihre Erwartungen dennoch nicht zu hoch schrauben. Preise von weit über 40 Cent, wie vor zwei Jahren, bleiben Illusion. „Der Weg nach unten ist zwar gestoppt, aber der Markt ist immer noch sehr turbulent“, sagt Helmut Petschar, Chef der Kärntnermilch und Sprecher der heimischen Milchverarbeiter. Nicht anders sieht es auch Josef Braunshofer, Geschäftsführer der Berglandmilch: „Der Markt ist sehr schwer einzuschätzen.“ Nur der Chef der Gmundner Molkerei, Michael Waidacher, gibt sich optimistisch: „Ich bin guter Dinge, dass es so weitergeht wie in den vergangenen Monaten.“

Die Unsicherheitsfaktoren sind noch groß: Vor allem die Butter- und Milchpulverlager, die von der EU in den vergangenen Monaten aufgebaut wurden, machen Sorgen. „Entscheidend wird sein, wie schnell die EU damit wieder auf den Markt kommt“, heißt es in der Branche.

Auch die Folgen der Wirtschaftskrise sind noch nicht ausgestanden. Bei Lebensmitteln werde gespart, beklagen die Milchverarbeiter. Unter dem Eigenmarkenboom, der dem Handel gute Umsätze beschere, leide man ebenso wie unter dem nach wie vor heftigen Preiskampf. „Das wird letztlich auf dem Rücken der Bauern ausgetragen.“

Dementsprechend zurückhaltend gibt man sich, was die weitere Entwicklung der Bauernmilchpreise betrifft. „Wie es weitergeht, können wir im Moment nicht sagen“, meint Kärntnermilch-Chef Petschar. „Im ersten Quartal des neuen Jahres wird sie halbwegs stabil bleiben, dann werden wir weitersehen.“ Sein Kollege Braunshofer von Berglandmilch ist überzeugt, dass die Milchbauern in Zukunft mit größeren Preisschwankungen rechnen müssen. „Das wird so kommen, ob wir es wollen oder nicht.“

Zumindest im Vorjahr scheinen die Molkereien mit diesen Preisschwankungen besser zurechtgekommen zu sein als ihre Rohstofflieferanten. Nachdem die knapp 90 heimischen Milchverarbeiter 2008 in Summe negativ bilanzierten, scheint es 2009 besser gelaufen zu sein. „Ich denke, dass wir positiv sind“, sagt Petschar.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 7.1.2010

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