Freitag, 5. Februar 2010

Eigenmarken schlagen Diskont




Diskonter verlieren bei Lebensmitteln – Preisschlacht macht Sorgen

HANS GMEINER
Salzburg (SN). Eine Überraschung war es nicht mehr, unerwartet kam es dennoch: Das Wachstum der Diskonter lief sich im Vorjahr fest. Es gab kaum mehr Zuwächse. Im Lebensmittelbereich verloren sie sogar erstmals Marktanteile. Sonja Holzschuh von GfK Austria sagte bei einer Tagung des Handelsmagazins „Regal“ in Salzburg: „Es war eigentlich zu befürchten, dass die Krise Harddiskonter wie Hofer und Lidl noch einmal stärkt.“
Holzschuh präsentierte erste Ergebnisse über die Marktentwicklung für das gesamte Vorjahr. Demnach verlor Hofer im Lebensmittel- und lebensmittelnahen Bereich 0,2 Prozentpunkte und rutschte damit auf einen Marktanteil von 17,4 Prozent. Bei Lidl gab es zwar Marktanteilsgewinne, sie entsprachen aber nicht dem, was der Expansionskurs eigentlich hätte erwarten lassen.

Zu den wahren Diskontern im Lebensmittelbereich sind mittlerweile die großen Handelsketten wie Spar und Billa geworden. Mit ihren Billig-Eigenmarken s-Budget (Spar) und clever (Billa, Rewe) drangen sie tief in das Terrain der Diskonter ein. „Über weite Strecken hat nicht der Diskont, sondern der Lebensmittel-Einzelhandel mit seinen Eigenmarken die Preisführerschaft übernommen“, sagte Holzschuh. Trinkmilch und Butter unter einer Eigenmarke waren im Vorjahr meist billiger als die gleichen Produkte von den Diskontern. Bei Molkereiprodukten verlor der Diskont laut Gfk in nahezu allen Segmenten.

In dieser Entwicklung sieht man in der Branche auch die Gründe für die aktuelle Preisschlacht im Handel. Und die schillert in allen Facetten. Lidl will weiter mit Billigstpreisen Marktanteile erobern, Hofer senkte seine Preise auf das Niveau der Handelseigenmarken, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen, und die Handelsriesen stellen dem Vernehmen nach manchen heimischen Lieferanten die Rute ins Fenster, wenn sie auch nur daran dächten, Lidl zu beliefern.

Den heimischen Bauern und Lebensmittelerzeugern ist angesichts dieser Konstellation schwummrig geworden. Große Töne gegenüber dem Handel spuckt man aber offenbar nur dann, wenn man unter sich ist. Sind hingegen Vertreter des Handels dabei, wie bei der „Regal“-Veranstaltung in Salzburg, gibt man sich zahm. „Was soll ich denn groß aufdrehen“, sagte ein Molkereivertreter. Und auch Bauernpräsident Gerhard Wlodkowski wollte es sich nicht mit dem Handel verscherzen. „Ich bedanke mich beim Lebensmittelhandel, dass wir im Großen und Ganzen eine vernünftige Kooperation haben“, sagte er.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 5.2.2010

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
UA-12584698-1