Samstag, 18. Dezember 2010

Bauern stecken trotz Plus weiter in der Krise





HANS GMEINER Salzburg (SN). Nach zwei Jahren mit kräftigen Einkommensrückgängen, die im Vorjahr sogar an die 30-Prozent-Marke heranreichten, können die Bauern heuer zwar wieder nicht auf-, zumindest aber durchatmen. Nach einer Schätzung der Statistik Austria legten heuer die Einkommen um 12,4 Prozent zu.

Verantwortlich dafür waren vor allem die höheren Preise bei Ackerfrüchten und Milch. In diesen Sparten hatten die Bauern in den vergangenen Jahren am stärksten unter dem Preisverfall zu leiden. Entsprechend stark wirkte sich heuer die Trendumkehr an der Preisfront aus. Je nach Getreideart gab es ein Plus von bis zu 70 Prozent. Der Milchpreis legte um mehr als zehn Prozent zu.

Die Ackerbauern konnten die höheren Preise heuer freilich nicht voll nutzen. Eine schlechte Getreideernte bei den wichtigsten Früchten bremste die Hoffnungen auf eine raschere Erholung der Einkommen. Insgesamt lag die Getreide- und Maisernte mit 4,5 Mill. Tonnen um 6,5 Prozent unter dem Niveau des vorangegangenen Jahres. Dieser Rückgang konnte durch höhere Raps- und Sojaernten (plus 7,2 Prozent) nicht ausgeglichen werden.

Nur träumen von Zuwächsen konnten im Vorjahr die Fleischerzeuger. Dort blieb das Preisniveau gedrückt. Die Schwei-ne- und Rindermäster zählen daher heuer nicht zu den Gewinnern.

Der für heuer erwartete Anstieg der Einkommen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Landwirtschaft nach wie vor die Krise der vergangenen drei Jahre nicht überwunden hat. Das Einkommen 2009 ist das viertschlechteste der vergangenen zehn Jahre und real nicht höher, als es bereits 2001 war. Der Wermutstropfen für die österreichischen Bauern: In vielen anderen EU-Staaten sind die Einkommen dem Vernehmen nach heuer wesentlich stärker gestiegen.

Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich (ÖVP) zeigt sich angesichts der Vorausschätzung von Statistik Austria erleichtert und reklamiert einen Teil der Einkommenswende für die Politik. „Durch Maßnahmen wie Intervention, Lagerhaltung und Exporterstattung hat sich der Markt stabilisiert.“


Salzburger Nachrichten Wirtschaft 18.12.2010

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