Mittwoch, 20. April 2011

Milchmarkt trotz Erholung unter Druck




HANS GMEINER Wien (SN). Nach zwei Krisenjahren hat sich der Milchmarkt im Vorjahr wieder stabilisiert. Der Dollarkurs, die Öffnung des russischen Markts und die Nachfrage aus China sorgten für die Wende. Die Bauern-Milchpreise legten kräftig zu und erreichten im Jahresschnitt 35,2 Cent je Kilogramm. Derzeit kratzen sie sogar an der magischen 40-Cent-Grenze und liegen über dem deutschen Preisniveau.

Die Preisrallye könnte weitergehen. Branchen-Insider halten sogar eine ähnliche Preisexplosion wie 2007/2008 für möglich. Sie verweisen darauf, dass die Preiskurven für Butter und Milchpulver auf den internationalen Märkten ein ähnliches Bild zeigen wie vor drei Jahren. „Diesmal ist aber die Situation nicht so überhitzt und der Preisanstieg nicht so rasant“, sagt Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM). Phasenweise könne der Durchschnittspreis heuer die 40-Cent-Marke noch überspringen, übers Jahr gerechnet werde der Durchschnittspreis diese Marke aber nicht erreichen.

Einer der Gründe dafür ist das straffe Preisregime des Handels. „Die ,Aktionitis‘ mit den permanenten Sonderangeboten geht eindeutig zulasten der heimischen Landwirtschaft“, kritisiert Petschar. Die jüngste Preisrunde war nicht ganz nach seinem Geschmack. „Da und dort brauchen wir noch Erhöhungen.“ Insbesondere der Preis für Billigstvollmilch sollte um fünf Cent je Liter auf 90 Cent angehoben werden.

Insgesamt konnten die 92 Milch verarbeitenden Betriebe Österreichs ihren Umsatz im Vorjahr gegenüber 2009 um fünf Prozent auf 2,08 Mrd. Euro erhöhen. Die Erträge entwickelten sich in die entgegengesetzte Richtung. Das bereinigte EGT ging von 1,8 auf 1,5 Prozent des Umsatzes zurück.

Der Druck auf dem Markt zeigt sich auch in den Strukturdaten. Die Zahl der Milchbauern sank im Vorjahr um 3,2 Prozent auf 36.700. Auch die Molkereien rücken zusammen. Tirol Milch schlüpfte bei Berglandmilch unter. Dort ist die Übernahme der Stainzer Molkerei nur noch Formsache. In Salzburg rückten Alpenmilch und Käsehof zusammen. Der nächste Zusammenschluss steht schon vor der Tür: Die NÖM flirtet dem Vernehmen nach auf das Heftigste mit der Obersteirischen Molkerei.


Salzburger Nachrichten Wirtschaft / 20.04.2011

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
UA-12584698-1