Dienstag, 31. Mai 2011

Bioverband: „Man macht mehr daraus, als es ist“





Obwohl die Konsumenten mehr Fragen stellen, fürchtet die Biobranche keine nachhaltigen Schäden durch die EHEC-Infektionen.

HANS GMEINER Salzburg (SN). Bei den heimischen Biobauern und im Lebensmittelhandel versucht man angesichts der hoch gehenden Wogen rund um möglicherweise verseuchte Biogurken, Biotomaten und Biomelanzani kühlen Kopf zu bewahren. Daran dass, wie mancherorts befürchtet, das Image heimischer Bioprodukte oder gar der Ruf des Biolands Österreich unter dem aktuellen Skandal nachhaltig leiden könnte, mag niemand glauben. „Man macht mehr daraus, als es derzeit ist“, sagt Rudi Vierbauch, Obmann von Bio Austria. „Wir sind ebenso wie die Konsumentinnen und Konsumenten betroffen über die aktuelle Lage.“

Ähnlich sieht man die Situation auch bei den großen Handelsketten. „Wir hoffen, dass die jetzigen Ereignisse keine nachhaltige Auswirkung auf den Biomarkt haben“, sagt Nicole Berkmann von Spar. Dass die Konsumenten derzeit verunsichert seien und viele Fragen vor allem nach der Herkunft stellten, sei verständlich. Bei Spar hätten sie nichts zu befürchten. „Wir haben mit dem in Rede stehenden Unternehmen nichts zu tun und nur Gurken aus Österreich.“

Ganz ähnlich klingt es aus dem Rewe-Konzern (Billa, Merkur, Penny, Adeg). Auch dort betont man, nichts mit dem Betrieb zu tun zu haben, über den die spanischen Biogurken nach Österreich kamen. „Gurken stammen seit Mitte April ausschließlich aus Österreich, spanische Tomaten und Melanzani haben wir vorsorglich aus den Regalen genommen“, sagt Rewe-Sprecherin Corinna Tinkler.

Allen in der Branche geht es nun um möglichst rasche Aufklärung. „Wir brauchen mehr Fakten, um entsprechende Rückschlüsse und allenfalls weitere Vorkehrungen treffen zu können“, sagt Vierbauch. Eine „rasche und transparente Aufklärung“ fordert auch Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich. Bis Montagnachmittag war nichts davon bekannt, dass verseuchte Biogurken tatsächlich auch nach Österreich geliefert wurden.

Die Gelegenheit, den Konsumenten den Kauf heimischer Produkte besonders ans Herz zu legen, will man dennoch nicht ungenutzt vorübergehen lassen. Berlakovich: „Wer sicher sein will, ist bestens beraten, auf das AMA-Gütesiegel, das AMA-Biozeichen und auf Produkte der Genuss Region Österreich zu vertrauen.“

Das freilich ist nicht immer leicht. Nicht nur, dass Gemüse extrem saisonabhängig ist, unter den Vorgaben des Biolandbaus ist auch die Produktion sehr schwierig und wirtschaftlich ein hohes Risiko. Das gilt vor allem für die sogenannten Schlangengurken, um die es jetzt geht. Auf ihre Erzeugung verstehen sich in Österreich nur 615 Gemüsebauern. Und für sie beginnt erst jetzt die Saison.


Salzburger Nachrichten Wissenschaft 31.05.2011

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