Montag, 2. Mai 2011

Ein Augenzwinkern zu viel





"Die Transparenz der Abläufe und die Nachvollziehbarkeit der Angaben machen Sus zu einem schlagkräftigen Instrument im Krisenfall", sagt der Landwirtschaftsminister. Und: "Zurzeit existiert bei Schweinefleisch keine gesetzliche Definition der Herkunft und keinerlei gesetzliche Vorgaben, an einem entsprechenden Kennzeichnungsystem teilzunehmen".
"Ähm. Wie? Was?" denkt sich da der Konsument, respektive die Konsumentin, die nicht mit den Feinheiten der österreichischen Lebensmittelkennzeichnung vertraut sind. "Es hat doch immer geheißen, nur Produkte aus Österreich sind wirklich sicher, die besten sind sie auch und das Kontrollsystem ist das beste der Welt. Und jetzt das?" Jetzt müssen die treuen Käufer österreichischer Produkte zur Kenntnis nehmen, dass das alles gar nicht so abgesichert war, wie man ihnen immer weismachte. Dass erst Sus das ermöglicht. Dass sie sich einen Bären aufbinden ließen und Süßholz raspelnden Agrariern vertrauten, die ihnen etwas vorgaukelten, was es gar nicht gab, wie sie nun selbst indirekt zugeben. Dass sie ihnen auf den Leim gegangen sind.
Die Folgen könnten fatal sein. Warum sollte die Konsumenten diesen Herrschaften noch irgend etwas glauben? Was ist dann die Werbung mit dem Verweis auf die hohe österreichische Qualität und all das, was sonst noch in die Werbeschlacht geworfen wird, wirklich wert?
Da geht es nicht um das Sus-Konzept. Das ist notwendig und wohl auch gut. Da geht es um den Umgang mit der Wahrheit, um die Glaubwürdigkeit und um die Sorgfalt.
Da herrscht tiefstes Österreich. Augenzwinkern da, Schulterzucken dort, aber geh, sei nicht so.
Da wird das Vertrauen der Konsumenten, das in Sonntagsreden so gerne in den Himmel gehoben wird, arg strapaziert. Aber nicht nur das. Es geht auch um das Vertrauen der Bauern und um die Bauern selbst. Kein Wunder, wenn sie zu fragen beginnen, was der ganze Kontrollaufwand, der ihnen aufgehalst wird, soll. All die Ohrmarken, all die Nachmessereien und Rückstellungsmuster und all der ganze Bürokratiekram?
Eh alles für nichts, weil die Produktionskette immer wieder Lücken aufweist? Sind gar die Bauern es alleine, denen alles aufgehalst wird? Die, die im System den Schwarzen Peter gezogen haben? Und nach der Stalltür, nach der Ablieferung der Feldfrüchte gibt es im so hochgelobten österreichischen System nicht viel mehr als viele Lücken?
Österreichs auf sich so stolze Landwirtschaft geht auf einem schmalen Grat. Und das mit einem Augenzwinkern zuviel. Nicht nur bei der Sicherung der Fleisch-Herkunft.
Bisher hantelte man sich - zugebenermaßen nicht unerfolgreich - mit schönen Bildern und pauschalen Versprechungen und Auslobungen über alle offenen Fragen drüber und durch alle Graubereiche durch. Getragen vom guten Willen der Bauern und vom guten Glauben und Vertrauen der Konsumenten.
Zu fragen ist, wie lange das alles halten kann. Pauschalversprechen sind gefährlich.
An der Nase nehmen sollten sich alle. Die amtlichen Agrar-Vermarkter von der AMA-Marketing genauso wie all die Molkereien, die Fleischverarbeiter und erst recht der Handel - kurzum alle, die mitunter weitab von der Realität und zuweilen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ihre Produkte verkaufen wollen.
Das kann fatal enden. Von ungefähr kommt es schließlich nicht, dass "Österreich" längst auch im Billigst-Segment verramscht wird.
Ist ja nichts Besonderes, wenn es sich alle so leicht machen.

Blick ins Land - 2. Mai 2011

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