Freitag, 10. Juni 2011

Schweine ohne Genfutter als Marktlücke





Ein oberösterreichischer Fleischer setzt auf gentechnikfrei gefütterte Schweine. Die Branche beobachtet das mit Argwohn.

HANS GMEINER Salzburg (SN). Fütterung mit gentechnikfreiem Soja und Regionalität sind die Kernpunkte eines Markenfleischprogramms, mit dem der oberösterreichische Fleischverarbeiter Oberndorfer seit Monaten nicht nur in der Schweinebranche, sondern auch bei Handel und Konsumenten für Aufmerksamkeit sorgt. „In der Vorwoche haben wir die ersten 600 Schweine geschlachtet“, sagt Firmenchef Franz Oberndorfer im Gespräch mit den SN. Mit den Ergebnissen ist er zufrieden. „Alle, denen wir Proben schickten, sind hellauf begeistert.“ Der Fleischer aus Ried im Traunkreis verhandelt derzeit mit einer Reihe möglicher Abnehmer in Gastronomie, im Groß- und im Fachhandel im In- und Ausland. „Für eine große Handelskette mit Sitz in Deutschland sind wir dabei, bereits entsprechende Mengen aufzubauen“, meint er. Zur Frage, ob diese Kette auch in Österreich vertreten ist, sagt er nichts. Aber auch rein österreichische Ketten zeigten sich sehr interessiert. Oberndorfer: „Alle schauen auf uns.“

In den kommenden Wochen soll das konventionell erzeugte Fleisch unter der Marke IBO (Ich bin aus Oberösterreich) auf den Markt kommen. Zurzeit hat Oberndorfer 150 Bauern unter Vertrag. In spätesten zwei Monaten soll er pro Woche 1500 Schweine, die nach den IBO-Vorschriften gefüttert und gehalten werden, liefern.

Die höheren Futtermittelkosten für das gentechnikfreie Soja werden den Bauern mit einem Zuschlag von fünf Cent je Kilogramm Schwein abgegolten. „Für die Konsumenten wird das Fleisch aber leistbar bleiben“, verspricht Oberndorfer. „Selbst wenn das Kilogramm um 50 Cent teurer sein sollte als herkömmliches Fleisch, sind das bei einem durchschnittlichen Schweinefleisch-Konsum von 50 Kilogramm pro Jahr nicht mehr als 25 Euro, nicht einmal eine Autotankfüllung“.

In der Agrarpolitik und in der Vertretung der Schweinebauern beobachtet man das Projekt Oberndorfers mit Zurückhaltung. Unterstützung gibt es kaum. Man befürchtet, unter Druck zu geraten, wird doch von manchen politischen Seiten und von NGO seit Längerem eine Umstellung auf gentechnikfreie Fütterung gefordert.

In der Fütterung von Milchvieh und Geflügel ist die Verwendung von gentechnikfreiem Futter bereits Realität. Dort hat man sich freiwillig auf die Umstellung verständigt. Bei Schweinefleisch scheint man davon weit entfernt zu sein. Für die Schweinebauern, die, wie ihre Berufskollegen überall in Europa, günstigeres und leichter verfügbares gentechnisch verändertes Soja verfüttern, ist das unter den derzeit schwierigen Marktverhältnissen unvorstellbar. Sie haben Angst davor, auf den hohen Kosten und dem teureren Fleisch sitzen zu bleiben und den heimischen Markt zu verlieren, während ausländische Lieferanten das Geschäft machen.


Salzburger Nachrichten Wirtschaft / 10. Juni 2011

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