Montag, 25. Juli 2011

Neuer Schlüssel für Agrargelder





Die EU-Agrarprämien müssen ab 2014 in Österreich völlig neu verteilt werden. Die Umsetzung wird für die Bauern spannend.

HANS GMEINER Salzburg (SN). Die EU-Agrarreform beschert der heimischen Agrarpolitik - neben vielen anderen - ein Thema, bei dem man sich nicht auf Brüssel ausreden können wird, sondern das man selbst lösen muss. Mit Beginn der neuen Budgetperiode 2014 muss die Verteilung der Agrarprämien, die direkt aus Brüssel kommen, in Österreich neu geregelt werden. Das Ziel: größere Verteilungsgerechtigkeit. Hinter verschlossenen Türen werden längst verschiedene Modelle gerechnet, darüber reden mag niemand, weil man um die Sprengkraft weiß, die in diesem Thema steckt.

Derzeit orientiert sich die Höhe dieser Prämien an den Produktionsverhältnissen der Jahre 2000 bis 2002. Dieses "historische Modell", für das sich Österreich entschied, obwohl man schon damals vom Änderungsbedarf wusste, war für Politik und Bauern das schmerzloseste. Inzwischen sorgt es aber wegen der unterschiedlichen Entwicklung der Agrarzweige und damit einhergehender Ungleichheiten für Unmut. Auch die EU verlangt Anpassungen.

Die Herausforderung ist groß, die Unterschiede sind zum Teil extrem, die Materie ist vielschichtig. Die Durchschnittsprämie, die ein österreichischer Bauer direkt aus Brüssel bekommt, liegt pro Hektar bei 275 Euro. Tendenziell erhalten Ackerbauern höhere Prämien pro Hektar als Grünlandbauern. Aber auch bei den Tierhaltern gibt es - wie etwa die Stiermäster - Bauern mit hohen Hektarprämien. Nicht berücksichtigt sind dabei freilich die Umweltprämien und die Bio- und Bergbauernförderung, die von Österreich mitfinanziert werden. Sie sind nicht direkt Thema der Verteilungsdiskussion, wirken aber tendenziell ausgleichend.

Regional lassen sich die Unterschiede bei den Direktprämien aus Brüssel - im Fachjargon "Zahlungsanspruch" - kaum festmachen. So liegt der Bezirk Landeck, in dem ein Zahlungsanspruch im Schnitt mit 137 Euro pro Hektar österreichweit am niedrigsten bewertet ist, genauso im Bundesland Tirol wie der Bezirk Schwaz, wo er mit 366 Euro je Hektar am höchsten bewertet ist. Nach Bundesländern führt Wien die Liste mit 309 Euro/Hektar vor Niederösterreich (296 Euro) an. Schlusslicht ist das Bundesland Salzburg mit nur 191 Euro pro Hektar.

Wie die Angleichung der Prämien erfolgen soll, ist offen. Derzeit tendiert man zu einer Aufteilung Österreichs in drei bis vier Produktionsregionen. Als Möglichkeit ventiliert wird auch, die Prämien auf Produktionssparten abzustellen. "Man soll dabei aber nicht zu viel differenzieren, sonst wird es zu kompliziert", sagt Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer.

Fix scheint lediglich zu sein, dass die Fläche, die ein Bauer bewirtschaftet, ein wichtiger Orientierungspunkt bleibt. Und fix scheint zu sein, dass keine in ganz Österreich einheitliche Prämie pro Hektar kommen wird. "Das würde zu allzu großen Verwerfungen führen und für einzelne Sparten die Wettbewerbsposition verschlechtern", sagt Wlodkowski. Er will die Gestaltung der Prämien auch von den Möglichkeiten abhängig machen, die sich aus den künftigen Umweltprogrammen ergeben.

Während zwischen den Länder-Bauernkammern längst die Wogen hochgehen, kommen von den Agrarlandesräten gemäßigte Töne. Oberösterreichs Landesrat Max Hiegelsberger will die Ergebnisse der Modellrechnungen abwarten. Und Salzburgs Sepp Eisl wünscht sich vor allem, dass die neue Regelung "möglichst einfach" wird. Daran, dass die Umsetzung schwierig wird, hat er keinen Zweifel. Über den Grund dafür auch nicht: "Es wird Verschiebungen geben."

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 25. Juli 2011

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