Samstag, 13. August 2011

Wofür die heimischen Agrarpolitiker kämpfen





Für die Landwirtschaft wird es von der EU in Zukunft weniger Geld geben. Auch wenn von Landwirtschaftsminister Berlakovich und Bauernkammer-Präsident Wlodkowski abwärts alle laut deklamieren: "Nicht mit uns" und "Das geht nicht!" Und auch wenn alle hoch und heilig und bei jeder Gelegenheit versprechen, "mit ganzer Kraft", wie gerne betont wird, gegen die Kürzung zu kämpfen.

Aber nicht alleine das: "Kämpfen" will man auch dagegen, dass durch die Agrarreform die Agrarpolitik verändert wird. Allenfalls eine "Weiterentwicklung" kann man sich vorstellen.

Das klingt schön und lobenswert. Aber ist es das auch tatsächlich? Denn, was heißt für das Bisherige zu kämpfen anderes, als dass man die derzeitige Situation für die nächsten Jahren fortschreiben will? Diese Situation, man erinnere sich nur, vor der vor der letzten Agrarreform so eindringlich gewarnt wurde und angesichts derer damals genauso versprochen wurde zu kämpfen. Diese Situation, die von vielen Bauern als unbefriedigend, von manchen gar als demütigend und zuweilen aussichtslos, jedenfalls aber als stark verunsichernd empfunden wird.

Da sollte die Frage schon legitim sein, wofür man sich einsetzt. Denn was heißt das für den Bauern? Weiterhin schlechte Einkommen? Weiterhin keine Hoffnung auf Preise, von denen ein Bauer ohne Subventionen leben kann? Weiterhin abhängig sein von den öffentlichen Haushalten, wie im Spital ein Patient vom Tropf? Und damit weiterhin politischer Spielball und angewiesen sein auf guten, wohl besser, gnädigen politischen Wind? Müssen sich die Bauern deswegen auch in Zukunft immer wieder vor Krethi und Plethi für jeden Cent rechtfertigen, den sie wegen einer Agrarpolitik brauchen, die sie eigentlich gar nicht wollen? Ohne Kraft und Möglichkeiten, auf eigenen Beinen zu stehen? Ohne Perspektiven und mit wenigem, das Vertrauen und Sicherheit schaffen könnte? Und ohne viel, das Glauben an die Zukunft geben und die Verunsicherung darüber, wie es mit der Landwirtschaft weitergehen wird, nehmen könnte?

Die Diskussion um die Agrarreform läuft nicht befriedigend. Agrarpolitik scheint sich in der Sicherung von Geld und in der Erfindung immer neuer Rechtfertigungen dafür zu erschöpfen.

Auch wenn angesichts des schwierigen politischen Standes, den die Landwirtschaft in Europa und auch in Österreich hat, die Vorschläge und Forderungen der Agrarier verständlich und der bisherige Verlauf der Diskussion nachvollziehbar sein mag, seien andere Themen als Geld und die Sicherung von Bestehendem eingemahnt. Denn damit -siehe oben - wird, genau betrachtet, nur gesichert, dass für niemanden etwas besser wird. Nicht für den kleinen Bauern mit ein paar Hektar und wenigen Stück Vieh, nicht für die Bergbauern, nicht für den Biobauern und auch nicht für den österreichischen Durchschnittsbauern, der hierzulande mitunter als groß, im internationalen Vergleich aber als mickrig gilt.

Sie alle müssen sich weiter vor der Zukunft fürchten.

"Und?", könnte man fragen. "Dafür lohnt es sich zu kämpfen?"

Ja, lautet die Antwort. Leider, kann man allenfalls hinzufügen. Wegen der mutlosen und uninspirierten Agrarpolitik der vergangenen Jahre, wegen des schwindenden Verständnisses für die Landwirtschaft und weil große Themen wie international ungleiche Produktionsund Umweltstandards und Lebensbedingungen oder billige Transsportkosten nach wie vor international ungelöst sind, hat man zumindest kurzfristig keine realistische Alternative -was immer die Bauern davon halten.

Gmeiner-meint Blick ins Land August 12. August 2011

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