Donnerstag, 22. September 2011

Agrarprodukte nach Maß





Angesichts der Preissprünge und schwieriger Märkte gewinnt die Vertragslandwirtschaft an Bedeutung.


HANS GMEINER Hörsching (SN). Seit zehn Jahren lässt sich die Welser Großbäckerei Resch von Bauern in ganz Österreich agrarische Rohstoffe nach Maß erzeugen. Zuerst war es Weizen für die Resch & frisch-Semmeln und -Salzstangerl, dann kamen Roggen und Dinkel dazu, Gewürze und Kürbiskerne. 350 Bauern liefern mittlerweile für Resch, 2300 Hektar groß ist die Fläche, auf der nur für den Welser Bäckereibetrieb produziert wird. Eine genau nach den Bedürfnissen seiner Bäckerei definierte Qualität der Feldfrüchte, nachvollziehbare Herkunft und unabhängige Kontrollen sind die Säulen des Konzepts von Resch, der neben Ölz und Anker zu den Großen der Branche zählt. Dafür nimmt man um 20 Prozent höhere Rohstoffkosten in Kauf.

Auf die Frage, ob sich das bisher ausgezahlt hat, sagt Firmenchef Josef Resch ohne zu zögern: „Ja, sicher. Die Firma ist heute wesentlich wertiger, das schätzen die Konsumenten.“ Gut 4,5 Mill. Euro ließ sich Resch in den vergangenen zehn Jahren den Mehraufwand (höhere Preise für die Bauern, Extraaufwendungen für Kontrolle und Abwicklung über Handel und Mühlen) kosten.

Der Weg, den Resch vor zehn Jahren einschlug, ist inzwischen für die gesamte Lebensmittelbranche, die Industrie, aber auch für den Handel interessant geworden. Von den rund 1,4 Mill. Hektar Ackerland in Österreich wird laut Günther Rohrer von der Landwirtschaftskammer Österreich mehr als ein Drittel auf Basis von Verträgen bewirtschaftet.

„Angesichts der Preissprünge und der oft ungewissen Versorgungslage sucht man Sicherheit und Stabilität“, sagt Karl Fischer von der Crop Control, einer Tochter der saatbaulinz. Sein Unternehmen wickelt nicht nur für Resch, sondern auch für die VOG (Rapso), Backaldrin (purpur), den Sojaverarbeiter Mona, „ja!natürlich“ und für Brauereien Vertragsprojekte mit Ackerbauern ab. 28.000 Hektar betreut die Crop Control, neben der RWA einer der Großen in der heimischen Getreide-Vertragslandwirtschaft, inzwischen. Der Umsatz liegt bei 30 Mill. Euro.

Vertraglich gesicherte Produktion von Agrarrohstoffen gehört für Unternehmen wie u. a. Agrana, Jungbunzlauer, die großen Kartoffelverarbeiter wie Kellys, aber auch Handelsketten wie Rewe (ja!natürlich) und Hofer (zurück zum Ursprung) inzwischen zum täglichen Brot. In der Milchwirtschaft hat die vertragliche Bindung der Bauern eine lange Tradition, ebenso in der Geflügel- und Eiererzeugung. Nur bei Schweine- und Rindfleisch gibt es wenige Vertragsprojekte.


Salzburger Nachrichten Wirtschaft / 22.09.2011

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