Freitag, 16. September 2011

Vorbereitung auf das Ende der Milchquote





HANS GMEINER Bad Mitterndorf (SN). So wie die Dinge liegen, wird der europäische Milchmarkt in gut dreieinhalb Jahren, im Frühjahr 2015, liberalisiert. Von der Politik verordnete Produktionsquoten und Lieferrechte, die den Markt derzeit bestimmen, werden dann verschwinden. Sowohl in den heimischen Molkereien als auch auf den Bauernhöfen laufen bereits die Vorbereitungen auf die Zeit nach dem Ende der Quoten an. Geht es für die Milchverarbeiter um die Sicherung des Rohstoffs, stehen für die Bauern Absatzsicherheit und Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt.

Milchverarbeiter wie die Berglandmilch oder die Kärntnermilch sind dabei, die Bauern enger an sich zu binden. Während sich in Kärnten die Bauern in Zukunft statt wie bisher ein Jahr künftig auf zwei Jahre verpflichten, die Molkerei nicht zu wechseln, setzt die Berglandmilch auf eine Verlängerung der jährlichen Kündigungsfrist.

Aktivitäten von bäuerlichen Liefergemeinschaften wie der Freien Milch Austria, die bereits rund 70 Mill. Kilogramm vermarktet, scheinen den Molkereien Sorgen zu machen. Risiko will man da keines eingehen. „Wir haben Verpflichtungen gegenüber Kunden und brauchen diese Sicherheit“, verteidigt Helmut Petschar, Sprecher der heimischen Milchwirtschaft und Chef der Kärntnermilch, die Verdoppelung der Bindungsfrist. Auch die Bauern würden davon profitieren. „Wir verpflichten uns ja ihnen gegenüber, dafür zu sorgen, dass sie in diesem Zeitraum die Milch auch vermarkten können.“

Auch auf den Höfen beginnt man schon jetzt, die Weichen zu stellen. Wer Milchproduzent bleiben will, baut die Produktion aus. „Die großen werden größer, die kleinen geben auf“, sagt Petschar. Die Offensive schlägt sich bereits in der Statistik nieder. Im Vorjahr wuchs die Milchproduktion um zwei Prozent, heuer sogar um vier Prozent. Damit liegt Österreich über dem EU-Schnitt (plus 2,5 Prozent) und zählt mit Irland und Frankreich zu den Ländern mit der größten Steigerung.

Der Bauernmilchpreis liegt derzeit knapp unter der magischen Grenze von 40 Cent. Dabei wird es heuer bleiben, meint Petschar. Die Konsumenten müssen sich freilich auf höhere Preise einstellen. Käse und Fruchtjoghurt sollen schon bald um sechs bis acht Prozent teurer werden.


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft / 16.09.2011

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