Montag, 10. Oktober 2011

Lebensmittelexporte auf Rekordkurs




Agrar- und Lebensmittelexporte legten um mehr als 20 Prozent zu.

HANS GMEINER Wien (SN). Daheim liegt man mit dem Handel und mit der Arbeiterkammer im Clinch, denen die heimischen Lebensmittel nicht billig genug sein können, im Ausland sind Käse, Fleisch und Wurstwaren, Obst, Gemüse und Getränke aus Österreich gefragt wie noch nie. „Wir hatten heuer ein unglaublich gutes erstes Halbjahr im Export“, sagte am Donnerstag Stephan Mikinovic, Chef der AMA-Marketing.

Die Agrarexporte insgesamt legten gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 21,2 Prozent auf 4,5 Mrd. Euro zu. Davon profitierte auch die Lebensmittelindustrie. Sie steigerte ihre Produktion um 10,4 Prozent (auf 3,7 Mrd. Euro) und die Exporte um 20,6 Prozent (auf 2,6 Mrd. Euro). „Es ist so etwas wie Normalität zurückgekehrt“, nennt das Michael Blass vom Fachverband der Lebensmittelindustrie.

„In allen Warengruppen hatten wir zweistellige Zuwächse“, freute sich Mikinovic. So legte etwa der Käseexport nach Deutschland um 30 Prozent zu und wuchsen die Agrarausfuhren in die neuen EU-Länder um 24 Prozent auf 827 Mill. Euro.

Da konnte sich Blass einen Seitenhieb in Richtung Arbeiterkammer nicht verkneifen: „Wir setzen uns mit unseren Produkten und Preisen auf den internationalen Märkten durch, nur die Arbeiterkammer will das nicht wahrhaben und vergleicht uns mit dem deutschen Markt, dem billigsten in Europa.“ Die Arbeiterkammer vergleiche dabei ungleiche Produkte. „Deutschland hat die besten Autos, aber die schlechtesten Lebensmittel“, sagt Mikinovic. Da müsse es angesichts der Qualität österreichischer Lebensmittel Preisunterschiede geben.

Man verhehlt zwar nicht, dass ein Gutteil der heurigen Zuwächse auf erhöhte Rohstoffkosten zurückzuführen sind, den Vorwurf der Preistreiberei will man sich aber nicht gefallen lassen. „In anderen Bereichen waren die Preissteigerungen in den vergangenen Jahren höher“, sagt Blass.

Nach wie vor angespannt ist das Verhältnis der Lebensmittelindustrie zum Handel. „Wir sind in den vergangenen Jahren durch ein Stahlbad gegangen“, sagt Blass. Mittlerweile gewinnt er dem auch eine positive Seite ab. „Dabei sind uns aber auch Muskeln gewachsen.“ Der Zukunft schaut man daher gelassener entgegen. Blass und Mikinovic: „Wenn es keine Rezession gibt und die Märkte normal bleiben, setzt sich der bisherige Trend fort und wir werden erstmals Agrarprodukte um neun Mrd. Euro exportieren.“ Dazu tragen wohl auch die 120 österreichischen Aussteller bei der Anuga in Köln bei, die heute eröffnet wird.


Salzburger Nachrichten Wirtschaft /07.10.2011

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