Montag, 28. November 2011

Mühsamer Kampf um faire Milchpreise





Mit Milch und bald auch Butter sind die Mitglieder der IG-Milch zwar gut im Geschäft. Aber die Motivation der Bauern wird zur Herausforderung.


HANS GMEINER Salzburg (SN). Mit Aktionen vor Supermärkten, dem Lieferstreik vor drei Jahren und Sternfahrten im vergangenen Jahr wurde die IG-Milch groß. Seither wurde es ruhig um die Rebellen unter den Milchbauern. „Es ist in Österreich eher schwierig, die Bauern zu motivieren“, sagt Erna Feldhofer, die seit einem Jahr die Geschicke der Interessengemeinschaft führt. „Die Bauern sind mutlos, das Einkommen passt nicht und sie sind mit der Arbeit ausgelastet.“ Am politischen Ziel hält sie dennoch fest. „Wir kämpfen für einen kostendeckenden Milchpreis.“ Die derzeit im Schnitt pro Kilogramm gezahlten 35 Cent seien zu wenig, die Feindbilder daher intakt. „Unsere Gegenspieler sind die Agrarpolitik, die uns nicht versteht, und die Molkereien, die es gut verstehen, die Bauern einzuschüchtern“, versucht Feldhofer bei Veranstaltungen wie der Jahreshauptversammlung in Leonding (OÖ) Stimmung zu machen.

Nicht entmutigen lässt man sich bei den Plänen, über nahestehende Unternehmen mit eigenen Produkten und einer eigenen Milchvermarktung auf dem Markt mitzumischen und Alternativen für die Bauern aufzuzeigen. Nach einem Zwischenspiel bei der NÖM füllt nun wieder die Innviertler Molkerei Seifried die „Faire Milch“ ab. Die Absatzzahlen der mit 1,19 Euro je Liter teuersten konventionell erzeugten Milch im Land sind seit der Rückkehr der Produktion ins Innviertel im Juni um 20 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu anderen Marken sind sie aber unverändert geringfügig. Das mit der NÖM entwickelte und gescheiterte Projekt „A faire Butter“ will man jetzt ebenfalls mit Seifried verwirklichen. Die Molkerei will aber erst investieren, wenn es vom Handel Zusagen für die Abnahme gibt.

Einen Gang zurückschalten muss die „Freie Milch Austria“, die inzwischen jährlich 74 Millionen Kilogramm Milch von knapp 600 Bauern überwiegend in Deutschland und in Italien vermarktet. Dort geht es jetzt um eine Stärkung des Eigenkapitals und eine Verbesserung der Strukturen. „Wir wollen das Wachstum bremsen“, sagt Freie-Milch-Chef Ernst Halbmair. Das Unternehmen, dessen Umsatz in den vergangenen vier Jahren von knapp 500.000 Euro auf heuer rund 30 Mill. Euro schnellte, drücken die Kosten. Man tut sich schwer, mit den Bauernmilchpreisen der Molkereien mitzuhalten.

Nach Angaben Feldhofers zählt die IG-Milch derzeit rund 4000 Mitglieder. „Vollmitglieder zahlen jährlich 55 Euro, unterstützende Mitglieder 25 Euro.“ Wichtigster Posten auf der Einnahmenseite sind mit 155.000 Euro Mitgliedsbeiträge und die Erlöse aus Werbeartikeln und mit 18.500 Euro Lizenzeinnahmen aus dem Verkauf von „A faire Milch“ (fünf Cent je Liter). Bei den Ausgaben dominieren der Mitgliedsbeitrag für den Europäischen Milkboard (19.200 Euro) sowie die Kosten für die Rechtsberatung (23.500 Euro). Die Entschädigung für den Vorstand beträgt 14.400 Euro. Im Vorjahr gab es wegen der Rückzahlung eines 40.000-Euro-Darlehens für die Freie Milch Austria 22.800 Euro Verlust. Heuer schaut es anders aus. Nach den ersten neun Monaten gab es ein Plus von 51.000 Euro.


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft / 28.11.2011

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