Mittwoch, 11. Juli 2012

Schlussstrich unter Fischlers Abenteuer




AMA-Marketing übernimmt „gut so!“ – Interesse an Know-how, aber die Marke verschwindet

HANS GMEINER Salzburg (SN). Es hätte ein Vorzeigeprojekt für die Vermarktung hochwertiger österreichischer Lebensmittel werden und neue Ethikstandards setzen sollen. Als damaliger Präsident des Ökosozialen Forums organisierte der frühere EU-Agrarkommissar Franz Fischler im Jahr 2008 öffentliche Gelder, sprach höchstpersönlich bei den Chefs des Lebensmittelhandels vor und gründete mit fairea ein eigenes Unternehmen unter den Fittichen seiner Organisation, um die Marke „gut so!“ im Lebensmittelhandel zu etablieren. Er wollte zeigen, wie man erfolgreich hochwertige Lebensmittel richtig vermarktet. Geworden ist daraus ein im Verhältnis zum Umsatz sündteurer Flop. Statt 600 Produkte, wie ursprünglich geplant, tragen vier Jahre nach Gründung nur gut 70 das „gut so!“-Siegel. In der Lebensmittelbranche fanden sich nur acht Lizenznehmer und auf der Lieferantenliste stehen nur 28 Bauern. Nicht viel angesichts der rund 1,1 Millionen Euro, die an öffentlichen Mitteln in dieses Projekt flossen.

Fischlers Nachfolger als Präsident des Ökosozialen Forums, der niederösterreichische Agrarlandesrat Stephan Pernkopf, zog daher nur wenige Monate nach Fischlers Abschied die Notbremse. Er brachte das „gut so!“-Markenprogramm bei der AMA-Marketing unter. Dort ist man nach Angaben einer Sprecherin vor allem am Know-how von „gut so!“ interessiert. „Das Siegel selbst werden wir auslaufen lassen.“

Das „gut so!“-Projekt stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Der Handel zeigte sich reserviert und angesichts des holprigen Starts verlor auch die Agrarpolitik, die anfangs Pate stand, bald das Interesse. Statt der ursprünglich geplanten 1,9 Millionen Euro aus den Fördertöpfen der Ländlichen Entwicklung, die von Brüssel, Bund und Ländern gefüllt werden, gab es nur rund 800.000 Euro. 2010 stellten die Agrarreferenten der Länder die Unterstützung endgültig ein. Weitere 300.000 Euro aus der Ländlichen Entwicklung musste fairea deshalb über das Wirtschaftsministerium organisieren. Doch auch das machte das Kraut nicht mehr fett. Der Umsatz kam über zwei Millionen Euro nie hinaus.

„Es gelang einfach nicht, das Projekt so wie geplant wirtschaftlich auf die Reihe zu bringen“, sagt Klemens Riegler-Picker, Geschäftsführer des Ökosozialen Forums. Er ist erleichtert, dass die AMA-Marketing das Projekt übernommen hat. „Geld haben wir keines dafür bekommen.“ Mit den vier Mitarbeitern habe man eine einvernehmliche Lösung gefunden. Das Ökosoziale Forum habe keinen finanziellen Schaden genommen. Die fairea GmbH bleibe als Hülle vorerst weiter bestehen. „Vielleicht können wir die Gesellschaft noch brauchen“, sagt Riegler-Picker. „Momentan haben wir aber keine Pläne dafür.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 11. Juli 2012

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