Freitag, 4. Januar 2013

Anderswo würde man die Ärmel aufkrempeln





Die Agrarpolitik hat offenbar nur mehr ein Thema: Geld, Geld und noch einmal Geld. In Wien wie in Brüssel geht es allem Anschein nach nur mehr darum, Gelder und Geldflüsse zu sichern und Förderungen und Ausgleichszahlungen möglichst zu erhalten. Die Agrarpolitik ist angesichts des immer größerer werdenden Drucks zu einem reinen Rückzugsgefecht geworden. Agrarpolitiker werden nur mehr daran gemessen, wie gut oder schlecht es ihnen gelingt, Ausgleichszahlungen, Förderungen, Steuererleichterungen zu sichern.

Dass das so ist, verwundert in mehrerlei Hinsicht, gilt Landwirtschaft doch als der Wirtschaftszweig der Zukunft. Die Weltbevölkerung wächst rasant, die immer größere Zahl von Menschen zu versorgen gilt als die Herausforderung dieses Jahrhunderts schlechthin. Man müsste also meinen, dass die Politik alles tut, um die Weichen entsprechend zu stellen, damit diese Ziele auch erreicht werden können. Danach schaut es freilich nicht aus. Jedenfalls nicht in Europa.

Der Agrarkommissar und seine Reform wurden in den vergangenen Wochen angesichts der Budgetnöte der Gemeinschaft abgeräumt wie der sprichwörtliche Christbaum. Das mag angesichts der Anforderungen, vor denen die Landwirtschaft steht, und angesichts der Weltmärkte, auf denen man Europas Landwirtschaft immer mehr verliert, unverständlich sein. Unerwartet kommt es nicht. Die Reform galt von Beginn an als wenig ambitioniert und auf Sicherung des Geldes bedacht. Viele innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft hätten sich angesichts der sich abzeichnenden Geldnöte mehr Mut gewünscht und neue Ideen.

Es mag verwundern, dass die Landwirtschaft trotz der großen Aufgaben, die sie für die gesamte Gesellschaft hat, finanziell im Stich gelassen werden soll. Zumindest genauso verwunderlich und unverständlich ist aber, dass es vor diesem Hintergrund bei Bauern und Agrarpolitik so wenig Thema ist, von sich aus zu versuchen, die guten Aussichten für die Landwirtschaft zu nutzen.

Dieses Denken scheinen die Agrarier in den vergangenen Jahrzehnten der Voll-Alimentation mit Förderungs-und Beratungs-Rundumbetreuung völlig verlernt zu haben. Auch hierzulande. Mauern und betonieren sind die Hauptbeschäftigung allzu vieler Agrarpolitiker und Bauern. Dabei wird die Gefahr immer größer, wegen des Klammerns an Vergangenem die Zukunft zu versäumen.

In vielen anderen Wirtschaftszweigen wäre man froh ob der Aussichten, die den Bauern prognostiziert werden. Da würde man die Ärmel aufkrempeln. Nicht so die Bauern. Die kochen entweder im eigenen Saft oder starren im Verein mit ihren Vertretern wie das sprichwörtliche Kaninchen auf die Schlange, die ihnen an das will, was sie fürs Leben halten - ans Fördergeld.

Die Suche nach neuen Wegen ist nicht die Sache der heimischen Landwirtschaft. Dabei wäre sie angesichts ihrer Strukturen und Produktionsbedingungen ganz besonders darauf angewiesen. Die Bemühungen aber sind überschaubar. Und wenn es doch Anstalten dazu gibt, haben sie es schwer, sich durchzusetzen und akzeptiert zu werden - vom Biolandbau bis zur Agrospriterzeugung. Irgendwer macht sie immer madig. Vor allem in den eigenen Reihen.

Das sollte sich tunlichst ändern und schnell aufhören. Es gilt, Wege frei zu machen, Ideen Chancen zu geben und aus Stärken -wie etwa der GVO-freien Produktion - Geld zu machen. Dafür zu sorgen ist für die Bauern und ihre Vertreter auf Sicht viel wichtiger, als ewig öffentlichen Geldern hinterherzurennen - zumal dann, wenn die absehbarerweise immer weniger werden.

Gmeiner meint - Blick ins Land, Jänner 2013

1 Kommentar:

  1. Wo und wie oft gibt es diese Agrarländer, von den du träumst ? In allen Länder die ich bereist oder studiert habe, sind doch die Aussichten und Lage der Landwirtwirtschaft und vor allem die davon leben müssen um das x-fache schlechter - oder etwa nicht ? Besser kann ja alles machen, wenn die Umstände es zuliesen, oder?

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