Mittwoch, 30. Januar 2013

Gentechnikfreies Schweinefleisch ist ein Ladenhüter





Verbraucher müssen sich auf höhere Fleischpreise einstellen. Mit fünf bis zehn Prozent Steigerung ist zu rechnen.

HANS GMEINER Linz (SN). Die Umstellung auf gentechnisch nicht verändertes Futter in der Schweineproduktion kommt nicht in die Gänge. Nach Branchenschätzungen werden derzeit pro Woche nur 1500 bis 2000 Schweine schlachtreif, die ausschließlich GVO-frei gefüttert wurden. „Das sind nicht mehr als zwei Prozent der gesamten Produktion“, sagt Hans Schlederer, Chef der Österreichischen Schweinebörse, einer bäuerlichen Organisation, die einen Großteil der in Österreich erzeugten Schweine vermarktet. „Die Nachfrage dümpelt dahin“, sagt er. Dazu passt, dass sich just jener Fleischer aus Oberösterreich, der Vorreiter bei der Verarbeitung von GVO-freiem Schweinefleisch ist, mit einem Insolvenzverfahren herumschlagen muss.

Die Umstellung bei Schweinen ist wesentlich komplexer als bei Milchvieh oder Geflügel. Von einem Schwein kommen aufgrund der Marktverhältnisse nur rund 25 Prozent für die Vermarktung als GVO-freies Produkt infrage. Der Aufpreis von 50 Cent pro Kilogramm, der wegen der höheren Kosten erforderlich ist, ist vielen Konsumenten zu hoch.

Dass die Umstellung damit gescheitert ist, glauben die Bauern nicht. Die Agrarmarkt Austria wird eine Erweiterung des Gütesiegels vorstellen. „Wir produzieren GVO-freies Fleisch, wenn es bezahlt wird“, verspricht Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer in Oberösterreich.

Weil in ganz Europa die Produktionszahlen zurückgehen, müssen sich die Verbraucher auf höhere Fleischpreise einstellen. „Ein Preisanstieg von fünf bis zehn Prozent ist möglich“, sagt Schlederer. Die Bauern leiden derzeit unter den stark angestiegenen Futtermittelkosten. Sorgen macht auch das grassierende Schlachthofsterben. Allein im Vorjahr schlitterten sechs große Verarbeiter in die Pleite, unter anderem wegen unlauterer Konkurrenzbedingungen. Vor allem in deutschen Schlachthöfen sind in einem Hohen Maß Billigkräfte aus Osteuropa beschäftigt. „Die müssen um 2,5 bis fünf Euro pro Stunde arbeiten“, sagt Schlederer. „Fairtrade darf nicht nur für Bananen aus Entwicklungsländern gelten, in vielen deutschen Waren steckt auch Sklavenarbeit drin.“

Salzburger Nachrichten, Wirtschaft, 30. Jänner 2013

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