Freitag, 24. Mai 2013

Linzer Züchter bietet Konzernen die Stirn

 



Die Saatbau Linz fand in lokalen Bedürfnissen einträgliche Nischen. Vor allem Maissaatgut aus Oberösterreich ist gefragt.

HANS GMEINER Linz (SN). Der internationale Saatgutmarkt wird von wenigen großen Züchtern wie Monsanto, Pioneer oder Syngenta beherrscht. Dazwischen werden aber die Nischen für Sorten, die den oft sehr speziellen lokalen Bedürfnissen angepasst sind, immer größer. Genau das versteht sich die Saatbau Linz seit Jahren zunutze zu machen. Der Umsatz der oberösterreichischen Genossenschaft hat sich seit dem EU-Beitritt Mitte der 1990er-Jahre mehr als verfünffacht. Mit rund 141 Mill. Euro Jahresumsatz zählt das Unternehmen, das 3100 österreichischen Landwirten gehört und mehr als 400 Mitarbeiter aus 16 Nationen beschäftigt, heute – freilich weit hinter den Milliardenkonzernen – zu den 20 größten Saatgutproduzenten weltweit. Der Exportanteil liegt jenseits der 50 Prozent. „Wir sind heute in Chile und Mexiko genauso wie in der Ukraine und in China“, sagt Direktor Karl Fischer, der Doyen der heimischen Saatgutwirtschaft, der nach 28 Jahren an der Spitze des Unternehmens mit Jahresmitte in den Ruhestand tritt. Zu den neun Standorten in Österreich kamen in den vergangenen Jahren acht in Polen und in der Slowakei dazu.

Anders als die großen Hersteller setzt die Saatbau Linz auf eine breite Produktpalette nicht nur für die konventionelle, sondern auch für die biologische Landwirtschaft. 87 Kulturarten von Getreide über Mais und Soja bis hin zu Gräsern, Kräutern und Gewürzen hat man im Programm. Gentechnik in der Zucht einzusetzen ist für die Genossenschaft tabu.

Zur wichtigsten Sparte wurde in den vergangenen Jahren die Erzeugung von Mais-Saatgut. Im In- und im Ausland wurden heuer 400.000 Hektar mit Maissorten aus der oberösterreichischen Zucht angebaut. Bei Soja-Saatgut ist man in Österreich Marktführer.

Zu einem wichtigen Standbein wurde in den vergangenen Jahren die Vertragsproduktion von Getreide und Raps für Verarbeiter und Handelsketten. Die Tochtergesellschaft Crop Control macht inzwischen 48 Mill. Euro Umsatz.

Die beiden neuen Geschäftsführer, der mit seinem Vorgänger zufällig namensgleiche Karl Fischer und Josef Fraundorfer, wollen das Unternehmen weiter internationalisieren. „Bis 2020 streben wir eine Verdoppelung der Marktanteile im Ausland an“.

Die Diskussion um die neuen Saatgutregeln der EU halten die beiden künftigen Saatbau-Chefs für überzogen. Und ein Verbot der Neonicotinoide sehen sie gelassen. „Man wird sich halt neu orientieren müssen.“ Bei Raps wären die Folgen eines Verbots größer als bei Mais. Einen Alleingang Österreichs lehnen sie aber strikt ab. „Das wäre eine extreme Wettbewerbsverzerrung.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 24. Mai 2013

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