Sonntag, 17. Januar 2016

Und wieder ein Exportrekord



Agrar- und Lebensmittelausfuhren kratzen an Zehn-Mrd.-Euro-Grenze.

Hans Gmeiner

Berlin. Seit Jahren zählen die Agrar- und Lebensmittelexporte zu den Erfolgsstorys der heimischen Wirtschaft. Trotz jährlicher neuer Rekorde geht immer noch etwas. Auch im Vorjahr. Da legten die Ausfuhren von Fleisch, Milch, Milchprodukten, Gemüse, Backprodukten, Wein und alkoholfreien Getränken abermals um 2,5 Prozent zu. „Mit 9,93 Mrd. Euro kratzen wir mittlerweile bei den Ausfuhren an der Zehn-Milliarden-Grenze“, freuen sich AMA-Präsident Franz-Stefan Hautzinger und AMA-Marketing-Chef Michael Blass. „Das ist angesichts des sehr schwierigen Umfeldes ein ganz toller Erfolg.“ Weil die Importe um nur 2,3 Prozent auf 10,978 Mrd. Euro zulegten, konnte das Defizit stabil gehalten werden.

Die wichtigsten Märkte waren wie in den vergangenen Jahren Deutschland und Italien, in die zusammen fast 50 Prozent der Ausfuhren gingen. Dahinter folgen die USA, wo vor allem die Exporte von nicht alkoholischen Getränken, denen auch Red Bull zugerechnet wird, für ein Exportplus von 42,4 Prozent sorgten. Immerhin ein Plus von 25 Prozent gab es in den Staaten bei den Käseausfuhren.

Die Position, die sich die heimische Agrar- und Lebensmittelwirtschaft in Ländern wie Deutschland erarbeitet hat, ist beachtlich. „Dort sind wir hinter den Niederlanden und noch vor Polen zweitwichtigster ausländischer Rindfleischlieferant“, freut sich Blass. „Bei Käse sind wir hinter den Käsenationen Niederlande und Frankreich die Nummer drei.“

Die Erfolgszahlen spiegeln freilich nicht die ganze Wahrheit. Bei den agrarischen Rohstoffen und wenig verarbeiteten Produkten wie Fleisch, Milch oder Getreide, auf die knapp fünfzig Prozent der Exporte entfallen, gab es deutliche Rückgänge. „Das Preisniveau in diesen Sparten lag wegen der Russland-Krise und der damit einhergehenden Marktverwerfungen, die die Schweinebauern besonders trafen, im Schnitt um 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau“, sagte Blass am Donnerstag in Berlin.

Typisch dafür ist die Entwicklung im Außenhandel mit Russland. Während die Ausfuhren von Agrarprodukten und Lebensmitteln, die Russland 2014 nicht auf die Sanktionsliste setzte, in den ersten drei Quartalen des Vorjahres gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum 2014 lediglich von 89 auf 75 Mill. Euro fielen, stürzten sie bei Produkten wie Fleisch oder Milch, die als Reaktion auf die EU-Sanktionen mit einer Importsperre belegt wurden, von 25 Mill. Euro gegen null.

Der Druck, neue Märkte zu erschließen, ist groß. Schlagzeilenträchtige Politikerbesuche in Japan, China und anderen Fernost-Ländern schlagen sich bisher kaum in der Statistik nieder. Die Volumina sind gering, die Erfolge bescheiden. In Ländern wie China etwa hat man jahrelang die Entwicklung verschlafen. Während sich dort längst die großen Fleisch- und Milchproduktionsländer breitgemacht haben, steht Österreich praktisch am Anfang. Die Agrarexporte dorthin kletterten von 45,8 Mill. 2014 auf 46,4 Mill. im Vorjahr. Neue Lizenzen und eine Exportservicestelle sollen nun den Zugang zum chinesischen Markt erleichtern. Da die Stelle erst aufgebaut und das Personal eingeschult werden muss, ist freilich heuer kaum mehr mit zählbaren Erfolgen zu rechnen.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 15. Jänner 2016

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