Donnerstag, 4. Mai 2017

Nachwuchshoffnungen hoffen auf Nachwuchshoffnungen



"Wir wollen zeigen, dass Ideen nicht nur in Städten und in Hochhäusern, sondern auch am Land entstehen und jeder von uns das auch machen kann", sagt die junge Dame. "Dorfverstand" hieß die Aktion, mit der die Landjugend in Oberösterreich zeigen wollte, dass man sich auf dem Land nicht unterkriegen lassen will. Ein junger Bauer, dessen Hendln im Campingmobil wohnen, wurde da präsentiert, einer, der mit Strohhalmen aus echtem Stroh erfolgreich ist und einer, der eine App entwickelte, mit der sich Vereine leichter organisieren können.

Es ist nichts Großes, aber es zeigt, dass unter den jungen Bäuerinnen und Bauern Selbstbewusstsein wächst. Abseits der ausgetrampelten Pfade, auf denen die Agrarpolitik wandelt und in der sich das Denken der Bauernvertreter und vieler, vieler Bäuerinnen und Bauern immer noch abspielt. Man jammert nicht alten Zeiten nach, man ist bereit, neue Wege zu gehen. Man will zu einer bäuerlichen Selbstständigkeit zurückfinden, um sich aus den Abhängigkeiten von Fördergeldern und politischem Wohlwollen so gut es geht zu lösen. Und man hat genug davon, dass Handel, NGO und Freaks aus den Städten bestimmen, was die Landwirtschaft zu tun und zu unterlassen hat.

Man will nicht klein beigeben, sondern man versucht die eigenen Stärken herauszuarbeiten und Wege finden, die eine Zukunft und ein Auskommen in der Landwirtschaft tragen. Da wird nicht gejammert, sondern da wird angepackt und nach Chancen gesucht. Man ist bereit, sich von alten Denkmustern zu lösen und seine Position auf dem Markt, aber auch in der Gesellschaft zu erarbeiten.

Viele der jungen Bäuerinnen und Bauern definieren sich anders, als ihre Vorfahren. Längst sind sie dabei, die Landwirtschaft zu verändern. Und das ist gut so. Die einen sehen in Professionalisierung und Größe ihre Zukunft und sind bereit dafür alles zu geben. Andere spezialisieren sich und suchen gezielt nach Lücken auf dem Markt und nach Chancen bei den Konsumenten. Die Betriebsgröße spielt dabei immer weniger Rolle und auch nicht die Lage des Hofes. Das Konzept ist es, das heute zählt und die Idee. Und der Fleiß. Sie machen das, wovon andere jahre- und oft jahrzehntelang nur geredet haben, das, das lange von vielen nur gering geschätzt wurde und das, wofür viele nur ein herablassendes Lächeln übrig hatten. Der Weg, den sie gehen, ist nicht leicht. Aber sie wissen, dass der ist auch anderswo nicht leicht ist.

Die Agrarpolitik tut sich schwer mit diesen Pionierinnen und Pionieren. Sie lassen sich oft nicht einordnen in ihre Gedankenwelt. Und sie lassen sich schon gar nicht vor einen politischen Karren spannen. Oft fehlt es an Verständnis für sie und oft am richtigen Unterstützungs-Angebot.

Die Politik und die eingesessenen Bauernvertreter sollten alles daran setzen, das rasch zu verändern. Sie müssen die nötige Unterstützung bieten und das nötige Verständnis. Und sie müssen die nötigen Spielräume schaffen. An all dem hapert es freilich noch immer allzu oft. Man tut sich schwer, den Kontakt zu finden und man versteht oft nicht, was die Jungen wollen, weil es nicht ins Weltbild des Jammerns und Forderns passt, das jahrzehntelang das eigene Tun bestimmt hat.

Aber das nimmt nicht Wunder in der Welt der Agrarpolitik und der bäuerlichen Standesvertretung in der hierzulande angesichts der Altersstruktur an der Spitze alle unter 60 als Nachwuchshoffnungen gelten.

Gelten müssen, um genau zu sein. Aus bekannten Gründen.

Gmeiner meint - Blick ins Land - Mai 2017

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