Donnerstag, 28. Februar 2019

Mit "Kopf im Sand" auf verlorenem Posten



Für die Bauern scheint es wieder dick zu kommen. Wann immer etwas in der Umwelt und Natur nicht so ist, wie es sein sollte, werden zuallererst sie als die Schuldigen genannt. Eine UNO-Studie warnt vor dramatischen Folgen des Artensterbens. Eine australische Studie hat errechnet, dass es in hundert Jahren keine Insekten mehr geben könnte. In Bayern unterschrieben mehr als 1,7 Millionen Menschen das Volksbegehren „Rettet die Bienen – für mehr Artenschutz“. Und auch in Österreich werden von Zeitungen und Politikern schon Kampagnen gestartet. Die Devise hat man schon - „Seit es den Traktor gibt, geht’s bergab“.

Zuweilen könnte man meinen, da sind Dämme am Brechen. 

Die Landwirtschaft weiß damit nicht umzugehen. Die Verteidigung ist, so sie denn überhaupt zu erkennen ist, schwach. Man zieht Studien und Untersuchungen in Zweifel und versucht Lichtsmog, Versiegelung der Böden, akkurat gemähte Rasenflächen und die Mode, Hausgärten mit Steinen zu gestalten, für den Arten- und Insektenschwund verantwortlich zu machen. Ansonsten fühlt sich wie man sich, wie man sich in solchen Situationen immer fühlt – unverstanden und verfolgt. 

Man mag ja mit vielem Recht haben, was man zur Verteidigung vorbringt. Aber hieb- und stichfeste Fakten und Daten, mit denen man all den Vorwürfen entgegentreten oder sie zumindest relativieren könnte, hat man kaum. Da gibt es bis auf ein Bienenmonitoring der Ages nichts. Keine Studien, keine Analysen, keine Untersuchungen und schon gar keine Strategie, mit diesem Thema umzugehen – es sei denn man hält für eine solche, den Kopf in den Sand zu stecken. Bezeichnend ist wohl auch, dass sich auf den Homepages des Landwirtschaftsministeriums und der Landwirtschaftskammer Österreich zum Thema Artensterben gerade einmal ein Handvoll Einträge und zum Thema Insektensterben gar nur ein einziger findet.

Faktum ist, dass es weit und breit praktisch keine Untersuchungen aus der Landwirtschaft selbst gibt, die Zahlen und Daten zum Insekten- und Artensterben bieten und man es so anderen überlässt, die Diskussion zu bestimmen. Allenfalls beklagt man das allerorten ausbleibende Niederwild, Probleme mit Krähen und Raubwild, das man nicht bejagen darf, und verweist darauf, dass es Probleme mit dem Artensterben auch in Bioregionen und abseits der landwirtschaftlichen Intensivgebiete gibt. Aber sonst? Nichts. Schon gar nichts zu Insekten und Vögeln, das aufklärend sein könnte, oder zu den Themen wie Steingärten, Lichtsmog und ähnlichem, die man in die Diskussion einbringen will, um aus dem Schussfeld zu kommen. Nirgendwo irgendetwas, woran man eine Argumentation festmachen könnte. 

Mit Verlaub – das ist noch sehr viel weniger, als all die vorweisen können, die man in der öffentlichen Diskussion als Gegner sieht. Ein Gesprächspartner auf Augenhöhe, der ernstgenommen werden muss, ist man damit jedenfalls nicht. 

Da ergeht man sich allemal lieber in Selbstmitleid, klopft sich selbst auf die Schultern dafür, dass man Brachen anlegt, Pflanzenschutz und Düngung beschränkt. So hofft man Verständnis für die Sorgen der Bauern zu erreichen. 

Wenn das nicht rasch anders wird, wird es wohl beim Hoffen bleiben.

Gmeiner meint - Blick ins Land, 28. 2. 2019 

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