Samstag, 7. Juni 2025

Bauern wehren sich gegen neue Auflagen

Man pocht auf die Anerkennung bisheriger Leistungen für die Umwelt:80 Prozent nehmen freiwillig am Umweltprogramm teil.

Hans Gmeiner

Linz. In der europäischen Agrarpolitik laufen die Vorarbeiten für die nächste Agrarreform ab 2028 längst auf Hochtouren. Ende Juni will der neue Agrarkommissar ein erstes Konzept präsentieren. Überall werden Positionen abgesteckt, um nicht unter die Räder zu kommen. Budgetnöte auf EU-Ebene, aber auch auf nationaler Ebene spielen einstweilen keine Rolle. „Die Situation ist herausfordernd“, sagt Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer. Dabei geht es ihm nicht nur um die „Beibehaltung einer starken gemeinsamen Agrarpolitik samt ausreichend ausgestattetem Budget“, sondern vor allem auch um eine Absicherung des österreichischen Agrarumweltprogramms ÖPUL. Er verlangt, dass dieses Programm als Vorleistung für die Renaturierungspläne der EU, die bei den Bauern für Aufregung sorgen, anerkannt wird. Klar ist für Moosbrugger schon jetzt: „Ohne zusätzliches Geld einfach von den Bauern mehr zu verlangen, das wird nicht funktionieren.“

Das ÖPUL ist mit einem Anteil von rund 25 Prozent an den gesamten Agrarförderungen in Österreich ein wichtiger Bestandteil der bäuerlichen Einkommen. Etwas mehr als 600 Millionen Euro fließen derzeit jährlich über das von EU, Bund und Ländern gemeinsam finanzierte Programm auf Österreichs Bauernhöfe und in landwirtschaftliche Einrichtungen. Rund 16 Mrd. Euro waren es insgesamt bisher seit dem EU-Beitritt Mitte der 1990er-Jahre. Mit dem Geld sollen in erster Linie der Mehraufwand und Ertragsminderungen abgegolten werden.

Die Bauern beschränken sich im Rahmen dieses Programms im Gegenzug bei Düngung und Pflanzenschutz, legen Winterbegrünungen, Blühflächen und Brachen an, kümmern sich um den Erhalt seltener Tierrassen oder wirtschaften überhaupt biologisch. Insgesamt 26 Maßnahmen werden im Rahmen dieses Programms angeboten. Das Konzept, für das Österreich in ganz Europa als Vorbild gilt, funktioniert. Es hilft nicht nur den Bauern, sondern auch der Umwelt. „Wir Bauern sind die mit Abstand größten Umweltschützer Österreichs“, sagt Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger selbstbewusst. „Da könnten sich manche, die immer vom Umweltschutz reden, eine Scheibe abschneiden.“

Die Landwirtschaft, die sich angesichts des beständigen wirtschaftlichen Drucks schwertut, die immer neuen Forderungen nach noch mehr Auflagen zu verstehen, kann ihre Position mit Zahlen unterlegen. Insgesamt nehmen rund 80 Prozent der Bauern freiwillig am Umweltprogramm teil. Tendenziell mehr die im Westen des Landes, tendenziell weniger die in den östlichen Bundesländern. Spitzenreiter mit einem Anteil von 86 Prozent ist Oberösterreich.

Immer wieder werden Untersuchungen veröffentlicht, in denen Fortschritte in die richtige Richtung nachgewiesen werden, die mit dem Umweltprogramm in Zusammenhang stehen. Der Bogen reicht dabei von Verbesserungen in der Biodiversität und in der Artenvielfalt bis hin zur Verbesserung der Böden und zur Erosionsverringerung. Das Landwirtschaftsministerium verweist darauf, dass sich der Farmland Bird Index, der als Indikator für die Vogelvielfalt im Kulturland gilt, nach Jahren des Rückgangs wieder stabilisiert hat. Nicht zuletzt steht damit auch in Zusammenhang, dass die Emissionen im Sektor Land- und Forstwirtschaft seit 1990 um rund 16 Prozent zurückgegangen sind. Insgesamt werden derzeit rund 240.000 Hektar als Biodiversitäts- und Naturschutzflächen und als Ackerbrachen ausgewiesen. Das sind rund fünf Prozent der gesamten Acker- und Grünlandfläche.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 7. Juni 2025

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