Und seither fragen sich immer mehr im Land, wie soll denn das jetzt wirklich in Zukunft gehen, in diesem Land mit den klammen Kassen, den großen Budgetlöchern und den trüben Aussichten, wenn nach jedem Vorschlag ein Sturm der Entrüstung losbricht? Die Frage ist, ob wir uns das noch leisten können. Auch wenn viel von der Aufregung, wie sich aktuell bei den Pensionisten zeigt, verständlich sein mag, wir werden wohl nicht umhinkommen, damit zurechtkommen zu müssen -mit weniger Geld aus den öffentlichen Töpfen oder zumindest damit, dass Teuerungsraten nicht automatisch abgegolten werden?
Wir haben in den vergangenen Jahren, und vor allem seit den Corona-Jahren, über unsere Verhältnisse gelebt. Koste es, was es wolle, hieß es. Und wir konnten nicht genug kriegen. Warnungen wollten wir nie hören. Und zu kurz kommen wollten wir schon gar nicht. Wann immer es ging, griffen wir mit zwei Händen zu. Wer das nicht getan hat, wurde zuweilen für dumm und ungeschickt erklärt.
Nun ist nicht mehr zu leugnen, dass uns auf den Kopf fällt, dass wir immer nur gefordert haben und uns nie mit weniger zufrieden geben wollten. Jetzt müssen wir die Suppe auslöffeln. Zurückzufinden ist für uns alle eine herkulische Aufgabe. Auch für die Politik. Neben all den Anforderungen, vor denen sie steht, um den Staat schlanker zu machen, um Geld frei zu machen.
Wir haben uns an so viel gewöhnt und empfinden so viel als selbstverständlich. In vielen Bereichen wurde uns Anspruchsdenken regelrecht anerzogen. Wenn man dir gibt, nimm -wenn man dir nimmt, schrei! Das Wort Selbstverantwortung haben viele längst aus ihrem Wortschatz gestrichen.
Es ist verständlich, dass sich viele schwer tun mit dem, was diskutiert wird. Nicht nur von den Pensionisten ist Verständnis gefordert. Auch im Sozialbereich wird man nicht um Kürzungen umhinkommen, im Gesundheitswesen nicht und auch nicht bei den Bauern und in vielen anderen Bereichen.
Es kommen unangenehme Fragen auf uns zu, die wir in den vergangenen Jahren nie aufkommen haben lassen. Viele davon werden auf die Gerechtigkeit abzielen. Schon jetzt ist in manchen Zeitungen davon zu lesen, dass die Idee, kleine Pensionen abermals stärker anzuheben, "schlichtweg ungerecht" sei. "Blanker Unfug" sei das, seien doch Pensionen keine Sozialleistungen, sondern das Ergebnis jahrelanger Einzahlungen. "Was kann nun jemand mit vierzig oder mehr Beitragsjahren dafür, dass der Staat seine Ausgaben nicht im Griff hat" und man "statt einer echten Pensionsreform nur zum Löcherstopfen" imstande ist, fragt man sich.
Es werden nicht die letzten Fragen dieser Art gewesen sein. Es werden noch mehr kommen. Sehr viel mehr, darf man annehmen. Und unangenehme auch. Von der sozialen Bedürftigkeit bis hin zur Berücksichtigung des Lebenswandels etwa. Denn was hat der eine davon, der schaut, dass er seine finanziellen Siebensachen zusammenhält und gesund zu leben versucht, während der andere alle fünf gerade sein lässt und sich auf den Staat und sein Füllhorn verlässt?
Was da auf uns zukommt, ist vielschichtig und schwierig. Und es wird darum gehen, dass vor allem jene, die wirklich Hilfe und Unterstützung brauchen, nicht mit allen über einen Kamm geschoren werden und büßen müssen dafür, dass die anderen nie genug bekommen haben.
Es werden nicht gleich schlechte Zeiten für uns anbrechen und keine Not. Aber wir müssen lernen, mit kleineren Zuwachsraten und mit weniger auszukommen. "Österreich muss kurzfristig auf ein wenig Wohlstand verzichten, um langfristig seinen Wohlstand behalten zu können", stand dieser Tage in einer Zeitung.
Das könnte eine ganz gute Leitlinie sein.
Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 11. September 2025
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