Das kleine Österreich feiert auf dem internationalen Saatgutmarkt beeindruckende Erfolge. Jedes fünfte Sojafeld in der EU ist heute mit Sorten aus österreichischer Züchtung bestellt.
Hans GmeinerLinz. Es ist eine dieser Geschichten vom kleinen David gegen den riesigen Goliath. Obwohl vier internationale Konzerne mehr als 60 Prozent des Saatgutweltmarktes in der Hand haben, gelingt es einem Unternehmen aus der im internationalen Vergleich kleinen österreichischen Saatgutwirtschaft, zu einer internationalen Größe zu werden. Und das ausgerechnet bei Soja, einer der weltweit wichtigsten Feldfrüchte. Als vor zwanzig Jahren die Saatgutriesen das Interesse an der Züchtung von gentechnikfreiem Soja verloren, weil das in den Hauptanbauländern wie Brasilien oder den USA nicht mehr gefragt war, witterte man im kleinen Österreich die große Chance. Die gemeinsam von der Saatbau Linz und der Probstdorfer Saatzucht gegründete Saatzucht Donau sicherte das Know-how und baute in der Saatzuchtstation Reichersberg im Innviertel die Züchtung von GVO-freien Sojasorten aus.
20 Jahre später hat man 70 registrierte Sojasorten, ist Marktführer in Europa, und Saatzucht-Donau-Geschäftsführer Johann Birschitzky ist stolz darauf, dass jedes fünfte Sojafeld in der EU heute mit Sorten aus österreichischer Züchtung bestellt wird. Und nicht nur das. GVO-freies Sojasaatgut aus Österreich wird inzwischen auch in Kanada und den USA ausgesät und man verkauft den großen Saatgutkonzernen inzwischen sogar Lizenzen.
Nach einem ähnlichen Muster gelang es der Saatbau Linz, bei Saatmais zu einer Größe zu werden, die inzwischen international Anerkennung findet. „Wir haben einen Markt gefunden, der von den Großen nicht so intensiv bespielt wird“, sagt Josef Aigner, Obmann der bäuerlichen Genossenschaft, die mit mehr als 3300 Mitgliedern, 600 Mitarbeitern und 263 Mill. Euro Umsatz der größte unter den heimischen Saatgutproduzenten ist. „Bei Mais kommen viele große Züchter aus dem Süden und die orientieren sich eher an anderen Klimazonen als den nördlichen, wo unsere Stärken liegen“, sagt Aigner. „Was wir bei unseren klimatischen Verhältnissen züchten, funktioniert hingegen im Wesentlichen in den Anbauregionen rund um die Welt, die auf unseren Breitengraden liegen.“ Das sei auch der Grund für die „schönen Marktanteile“, die man in den vergangenen Jahren in Deutschland, Polen, in Großbritannien und auch in den Niederlanden erreicht habe.
Den Plafond haben die Oberösterreicher damit noch nicht erreicht. Neben Saatmais ist die Saatbau auch mit Saatgut für Getreide, Sonnenblumen und eine Reihe anderer Feldfrüchte und Gräser international im Rennen. 60 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen, das 1000 Sorten aus rund 160 Kulturarten im Angebot hat, inzwischen im Ausland. Derzeit werden mit 17 Tochterunternehmen in Europa, Nordamerika und Asien rund 35 Märkte rund um den Globus bearbeitet. Demnächst soll in Kasachstan, derzeit weltweit der Hotspot schlechthin in Sachen Getreide-, Mais- und Sojaanbau, die nächste Auslandsniederlassung dazukommen.
Alles ist dennoch nicht eitel Wonne. Die Herausforderungen, vor denen die heimische Saatgutwirtschaft steht, zu der insgesamt sieben Unternehmungen gehören, sind groß. Der Klimawandel verlangt neue Antworten der Züchter. Dabei geht es nicht nur um die Sicherung der Erträge, sondern auch um Resistenz gegen Trockenheit und Spätfröste und um Widerstandskraft gegen Schädlinge und Krankheiten. Wie viele andere Wirtschaftszweige auch kämpft man mit der Bürokratie und „unverständlichen Regelungen“ wie etwa der Beizung von Raps. Weil in Österreich keine Beize gegen den Erdfloh zugelassen ist, muss man das Saatgut extra ins Ausland transportieren, um es mit dort zugelassenen Produkten zu beizen. „Der Anbau dieses gebeizten Saatgutes ist dann nach EU-Regelungen in Österreich erlaubt“, sagt man kopfschüttelnd.
Über allen Herausforderungen aber steht die Frage, wie es mit den neuen Züchtungsmethoden, insbesondere mit der Genschere CRISPR/Cas, weitergeht. „Wir stehen im Wettbewerb mit den internationalen Züchtern, wir müssen uns die neuen Techniken anschauen, weil wir nichts versäumen sollten“, sagt Saatbau-Obmann Aigner. „Aber wir sind kritisch, ob das wirklich das bringen wird, was man sich erwartet.“ Mit den neuen Züchtungsmethoden könnte man Zuchtziele wie Stresstoleranz schneller erreichen, sagt Birschitzky. Für beide Vertreter der Saatgutwirtschaft ist ein Verbot der Patentierung jedoch ein Muss. Noch sind viele Fragen offen – auch die, wie man mit den Biobauern umgeht, die die neuen Züchtungsmethoden ablehnen.
20 Jahre später hat man 70 registrierte Sojasorten, ist Marktführer in Europa, und Saatzucht-Donau-Geschäftsführer Johann Birschitzky ist stolz darauf, dass jedes fünfte Sojafeld in der EU heute mit Sorten aus österreichischer Züchtung bestellt wird. Und nicht nur das. GVO-freies Sojasaatgut aus Österreich wird inzwischen auch in Kanada und den USA ausgesät und man verkauft den großen Saatgutkonzernen inzwischen sogar Lizenzen.
Nach einem ähnlichen Muster gelang es der Saatbau Linz, bei Saatmais zu einer Größe zu werden, die inzwischen international Anerkennung findet. „Wir haben einen Markt gefunden, der von den Großen nicht so intensiv bespielt wird“, sagt Josef Aigner, Obmann der bäuerlichen Genossenschaft, die mit mehr als 3300 Mitgliedern, 600 Mitarbeitern und 263 Mill. Euro Umsatz der größte unter den heimischen Saatgutproduzenten ist. „Bei Mais kommen viele große Züchter aus dem Süden und die orientieren sich eher an anderen Klimazonen als den nördlichen, wo unsere Stärken liegen“, sagt Aigner. „Was wir bei unseren klimatischen Verhältnissen züchten, funktioniert hingegen im Wesentlichen in den Anbauregionen rund um die Welt, die auf unseren Breitengraden liegen.“ Das sei auch der Grund für die „schönen Marktanteile“, die man in den vergangenen Jahren in Deutschland, Polen, in Großbritannien und auch in den Niederlanden erreicht habe.
Den Plafond haben die Oberösterreicher damit noch nicht erreicht. Neben Saatmais ist die Saatbau auch mit Saatgut für Getreide, Sonnenblumen und eine Reihe anderer Feldfrüchte und Gräser international im Rennen. 60 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen, das 1000 Sorten aus rund 160 Kulturarten im Angebot hat, inzwischen im Ausland. Derzeit werden mit 17 Tochterunternehmen in Europa, Nordamerika und Asien rund 35 Märkte rund um den Globus bearbeitet. Demnächst soll in Kasachstan, derzeit weltweit der Hotspot schlechthin in Sachen Getreide-, Mais- und Sojaanbau, die nächste Auslandsniederlassung dazukommen.
Alles ist dennoch nicht eitel Wonne. Die Herausforderungen, vor denen die heimische Saatgutwirtschaft steht, zu der insgesamt sieben Unternehmungen gehören, sind groß. Der Klimawandel verlangt neue Antworten der Züchter. Dabei geht es nicht nur um die Sicherung der Erträge, sondern auch um Resistenz gegen Trockenheit und Spätfröste und um Widerstandskraft gegen Schädlinge und Krankheiten. Wie viele andere Wirtschaftszweige auch kämpft man mit der Bürokratie und „unverständlichen Regelungen“ wie etwa der Beizung von Raps. Weil in Österreich keine Beize gegen den Erdfloh zugelassen ist, muss man das Saatgut extra ins Ausland transportieren, um es mit dort zugelassenen Produkten zu beizen. „Der Anbau dieses gebeizten Saatgutes ist dann nach EU-Regelungen in Österreich erlaubt“, sagt man kopfschüttelnd.
Über allen Herausforderungen aber steht die Frage, wie es mit den neuen Züchtungsmethoden, insbesondere mit der Genschere CRISPR/Cas, weitergeht. „Wir stehen im Wettbewerb mit den internationalen Züchtern, wir müssen uns die neuen Techniken anschauen, weil wir nichts versäumen sollten“, sagt Saatbau-Obmann Aigner. „Aber wir sind kritisch, ob das wirklich das bringen wird, was man sich erwartet.“ Mit den neuen Züchtungsmethoden könnte man Zuchtziele wie Stresstoleranz schneller erreichen, sagt Birschitzky. Für beide Vertreter der Saatgutwirtschaft ist ein Verbot der Patentierung jedoch ein Muss. Noch sind viele Fragen offen – auch die, wie man mit den Biobauern umgeht, die die neuen Züchtungsmethoden ablehnen.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 25. September 2025
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