
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heißt es nicht ohne
Grund. Für ein Bild, das Billa kürzlich verschickte, gilt das ganz besonders.
Es zeigt Gesundheitsminister Stöger, Billa-Vorstand Siess und den
oberösterreichischen Fleischhauer Oberndorfer bei der Präsentation des
gemeinsamen Pilotprojektes für die gentechnikfreie Produktion von
Schweinefleisch. Und weit und breit kein Berlakovich, kein Wlodkowski und wie
sie alle heißen.
Freilich könnte man sagen: Recht haben sie, sich nicht zu zeigen, bei einem Projekt wie diesem zahlen die Bauern ohnehin - wie bei Milch, Eiern und Geflügel - wahrscheinlich eher drauf, als dass sie etwas davon haben. Dennoch ist dieses Bild ein ebenso beschämendes wie symptopmatisches Dokument für die heimische Agrarpolitik.
Zum einen zeigt es, dass der Landwirtschaft das Heft aus der
Hand genommen wurde und sich Handel und Verarbeiter die Dinge - nicht nur wenn
es um Gentechnik geht - immer öfter selbst richten. Sie schaffen damit
Tatsachen, an denen sich die Bauern ungefragt orientieren müssen. Und dass der
Gesundheitsminister Bild lächelt zeigt, dass Agrarpolitik in zentralen
Bereichen nicht mehr im Landwirtschaftsministerium gemacht wird.
Zum anderen ist es der Landwirtschaft bisher in keiner Weise
gelungen, die Gentechnik-Freiheit in der Fütterung als Besonderheit zu
vermarkten und für die Bauern mehr herauszuholen. Schlimmer noch - es wird
auch kaum versucht. Und das obwohl Österreich in Europa das einzige Land ist,
das in zentralen Produktions-Sparten auf gentechnikfreie Fütterung umgestellt
hat. Nach den bisherigen Erfahrungen gilt jedenfalls: Statt dass die
Konsumenten mehr zahlen, haben die Bauern nichts als höhere Kosten und mehr Kontrollen.
Warum man sich dennoch so gerne als Vorkämpfer der
Gentechnik-Freiheit feiern lässt, ist daher nicht nachvollziehbar. Da wird, wie
so oft bei den Agrariern, Öffentlichkeitsarbeit mit Politik verwechselt. Genau
betrachtet ist der strikte Anti-Gentechnikkurs, auf den die Bauernvertreter so
stolz sind, daher bisher für die Bauern nichts als ein Desaster allerersten
Ranges.
Die Bauern zmüssen das zur Kenntnis nehmen, dass eine der größten Chancen, die sie haben, nicht genutzt wird. Ihre Vertreter haben das Heft aus der Hand gegeben, die Richtung geben Handel und Verarbeiter vor. Und das nicht aus Bosheit, sondern weil es die Bauernvertreter und -organisationen oft nicht verstehen oder ablehnen, die nötigen Brücken zu schlagen. Sie betonieren sich lieber in Abwehrpositionen ein, solange, bis es zu spät ist. Bei den Mastschweinen etwa wurden Angebote von Verarbeitern und Landesproduktenhändlern ignoriert und nach Kräften hintertrieben. Dabei hätte nichts dagegen gesprochen, selbst Pilotprojekte zu initiieren - und sei es darum, um nur zu zeigen, dass es nicht geht.
So aber sehen sich nun die die Schweinemäster - wie zuvor
die Milchbauern, Eier- und Geflügelproduzenten - Fakten gegenüber, die sie
nicht mehr selbst steuern können, sondern auf die sie reagieren müssen. Bisher
haben die Bauern dabei immer den Kürzeren gezogen. Image und Geld machen die
anderen, die Kosten bleiben den ihnen.
Geschaffen wurden diese Fakten nicht von der Landwirtschaft,
sondern von Handel und Verarbeitern. Und von einem Minister, der der
Landwirtschaft fern steht.
Aber daran müssen sich die Bauern wohl, wie die Dinge in diesem Land, zumal die politischen Dinge, liegen, ohnehin gewöhnen, geht man doch in politischen Kreisen längst davon aus, dass Niki Berlakovich der vorerst letzte VP-Landwirtschaftsminister ist - wenn es denn in Zukunft überhaupt noch einen Landwirtschaftsminister geben wird.
Gmeiner meint - Blick ins Land 4/12 30. März 2012
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