Donnerstag, 25. Februar 2021

Zu Tode g'fürcht ist auch g'storbn

Vor einem Jahr, in der letzten Februarwoche, kam Corona auch in Österreich so richtig an. Gab es in der Woche zuvor in den heimischen Zeitungen nicht mehr als 115 Meldungen zum Thema, so waren es eine Woche später mit einem Mal 600. Man fragte freilich noch arglos "Corona - ist Dramatik angebracht?" und beruhigte sich mit Ärzte-Äußerungen wie "Die Erregung rund um Covid-19 ist für mich rational nicht nachvollziehbar, dieses Virus ist nicht besonders gefährlich" oder "Kein Grund zu Corona-Panik, Grippewelle ist gefährlicher". Außerhalb von China waren damals gerade einmal 700 Fälle registriert. In Italien sperrte man nach den ersten zwei Todesfällen erste Gemeinden ab. Am Ende dieser Woche aber gab es in Österreich bereits sieben registrierte Fälle. Wer damals bei der Begrüßung den Handschlag verweigerte, wurde dennoch schief angeschaut und musste sich rechtfertigen. Ischgl war, zumindest in der breiten Öffentlichkeit, noch weit weg, wiewohl das Virus bereits wohl dort war. Der Rest ist Geschichte -in der vergangenen Woche gab es in den heimischen Zeitungen knapp 4.000 Meldungen zum Thema Corona, die Statistik zählt inzwischen allein in Österreich fast 450.000 Fälle und mehr als 8.200 Tote.

Die Pandemie hat uns fest im Griff. Unser Lebens ist auf den Kopf gestellt. Das Licht am Ende des Tunnels, von dem seit vergangenem Sommer die Rede ist, ist immer noch weit weg. Die Nerven liegen blank, liest man allerorts.

Wir haben viel lernen müssen in diesem Jahr. Und wir konnten auch vieles lernen. Wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass auch unsere Generation, zumal jene in den westlichen Industriestaaten, der Krieg und Not immer fremd waren, nicht unverletzlich ist. Wir haben lernen müssen, dass auch für uns die Welt nicht der sichere Ort ist, als den wir sie kennenlernten, und wie schnell alles anders sein kann.

Die Pandemie bescherte uns aber auch vieles, was Mut machen kann. Ganz zuvorderst ist da die Wissenschaft zu nennen, die es schaffte, binnen weniger Tage das Virus zu sequenzieren und binnen weniger Monate Impfstoffe zu entwickeln, die uns eine Perspektive geben. Auch wenn wir in Österreich, wie in ganz Europa, verärgert auf die Impfung warten, darf man nicht außer Acht lassen, dass weltweit bereits fast 200 Millionen Menschen geimpft sind -mit Impfstoffen, die vor einem Jahr gerade einmal im sprichwörtlichen Laborstadium waren.

Das gibt, auch wenn das viele jetzt nicht wirklich hören wollen, Hoffnung, zeigt es doch, zu welchen Leistungen der Mensch fähig ist. Und natürlich die Wissenschaft, muss man dazusagen. Letztere, und hier vor allem die Chemie, ist bei vielen Menschen in Verruf geraten und musste in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vieles an Kritik, Gehässigkeit und Ablehnung aushalten. Es ist dennoch frappierend, dass es trotz der Leistung gerade rund um die Entwicklung der Impfstoffe nicht gelungen ist, in großen Teilen der Bevölkerung an Reputation und Anerkennung zurückzugewinnen und dass trotz der einzigartigen Erfolge der Rechtfertigungsdruck kaum geringer geworden ist.

Die Pandemie zeigte aber auch, wie stark die Gesellschaft ist und wie belastbar. Einerseits. Andererseits zeigte sich auch, wie brüchig sie geworden ist, wie unsicher und wie wehleidig. Es ist ein ambivalentes Bild, das sie hinterlässt und es wird nicht klarer, wenn sich die Politik, zumal populistische Politik, einmischt und ihre Spiele spielt. Denn dafür, auch das ist eine der einschneidenden Erfahrungen, ist wohl auch in der größten Bedrängnis Zeit, und dafür ist man sogar da und dort bereit, mit der Demokratie -es sei nur an manche Notverordnung erinnert -zu spielen.

Was vor einem Jahr heraufdräute, hat inzwischen das Leben vieler Menschen verändert und an ihre wirtschaftlichen und oft auch psychischen Grenzen gebracht. Darum muss es nun, im aufziehenden zweiten Jahr der Pandemie, vor allem darum gehen, nicht nur das Virus im Griff zu haben, sondern auch einen praktikablen Weg zu finden, mit der Bedrohung zu leben. Es braucht intelligente Lösungen. Und es braucht die Bereitschaft, den Menschen zu vertrauen, zumal dann, wenn sie, wie die Gastronomie und Hotellerie, die Kultureinrichtungen oder andere Branchen, entsprechende Konzepte bieten.

Denn sonst wird eine uralte österreichische Weisheit noch tatsächlich Wirklichkeit -zu Tode g'fürcht is auch g'storbn.

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 25. Februar 2021

Mittwoch, 24. Februar 2021

Bauern wollen klare Kennzeichnung von Lebensmitteln

Wien. Die LK Österreich drängt vehement auf die Herkunftskennzeichnung für Milch, Fleisch und Eier. In Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung, aber auch bei verarbeiteten Lebensmitteln generell sollen die Konsumenten wissen, woher die Rohstoffe kommen. Die Kennzeichnung lediglich von Eiern und Rindfleisch, wie es die Verordnung des dafür zuständigen Gesundheitsministeriums vorsieht, greift den Bauernvertretern zu kurz. Abgelehnt wird aber auch die Herkunftskennzeichnung in der klassischen Gastronomie, die der Anschober-Vorschlag vorsieht. Eine Arbeitsgruppe, zu der die Kammer neben dem Landwirtschafts- auch das Gesundheitsministerium eingeladen hat, soll einen neuen Vorschlag ausarbeiten. gm

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 24. Februar 2021

Freitag, 19. Februar 2021

Vom Nutzen von Rekorden

Hans Gmeiner

Die immer neuen Rekorde bei Bioprodukten sind eine tolle Sache. Für den Handel sowieso, nicht umsonst haben sich inzwischen alle auf diesen Markt gestürzt und stellen ihr Herz für die Landwirtschaft und die Umwelt in die Auslage, um damit gute Stimmung und gute Geschäfte zu machen. Es ist aber wohl auch ein probates Mittel, um davon abzulenken, dass in den vergangenen Jahren der Markt mit Billigprodukten im Preiseinstiegssegment oft noch stärker gewachsen ist.

Für die Biobauern sind die Rekorde auch toll, aber bei Weitem nicht so wie für den Handel. Von den Erlösen allein, also ohne Fördergelder aus Brüssel und Wien, können selbst sie meist nicht leben, die doch als Zukunft der Landwirtschaft gelten. Trotz der höheren Preise, die sie in der Regel für ihre Produkte bekommen, und trotz der höheren Preise, die die Konsumenten zahlen. Das sollte allen Grund zum Nachdenken geben. Erst recht, wenn es Bio nun sogar schon beim Diskonter gibt.

Die Vertreter der Biobauern sehen diese Entwicklung gelassen. Dabei ähnelt die Entwicklung in der Biolandwirtschaft heute in vielem jener, die die konventionelle Landwirtschaft genommen hat – Überschüsse, Preisdruck und der Trend zu größeren Strukturen inklusive.

Da nimmt nicht Wunder, dass sich manche Bauern ernsthafte Sorgen machen. Sehen sie doch die Gefahr, dass sich das, was sie als erfolgversprechenden Weg in die Zukunft sahen, als sehr holpriger Pfad erweist.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 19. Februar 2021

Bio hebt ab

Die Coronakrise ließ den Bioumsatz nach oben schnellen. Ein Zehntel der frischen Lebensmittel ist bereits bio.

Hans Gmeiner
Regina Reitsamer  

Salzburg. Zu einem Feuerwerk an Rekorden geriet Donnerstag die Präsentation der jüngsten Zahlen zur Entwicklung des Biolandbaus in Österreich. Die durchschnittlichen Haushaltsausgaben für Bioprodukte kletterten laut AMA-Marketing und Bio Austria im Vorjahr um knapp 21 Prozent auf mehr als 190 Euro. Der Lebensmittelhandel steigerte den Bioumsatz gar um 23 Prozent auf 713 Mill. Euro. Erstmals erreichte dort der Bioanteil bei frischen Lebensmitteln zehn Prozent.

Bei Frischmilch etwa erhöhte sich der Bioanteil in den vergangenen drei Jahren von 23,2 auf 26,1 Prozent, bei Gemüse von 15,5 auf 17,6 Prozent, bei Kartoffeln gar von 17,45 auf 21,4 Prozent. Und selbst bei Fleisch scheint der Boom nun anzukommen. Lag der Bioanteil von Frischfleisch vor drei Jahren noch bei 4,5 Prozent, so waren es im Vorjahr bereits 5,5 Prozent.

Österreich zählt damit sowohl in der Produktion als auch beim Konsum zur internationalen Spitze. Mehr als ein Viertel der Flächen in Österreich werden biologisch bewirtschaftet, in Salzburg hält man inzwischen gar bei einem Anteil von fast 60 Prozent. Beim Pro-Kopf-Verbrauch von Biolebensmitteln hält Österreich den vierten Rang.

Und die Krise habe den Bioboom noch einmal klar verstärkt, sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. „Sicher regional, sicher gesund, sicher gut“, diese Argumente seien den Kunden noch wichtiger geworden. Um 25 Prozent hat Spar im Vorjahr den Bioumsatz gesteigert. Auch Rewe (Billa, Merkur, Adeg, Penny) meldet einen zweistelligen Zuwachs. Neben der Marke „Ja! Natürlich“ – mit der Werner Lampert 1994 für Billa die erste große Biohandelsmarke in Österreich schuf und damit dem Bioboom erst zum Durchbruch verhalf – will Rewe künftig mit einer billigeren Schiene unter „Billa bio“ jüngere und vor allem preisbewusstere Kunden ansprechen. Dass damit billigere Bioware aus dem Ausland heimische „Ja! Natürlich“-Produkte aus den Regalen verdrängen könnte, verneint Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher. „Wir sprechen hier eine andere Kundenschicht an.“ Bio sei längst auch im Diskont angekommen. So habe auch die Rewe-Tochter Penny ihr Biosortiment zuletzt von 70 auf 140 Produkte verdoppelt. Auch Lidl-Chef Alessandro Wolf hat angekündigt, beim Thema Bio kräftig aufholen zu wollen. 130 Bioartikel hat Lidl im Sortiment.

Für die Bauern ist trotz Biobooms nicht alles eitel Wonne. Für ihre Produkte bekommen sie zwar höhere Preise. Allein von den Erlösen könnten aber auch Biobauern nicht leben, sagt Gertraud Grabmann, Chefin von Bio Austria, dem größten heimischen Biobauernverband. Die Gespräche um die Gestaltung der EU-Agrarreform in Österreich beobachte man mit Argusaugen.

Was derzeit zur Diskussion steht, gefällt Grabmann gar nicht. Die geplante Bioprämie ist für sie „definitiv nicht der Weg, wie Bio weiterentwickelt werden soll“. Der „systemische Ansatz“, dass Bio viele Bereiche umfasse, werde dabei nicht abgebildet. „Den derzeitigen Vorschlag werden wir nicht akzeptieren“, richtet sie der Landwirtschaftsministerin unmissverständlich aus. Wenig Freude hat die Biobauern-Obfrau auch damit, dass es erst frühestens 2023 wieder Förderungen für Bauern geben wird, die auf Biolandwirtschaft umsteigen wollen. Denn dann erst tritt die EU-Agrarreform nach zweijähriger Verspätung in Kraft. „Der Biolandbau kann sich also in Österreich nicht entsprechend entwickeln, während die Nachfrage weiter steigen wird.“

Gelassen versucht Grabmann hingegen zu sehen, dass im Handel in Sachen Bio in den vergangenen Monaten ein regelrechter Wettlauf entstanden ist. Bauern, die sich Sorgen wegen eines wachsenden Preisdrucks durch Bio-Diskont-Marken oder wegen zusätzlicher und oft auch billiger Konkurrenz aus dem Ausland machen, versucht sie zu beruhigen. „Wenn Bio von mehr Ketten intensiv angeboten wird, ist das auch eine Chance“, sagt Grabmann. Es werde beides geben und es werde für beides Platz sein. „Natürlich braucht es einen Lebensmittel-Einzelhandel, der auf österreichische Qualität setzt.“

AMA-Marketing-Chef Michael Blass ist da skeptischer. Der Lebensmittel-Einzelhandel habe Bio in Österreich dorthin geführt, wo es heute stehe. „Daran knüpft sich die Hoffnung, dass der Handel auch in Zukunft mit dem Thema Bio verantwortungsvoll umgeht und eine Entwicklung wie im konventionellen Bereich bei Bio nicht riskiert.“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 19. Februar 2021

Donnerstag, 18. Februar 2021

"Ein Wahnsinn grad dauernd"

Auf Twitter gab vor dem vergangenen Wochenende eine Innenpolitikjournalistin freimütig einen Blick in ihr Seelenleben frei. "Wenn jetzt Kurz übers WE doch noch Beschuldigter wird, geb´ ich mir die Kugel", tippte sie Ende voriger Woche ihren Groll ins Handy. "Will nimmer arbeiten. Brauche Pause. Wirklich. Das Kind kriegt Eckzähne. Plus Wirecard, BVT, Corona, Blümel. Was ist das für ein Wahnsinn grad dauernd." Man kann ihrs nicht verdenken, geht es doch uns allen so.

Gut, bislang ist nichts bekannt davon, dass von der Wirtschafts-und Korruptionsstaatsanwaltschaft auch der Bundeskanzler als Beschuldigter geführt wird. Eine sehr lebhafte Innenpolitik haben wir dennoch. Dass es dabei um aktuelle Themen, zumal um die Lösung anstehender Probleme geht, kann man freilich nicht behaupten. Da geht es nicht um die Pandemiebekämpfung, auch nicht um das Schneckentempo bei der Impfung, nicht einmal um die Entwicklung des Arbeitsmarktes oder gar die Folgen für die Wirtschaft. Nein, es scheint der Opposition nur darum zu gehen, die Regierung und deren Chef möglichst zu beschädigen. Mit allen Mitteln. Da wurde schon der offenbar nicht ganz mit rechten Dingen zustande gekommene Magistertitel der Arbeitsministerin zu einer Staatsaffäre hochstilisiert. Dann wurde die unglückselige Abschiebung von Kindern zu einem bodenlosen Skandal hochgejazzt, all die Vorgänge im BVT und das missratene Kaufhaus Österreich.

Diese Rammstöße gegen Kurz verpufften bisher wirkungslos. Jetzt flickt man dem Finanzminister nach allen Regeln der Kunst ans Zeug. Freilich ist die Causa Blümel nach einhelliger Einschätzung der Beobachter der bisher gefährlichste Angriff für Kanzler Kurz und sorgt beim Kanzler und in seiner Partei auch für bisher nicht gekannte Nervosität. Den rauchenden Colt, den man wohl bräuchte, um den Finanzminister, den noch dazu so viele als unerträglich arrogant empfinden, auszuhebeln, haben die Kritiker aber offensichtlich nicht. Noch nicht vielleicht.

Läuft das aber nach dem gleichen Muster wie die vorangegangenen Attacken, wird möglicherweise nicht viel herauskommen, schon gar nicht das, was all die Aufgeregten dieses Landes haben wollen. Kein Kanzler-Sturz, und wohl auch kein fliegender Koalitionswechsel oder gar Neuwahlen, zumal mitten in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Das will niemand.

Und so ist wohl folgerichtig, dass man bisher mit all den Attacken genau gar nichts erreicht hat, außer, dass ausgerechnet die Grünen in den Umfragen abstürzen. Denn abseits davon ist Österreichs Parteienlandschaft stabil, wie man es nach all den Aufregungen der letzten Wochen nicht glauben möchte. Kurz verlor nur ein Prozent, bekäme laut der jüngsten Umfrage von Unique Research immer noch 36 Prozent der Stimmen, wenn die Nationalratswahl am nächsten Sonntag wäre. Die SPÖ würde nicht mehr als ein Prozent auf 23 Prozent zulegen, die FPÖ auch nicht mehr als eines (auf 17 Prozent) und die NEOS brächten es auch auf nicht mehr als elf Prozent. Sie dürfen sich allenfalls freuen, dass sie wieder vor den Grünen rangieren, die in der Umfrage von 14 auf zehn Prozent rutschten.

Dass die seit Jahren so perfekt geölte VP-Maschinerie nicht mehr so perfekt läuft, wie man es gewohnt war, spiegelt sich da in keinster Weise wider. Den Österreicherinnen und Österreichern ist in der Krise wohl eine starke ÖVP mit all ihren Fehlern und Schwächen dennoch lieber als ein politisches Experiment in einer neuen Parteienkonstellation. Da ist nicht zu erkennen, dass man den Oppositionsparteien irgendetwas zutrauen würde. Zu Veränderungen kann es wohl nur kommen, wenn die Grünen unter dem Druck der Basis einbrechen und Kurz die Zusammenarbeit aufkündigen.

Was frappiert in diesen Wochen, ist, wie sich alle Parteien inmitten der größten Krise Hinterhältigkeiten, Hakeleien und Gemeinheiten hingeben. Dafür ist immer Zeit, dafür hat man immer Energie und dafür hat man immer Ideen.

"Die Spitzenpolitik beschäftigt sich in diesen Tagen vorwiegend mit sich selbst beziehungsweise mit der Frage, wie der politische Gegner am effizientesten beschädigt werden könne", schrieb Andreas Koller dieser Tage in den "Salzburger Nachrichten". "Verständlich daher, dass die nicht ganz unwesentliche Frage, wie Österreich aus der gegenwärtigen Jahrhundertkrise zu steuern sei, ein wenig in den Hintergrund treten muss."

Und um seine eingangs erwähnte Kollegin noch einmal zu zitieren - was ist das für ein Wahnsinn grad dauernd?

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 18. Februar 2021

Donnerstag, 11. Februar 2021

Das Land muss sich zusammenreißen

Am Anfang hieß es: "Das packen wir schon." "Koste es, was es wolle", gab der Bundeskanzler als Devise aus. Damals, im Frühling des Vorjahres, als man noch meinte, im Sommer sei der Corona-Spuk vorbei. Dann wurde es langsam aber stetig immer enger. Dem ersten Lockdown folgte der zweite, jetzt wurde der dritte gerade gelockert, und dass der vierte vor der Tür steht, gilt vielen als gewiss.

Die Zweifel am "Das packen wir schon" haben längst überhandgenommen. Und die Devise "Koste es, was es wolle" verbreitet inzwischen längst Unbehagen. "Wer soll denn das alles bezahlen?", fragt man sich inzwischen landauf, landab. Die Sorgen wachsen rasant. Und die schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft kommen immer öfter und immer heftiger.

Da waren zuerst die 535.000 Arbeitslosen, die das AMS Anfang Februar meldete. "Selbst bei längerer Suche findet sich in dieser Monatsstatistik nichts Erfreuliches", sagt AMS-Chef Johannes Kopf damals. Dann die Meldung aus dem Finanzministerium, dass Corona bisher ein Loch von 22,5 Milliarden Euro ins Budget gerissen hat. Bisher. Denn schon jetzt steht man laut Finanzminister bei mehr als 31 Milliarden an Hilfen, die ausgezahlt oder rechtsverbindlich zugesagt sind.

Und tags darauf dann die neuesten Konjunkturdaten des Wifo und eine Übersicht von Eurostat, der Statistikbehörde der Europäischen Union. Lag der Wirtschaftseinbruch Anfang Jänner noch bei elf Prozent, waren es jetzt wieder 14 Prozent. Und als ob diese Zahlen allein nicht genug gewesen wären, hieß es zudem auch noch: "Österreich EU-weit von Rezession am stärksten betroffen." Unser Österreich, das sich immer brüstete, Corona und alles rundherum so gut, ach nein, am besten im Griff zu haben? Mit einem Minus von 7,8 Prozent im vierten Quartal lag Österreich im EU-Vergleich an vorletzter Stelle. Nur in Spanien lief es noch schlechter.

Die Auswirkungen des Einbruchs im Fremdenverkehr nahmen sich da nur als schwache Erklärung aus, zumal auch bekannt wurde, dass selbst all die Hilfspakete, die in den vergangenen Monaten geschnürt wurden und beruhigen sollten, nicht wirklich so toll waren, wie uns allen glauben gemacht wurde. "Mit 8,5 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen die Hilfspakete laut Internationalem Währungsfonds über dem EU-Durchschnitt, aber unter dem Schnitt der Industriestaaten, die fast 13 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Hilfen vorsehen -wenn man von nicht budgetwirksamen Maßnahmen absieht", notierte der "Standard" penibel.

Die Regierung wirkt zunehmend ratlos. Worauf man setzte und worauf man hoffte, griff nicht. Internationale Vergleiche zeigen, dass man es wohl hätte besser machen können. Souverän ist anders. Das gilt nicht nur bei den Impfungen und bei der Lockdown-Politik, sondern, wie immer offensichtlicher wird, auch bei der Wirtschaft. "Der Regierung gehen die Instrumente aus", stand dieser Tage zu lesen, und auch "die Fantasien für neue Hilfen".

Die Wolken werden immer dunkler. Die Pandemie verläuft nicht so, wie es angekündigt und gehofft wurde, warum sollte jetzt also die wirtschaftliche Entwicklung und vor allem die Erholung so verlaufen? Immer klarer wird, dass wir wirklich vor harten Zeiten stehen. Die Krise wird an allen Ecken spürbar. Mit Beginn dieses Monates liefen die Kreditstundungen für Altkredite aus, die im Frühjahr die ersten Sorgen nahmen. Auch wenn sich die Banken kulant zeigen wollen, müssen sich die Kreditnehmer nun damit auseinandersetzen, wie sie die Mittel für die Rückzahlungen aufbringen. Auch ein Ende der Stundungen der Sozialversicherungsbeiträge ist abzusehen.

Österreich muss sich zusammenreißen. Und das Land, respektive seine Politikerinnen und Politiker, sollten ehrlich zu sich selbst sein. Wir stehen vor riesigen Herausforderungen und wohl auch vor harten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Denn es geht nicht nur darum, den Schuldenberg irgendwie abzutragen und jemanden zu finden, der das schultert und auch schultern kann, sondern es geht auch darum, all die anderen Aufgaben, vor denen wir schon vor Corona standen, zu bewältigen. Die Welt dreht sich weiter. Wir brauchen Mittel auch für die Digitalisierung, für die Forschung, für die Bildung und für den Umwelt-und Klimaschutz.

Das braucht ein anderes Denken, als wir es gewohnt sind. Größer und über die Parteigrenzen hinweg. China und der Rest der Welt werden nicht auf uns warten. Da müssen wir uns schon selbst ändern.

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 11. Februar 2021

Montag, 8. Februar 2021

Bauern nutzten die Krise

Seit Beginn der Pandemie werden die bäuerlichen Direktvermarkter von Kunden überrannt. Die Bauern haben sich angepasst. Noch nie war es so einfach, bei ihnen einzukaufen. Neue Vermarktungskonzepte machen das möglich.

Hans Gmeiner  

Salzburg. Als im Frühjahr vorigen Jahres im ersten Lockdown in vielen Supermärkten die Regale teils leer waren, schlug die Stunde der gut 36.000 bäuerlichen Direktvermarkter. Bauern, die ihre Produkte ab Hof verkauften, wurden regelrecht gestürmt. Vor den Bauernläden gab es oft lange Warteschlangen, die Nachfrage explodierte. Direkt vor der Haustür boten die Bauern sichere Versorgung und Qualität, auf die man sich verlassen konnte.

Den Boom bestätigen auch die Zahlen der AMA-Marketing. Demnach schnellte der Ab-Hof-Verkauf im zweiten Quartal des Vorjahres, in den ersten Coronamonaten also, um nicht weniger als 41 Prozent in die Höhe. Nach einer Stabilisierung über den Sommer wies die AMA-Marketing für die ersten neun Monate des Vorjahres (jüngere Zahlen liegen nicht vor) immer noch ein Plus von 31 Prozent aus. Der Umsatz sprang in diesem Zeitraum allein in den Produktgruppen Fleisch, Milch und Milchprodukte, Eier, Obst und Gemüse gegenüber dem Vergleichszeitraum des vorangegangenen Jahres von 95 Millionen auf 125 Millionen Euro.

An dieser Entwicklung hat sich in den vergangenen Monaten kaum etwas geändert. „Die Nachfrage ist vor allem in und rund um Wien, aber auch in anderen Städten, immer noch größer als das Angebot“, sagt Christina Mutenthaler vom Netzwerk Kulinarik. „Wir müssen uns bei Konsumenten, die nach Einkaufsmöglichkeiten fragen, immer noch entschuldigen und sagen ,Es tut uns leid, wir finden gerade keinen Direktvermarkter, der noch hat, was Sie suchen‘.“ Das bestätigt auch Martina Ortner von der Landwirtschaftskammer. „Schon vor Corona gab es einen Trend zum Einkauf direkt bei den Bauern, aber seither ist die Zunahme enorm.“

Kaum eine andere Branche passte sich so schnell an die neuen Gegebenheiten an. Die Bauern zogen alle Register. Heute ist Einkaufen bei den Bauern so einfach wie noch nie. Wer keinen Bauern oder Bauernladen in der Nähe hat, kann sich die Produkte aus ganz Österreich liefern oder schicken lassen. In Windeseile wurde das Internetangebot ausgebaut. Die LK Österreich (unter Gutes vom Bauernhof) und die Genuss-Region Österreich listen im Internet Tausende bäuerliche Direktvermarkter mit ihrem Angebot auf. Über eine eigene „Schmankerl-Navi“-App kann man Höfe finden. Zudem schossen Internetverkaufsplattformen wie die Schwammerl aus dem Boden. Dahinter stehen oft nicht Bauern, sondern interessierte Städter oder auch Unternehmer, die den Boom nutzen wollen. Anbieter wie bauernladen.at, adamah.at, markta.at oder nahgenuss.at, die das Angebot von Bauern bündeln, haben auf Facebook bis zu 40.000 Abonnenten.

„Stark gewachsen sind aber auch der Automatenverkauf und die Zahl der Selbstbedienungsläden“, sagt Martina Ortner. Mehr als 600 solcher Container und Verkaufsstellen, die mit Regalen, Kühlanlagen und elektronischen Zahlsystemen ausgestattet sind, gibt es inzwischen in ganz Österreich. Konsumenten können dort meist rund um die Uhr und auch an Wochenenden einkaufen.

„Der Trend wird bleiben“, sind sich alle Experten einig. „Zwei Drittel der Bevölkerung möchten die geänderten Konsumgewohnheiten beibehalten“, sagt der Meinungsforscher Johannes Mayr von KEYQuest. „Das Bewusstsein, woher unser Essen kommt, war noch nie so groß.“

Auf vielen Höfen will man diese Chance nutzen. Von den Fortbildungsveranstaltungen der Landwirtschaftskammern für interessierte Bäuerinnen und Bauern werden laufend Rekordteilnehmerzahlen gemeldet, bei den Info- Webinaren des Netzwerk Kulinarik gibt es nie weniger als 100 Teilnehmer.

Es gab freilich nicht nur Gewinner. „Bauern, die an die Gastronomie lieferten, aber auch die Schulmilcherzeuger, kamen zum Teil schwer unter die Räder, wenn es ihnen nicht gelang, andere Abnehmer zu finden“, sagt Johannes Mayr.


36.000 bäuerliche Direktvermarkter gibt es in Österreich

36.000 bäuerliche Direktvermarkter gibt es in Österreich. Sie verkaufen ihre Produkte ab Hof, auf Bauernmärkten oder direkt an die Gastronomie. Zuletzt gewann auch die Zustellung an Endkunden an Bedeutung. Die Bauern entdeckten in der Krise neue Vermarktungsmöglichkeiten, auch über die sozialen Medien.
Bei Frischmilch, Eiern, Erdäpfeln, Frischgemüse und Frischobst, den wichtigsten Produktionssparten für die bäuerlichen Direktvermarkter, sorgte Corona für einen zusätzlichen Schub. Bei Frischmilch schnellte der Marktanteil von 14,8 auf 18,2 Prozent, bei Eiern gab es einen Zuwachs von 13,9 auf 15,2 Prozent. Der Anteil der Erdäpfel legte von 4,6 auf 6,9 Prozent zu. Deutliche Zuwächse gab es auch bei Obst und Gemüse. Nicht vom Boom profitieren konnten laut AMA-Marketing Fleisch und Wurst.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 8. Februar 2021

Donnerstag, 4. Februar 2021

Frische Luft in alte Kammern

Die Frau Ministerin gratulierte der Kammerpräsidentin in Oberösterreich und ihrem Kollegen in der Steiermark zum Ergebnis bei den Kammerwahlen, der Präsident der LK Österreich tat es und der des Bauernbunds sowieso. Dass der Bauernbund da wie dort die mehr als zwei Drittel Stimmen – in der Steiermark sogar mehr als 70 Prozent bekam, darf sie auch mit Freude erfüllen. Mit dem Stolz, den man bei solchen Gelegenheiten auch immer gerne im Mund führt, ist das freilich schon so eine Sache. Denn da ist noch ein Thema, über das man gar nicht reden mag, über das man aber dringend reden sollte – die Wahlbeteiligung an den Landwirtschaftskammerwahlen. Und da ist nichts mit Stolz. Gar nichts.

Sie lag in beiden Bundesländern abermals deutlich unter den Werten der vorangegangenen Wahlen. In Oberösterreich rutschte sie von 53,6 Prozent bei den Wahlen 2015 unter die 50 Prozent-Marke auf 49,04 Prozent. In der Steiermark gingen überhaupt nur 30 Prozent der Wahlberechtigten zu den Wahlen. Das ist eigentlich nichts denn peinlich.

Eine Vertretung, der ihre Mitglieder in einem derartigen Ausmaß die kalte Schulter zeigen, hat wohl dringenden Bedarf, die Ursachen dafür zu erforschen. Ernsthaft, ohne Wenn und Aber, ohne Rücksichten und ohne sich selbst zu belügen. Das bleibt der Landwirtschaftskammer in Oberösterreich nicht erspart und der in der Steiermark schon gar nicht. Und auch nicht all den anderen Kammern.

Für sie führt kein Weg herum, die Bauern wieder zu erreichen. Sonst wird sie gar nicht mehr ernst genommen. Nicht von den Bauern selbst, aber auch nicht von der Politik und der Gesellschaft, in der sie die Interessen der Bauern vertreten sollten. Zu dröge ist man oft, zu sehr auf das Bewahren bedacht, viel zu oft passiv und in Dauerverteidigung gefangen und in der Vergangenheit. Man hat im Bestreben, die Bauern vor Veränderungen zu schützen, an Glaubwürdigkeit eingebüßt und den Zug der Zeit verpasst. Wenn es um agrarische Themen geht, glaubt die Gesellschaft heute NGO, Handelsketten, Influencern im Internet und selbstherrlichen „Wutbauern“ mehr als den Experten der Kammern. Oft drängt sich der Eindruck auf, es gehe Kammermitarbeiten und Funktionären mehr um den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes und der eigenen Bedeutung als um die Erhaltung der Höfe.

Darüber hat man auch die Bauern und ihre Bedürfnisse oft aus den Augen verloren. Mit neuen Trends in der Gesellschaft, auf den Märkten und in der Produktion weiß man oft nur wenig anzufangen. Man versteht sich zuweilen großartig auf die Vertretung der Interessen von Bauern, die mit dem Wandel und den Anforderungen der Gesellschaft nicht zurecht kommen. Man hat aber für die vielen vor allem jungen Bauern, die Landwirtschaft als Chance begreifen und nicht als Bedrohung, die davon leben wollen und die neue Ideen haben und die auch verwirklichen wollen, mitunter nur sehr wenig zu bieten. Für sie und ihre Bedürfnisse hat man oft nur wenig Verständnis, zu wenig Antworten, zu selten Rat. Und schon gar keine Vision.

Dass sich in manchen Landwirtschaftskammern in den vergangenen Jahren manches verändert hat ist anzuerkennen. Aber es war allem Anschein nach viel zu wenig.

Gmeiner meint - Blick ins Land, 4. Februar 2021

Man "kann und will es nicht glauben"

"Heute Nacht sind mehrere Familien mit minderjährigen Kindern abgeschoben worden. Das macht mich zutiefst betroffen. Ich kann und will nicht glauben, dass wir in einem Land leben, wo dies in dieser Form wirklich notwendig ist." Der Bundespräsident höchstselbst tat seinen Unmut per Facebook kund. Er war mit diesem Unmut nicht alleine. Die Aufregung war groß in der vergangenen Woche und die Bilder von der frühmorgendlichen Delogierung mit dutzenden Polizeiautos, WEGA-Sonderkommando und Demonstranten, die rüde von Uniformierten in Kampfmontur weggedrängt wurden, verstörten nicht nur, sondern machten auch Angst. Nicht nur der Bundespräsident fragte sich, in welchem Land wir eigentlich leben.

Inzwischen weiß man mehr über das Warum und Wieso und Weshalb. Man kann nicht nur die Aufregung nachvollziehen, sondern auch die rechtlichen Gründe für die Abschiebung. Betroffenheit bleibt dennoch bei vielen Österreichern, auch bei jenen, die Verständnis dafür aufbringen, dass Recht umgesetzt werden muss. Nicht nur allein wegen der Kinder, sondern auch deswegen, was sich in den vergangenen Tagen rundherum abgespielt hat.

Das Land ist roh geworden und rau. Gräben tun sich auf, Hass und Bosheit. Der Fall spiegelt die Stimmung und die Kultur, die sich in den vergangenen Jahren vom rechten Rand aus in diesem Land etabliert hat und die längst die Mitte der Gesellschaft erreicht hat. Auch, weil ihr Platz gemacht worden ist, um politisch zum Erfolg zu kommen. Härte, zumal Härte gegenüber anderen, gilt heute als Tugend, und oft scheint das Maß verloren, wenn es um den Nächsten geht. Das Klima, das sich im Land breitgemacht hat, ist viel zu oft hässlich geworden und böse.

Heute gibt es keinen Diskurs mehr und keine Diskussionen, auch keine Achtung und keinen Respekt mehr vor anderen Meinungen und den Menschen, die sie vertreten. Meinungen und Menschen, die anders denken, werden diskreditiert. Auf beiden Seiten und von beiden Seiten. Als gäbe es nur mehr Schwarz und Weiß.

Die Abschiebung der georgischen und armenischen Familien hat aber, wie auch schon die Diskussion um die Hilfe für Kinder aus Moria, auch andere Aspekte, die in der Hitze der öffentlichen Diskussion -anders, als die Probleme, die sie inzwischen den Grünen und damit der Koalition bereitet -kaum beleuchtet werden. Dass etwa Kanzler Kurz und die Volkspartei mit diesem Manöver -wieder einmal -von den Problemen mit Lockdown und Impfung ablenken wollten und dabei abermals zeigten, dass ihnen eine Härte und Mittel recht sind, die bisher als unvorstellbar galten. Vielen gilt das als kalte Machtpolitik und diese Vorhaltungen sind durchaus zu verstehen.

Diskutiert aber muss auch über den zuweilen offenen Hass werden, mit dem Kurz und die ÖVP-Regierung inzwischen von der Gegenseite attackiert und diskreditiert wird. Wenn man um fünf Uhr früh irgendwo in Wien demonstriert, geht es nicht nur um das hehre Anliegen, Kinder zu schützen, sondern auch darum, den Kanzler und seine Partei in ein möglichst schlechtes Licht zu stellen und seinen Ruf zu beschädigen. Dass sich Kinder, respektive Aktionen, die sich gegen Kinder wenden, dafür besonders eignen, würde wohl heftigst bestritten, darf dabei nicht außer Acht gelassen werden.

Zu reden ist aber auch über die Rolle mancher Medien und einiger Journalisten. Selten noch flogen innerhalb dieser Zunft so die Fetzen, wie rund um diesen Fall. Dass der Leiter der Österreich-Redaktion der deutschen Wochenzeitschrift "Die Zeit" von "VP-Gesindel" twitterte, sorgte in der Kollegenschaft genauso für Nasenrümpfen wie der "Falter"-Chefredakteur, der die "Kurier"-Chefredakteurin auf Twitter als "inoffizielle ÖVP-Pressesprecherin" desavouierte und ihr beschied, dass es ihr "langsam den Vogel raushaut".

Auffällig war jedenfalls, dass sich die Qualitätszeitungen des Landes nicht von der Aufregung hinreißen ließen und sehr sachlich berichteten. "Journalisten sollten nicht Aktivisten sein, für welche Sache auch immer", twitterte einer von ihnen. "Das erweist der Aufklärung, den Lesern und letztlich der offenen Gesellschaft und der Demokratie einen schlechten Dienst."

Der Handlungsbedarf ist groß. Und auch die Pflicht, nicht weiter zu eskalieren. Auf allen Seiten. Was bleibt, ist das Bild von einem zum Zerreißen gespannten Österreich - von dem nicht nur der Bundespräsident nicht glauben mag, "dass wir in so einem Land leben".

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 4. Februar 2021
 
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