Donnerstag, 30. April 2020

"Bauernopfer" Globalisierung



Langsam richten sich die Blicke wieder nach vorne. Viele möchten die Corona-Krise, neben vielem anderen, auch als Chance genutzt sehen, den Reset-Knopf für die Wirtschaft zu drücken. Als Gelegenheit, Fehlentwicklungen der vergangenen Jahrzehnte zu korrigieren, es besser zu machen als bisher, eine neue Basis zu legen.

Wie schwierig das ist, zeigt sich allein schon beim Thema Globalisierung, bei der man allerorten den größten Änderungsbedarf zu sehen scheint. Von gestrafften Wertschöpfungsketten ist da gerne die Rede, von mehr Regionalität, von einer Re-Nationalisierung der Lieferketten, von einem Zurückdrehen der internationalen Arbeitsteilung.

Da wirklich etwas zu ändern, mag noch relativ einfach sein, wenn es darum geht, etwa die Produktion von Medikamenten, Wirkstoffen oder Schutzmasken aus Ländern wie China zurückzuholen. Das ist aber wohl weitaus schwieriger bei komplexen Waren, die aus tausenden von Einzelteilen bestehen. Wie schwierig, davon bekommt man allenfalls eine Ahnung, wenn man etwa liest, dass der südkoreanische Elektronik-Konzern Samsung nicht weniger als 2.500 Zulieferer aus einem Dutzend Länder in aller Welt braucht, um eines seiner Smartphones zusammenzubauen.

Die Herausforderung ist nicht nur bei Samsung groß, das Rad der internationalen Arbeitsteilung zurückzuschrauben, deren Verletzlichkeit Corona so deutlich wie nie etwas zuvor gezeigt hat. Es wird heikel sein, diese Globalisierung der Produktion auf neue Beine zu stellen und nach anderen Mustern zu organisieren. Es wird darum gehen, wie man sich vor allem in Europa weniger abhängig macht von Ländern wie China. Und es wird darum gehen, wie sich Unternehmen weniger abhängig machen von Zulieferern.

Die vergangenen Jahre kannten nur eine Richtung -auslagern, aufteilen, globalisieren. Wirtschaftsexperten wissen, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, diesen Geist wieder in die Flasche zurückzubekommen. "Man wird das System nicht grundlegend verändern", sagte etwa dieser Tage der Ökonom Mathias Binswanger in einem Interview. "Viele Produkte sind heute so komplex, hoch spezialisiert und in globale Wertschöpfungsketten involviert, die kann man gar nicht zur Gänze lokal produzieren."

Da nimmt nicht Wunder, dass man vielerorts die Globalisierung für das "Bauernopfer" in der Diskussion über Schuld oder Unschuld in einer weltweiten Krise wie Corona hält. Während die einen sich am liebsten in eine möglichst weitreichende Autarkie hinter geschlossenen Grenzen verschanzen möchten, sagen die anderen auf die Frage, ob die Globalisierung eingeschränkt werden muss: "Die Antwort heißt eindeutig nein." Und man hat gute Gründe dafür, war es doch die internationale Arbeitsteilung in den vergangenen Jahrzehnten, von der wir, alles in allem betrachtet, in aller Welt gut gelebt haben und die mehr Menschen als je zuvor einen höheren Lebensstandard, Arbeit und sichere Ernährung zu günstigen Preisen ermöglicht hat.

Das gilt gerade auch für Österreich. Unser Land erzielt mehr als die Hälfte der wirtschaftlichen Wertschöpfung im Ausland und lebt wie kaum ein anderer Staat vom Export. Gerade für so ein Land wäre es schlicht eine Katastrophe, wenn international das Dichtmachen der Grenzen die Antwort wäre auf die Corona-Krise und die Abhängigkeiten, die sich zeigten.

Dennoch gilt es einen Weg zu finden, um sich aus der in vielen Bereichen erdrückenden Abhängigkeit von anderen Staaten zu lösen. Mehr Unabhängigkeit und die Resilienz der Wirtschaft werden wohl eine neue Rolle spielen - und Lagerhaltung auch. Auch um den Preis, dass viele Produkte dann wohl teurer sein werden. Der Weg, den es zu finden gilt, verlangt Behutsamkeit, Umsicht und viel Augenmaß. Radikale Rezepte, ideologisch gefärbte zumal, sind sicherlich eine schlechte Antwort. Nichts wäre schlimmer als eine weitere Stärkung des schon jetzt überall aufflammenden Nationalismus.

Im Mittelpunkt einer sinnvollen Strategie für die Zukunft muss stehen, dass Unternehmen, Staaten, Institutionen und auch die Menschen selbst Verantwortung übernehmen, zusammenarbeiten und gemeinsam die Vernetzung nutzen - zum Wohle aller.

Ob das gelingt, steht in den Sternen, tut man sich allein innerhalb der EU schon schwer diese Ziele umzusetzen.


Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 30. April 2020

Mittwoch, 29. April 2020

Die Stunde der Bauern - oder doch nicht?



Es zeigt sich, dass in dieser Krise die österreichische Landwirtschaft ganz gut aufgestellt ist und Bemerkenswertes leistet. Das sagen nicht nur der Bauernbund, die AMA, die Hagelversicherung und all die anderen, die den Bauern mit Inseraten zur Seite stehen und die Bevölkerung auf die Leistungen der Landwirtschaft aufmerksam machen und wohl dafür auch ein bisschen gelobt werden wollen. Das sagen auch unvoreingenommene Beobachter, wie Franz Sinabell vom österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut, einer der wichtigsten Agrarexperten im Land. „Es geht derzeit viel den Bach hinunter und viel funktioniert nicht, da darf man nicht aus dem Blick verlieren, was die Landwirtschaft leistet, die die Versorgung mit Lebensmitteln aufrecht hält.“ 

In diesen Wochen zeigt sich in der Tat wie kaum je zuvor, wozu die Landwirtschaft aber auch die Lebensmittelverarbeiter in diesem Land fähig sind. Im Verein mit einer umsichtigen Agrarpolitik, „in der Leute wissen was zu tun ist“, wie Sinabell das formuliert, kamen die Bauern bisher überraschend gut durch die Krise. 

Freilich erwischte es manche Zweige wie die Rinderhalter schwer und es zeichnen sich, wie etwa bei Milch oder auch bei Schweinen oder bei Betrieben, die auf Gastronomie und Fremdenverkehr setzten, zunehmend Probleme ab. Dennoch kann die Landwirtschaft bisher eine passable Zwischenbilanz ziehen.  

Die Bauern haben die Dinge einigermaßen im Griff. Gerade in diesen schwierigen Zeiten zeigen sich die Stärken von Familienbetrieben. Man hilft einander in der Familie, steht zusammen und ist bereit, viel auf sich zu nehmen, wenn Krisen wie die Jetzige zu bewältigen sind. Das macht Österreichs Landwirtschaft viel stärker und flexibler als man gemeinhin gerne annimmt und es macht sie widerstandsfähig in Situationen, wie wir sie derzeit erleben. 

Dennoch müssen sich die Bauern auch in dieser schwierigen Situation mit Themen herumschlagen, die nichts als Ärger und Wut aufsteigen lassen. Etwa damit, dass der Lebensmittelhandel die Sticheleien nicht lassen kann. „Es geht munter weiter“ klagen dieser Tage viele Landwirte und auch Bauernvertreter. „Milch und Butter zu Schleuderpreisen, Kartoffel verschweißt im Plastiksack aus Ägypten, Heidelbeeren aus Argentinien, Avocados aus Peru, Spargel aus Griechenland und und und“ ärgert man sich über die Spar, Rewe, Hofer und Co. “Und die bewerben das auch noch und loben sich selbst als Sicherer der Lebensmittelversorgung in der Krise“.

Nicht anders ist es bei den unverminderten Holzimporten, die auf die Preise drücken, während bei uns viele Wälder vom Borkenkäfer gefressen werden und die Forstwirte nicht mehr wissen wohin mit dem Schadholz. Da nimmt nicht Wunder, dass manchem die Zornesader schwillt, wenn in der Zeitung ein Holzverarbeiter die Importe lapidar mit dem Hinweis darauf verteidigt, dass er für die Lärche, die er in Tschechien kaufte, Fichte dazunehmen musste, „weil auch die Tschechen Käferprobleme haben“.

Das tut weh. Ohne Frage. Aber es bewahrt vor Illusionen. Und das lässt daran zweifeln, dass für die Land- und Forstwirtschaft nach Corona etwas anders wird, obwohl ihr jetzt von allen Seiten Anerkennung entgegengebracht wird.

Gmeiner meint - Blick ins Land, Mai 2020 - 29. April 20

Freitag, 24. April 2020

Bauern trotzen Corona nach Kräften



Betroffen sind vor allem Betriebe und Betriebszweige, die eng mit Tourismus und Gastronomie verknüpft sind. 

Hans Gmeiner

Linz. „Die Entwicklung ist dramatisch“, sagt Werner Habermann, Geschäftsführer der Arge Rind, der Dachorganisation der österreichischen Rindererzeuger. „Wichtige Absatzmärkte und Verkaufskanäle sind weggebrochen, die Preise für Stiere um 15 Prozent, die Presse für Kalbinnen sogar bis zu 30 Prozent gefallen“. Keinen Zweig in der heimischen Landwirtschaft hat die Corona-Krise so getroffen, wie die Rindererzeuger. Die meisten der andere Betriebszweige, in denen die Bauern ihr Geld verdienen, sind bisher hingegen einigermaßen gut mit der Krise zurechtgekommen, sagt Franz Sinabell, Agrarexperte im Wirtschaftsforschungsinstitut. „Die Landwirtschaft und auch die Agrarpolitik haben gerade in vergangenen Wochen ihre Stärke und ihre Anpassungsfähigkeit gezeigt“. Er rechnet daher aus derzeitiger Sicht damit, dass die Bauern mit einem blauen Auge davon kommen werden. „Die Wertschöpfung der Landwirtschaft wird heuer zurückgehen, aber das Minus wird nicht wie im Tourismus und in anderen Branchen im zweistelligen Prozentbereich, sondern eher im niedrigen einstelligen Bereich liegen“.

Dennoch werden viele Bauern schwer zu kämpfen haben. Neben den Rinderhaltern sieht Sinabell die vor allem Betriebe, die stark vom Tourismus und von der Gastronomie leben, große Probleme zukommen. „Wenn diese Branchen wirklich unter die Räder kommen, werden das auch die Bauern spüren“, sagt der Ökonom. Besonders große Herausforderungen sieht er in diesem Zusammenhang auf Betriebe, die Urlaub am Bauernhof anbieten oder auch die Heurigen-Wirtschaften im Osten Österreichs zukommen.

Unsicherheit unter den Bauern herrscht aber auch in anderen Betriebszweigen. Bei Milch sind dramatische Verwerfungen auf den Märkten bisher ausgeblieben, aber der Druck auf den Bauernmilchpreis wächst. „Preiserwartungen, die man noch zu Beginn des Jahres hatte, müssen wohl zurückgefahren werden“, stimmt Johann Költringer, Sprecher der Molkereien, die Milcherzeuger schon jetzt auf eine wenig erfreuliche Zukunft ein. Der Kampf gegen Überschüsse sei jetzt das Hauptziel. Molkereien, die ihren Kundenschwerpunkt in Fremdenverkehr und Gastronomie haben, wie die Kärntnermilch oder die Vorarlberger Molkerei haben die Bauern bereits zu Lieferbeschränkungen verpflichtet.

Auch bei Schweinen baut sich in diesen Wochen Druck auf. „Seit Ostern ziehen dunkle Wolken auf“, sagt Hans Schlederer von der Schweinebörse. Bis dahin hielten sich die Preisrückgänge in Grenzen, nun steht der nächste Rutsch an. Freute man sich bis Jahresbeginn noch über einen Boom der Exporte nach China und Rekordpreise von zwei Euro je Kilo so ist man nun froh, wenn man noch 1,70 Euro pro Kilo erlösen kann. Schwer haben es vor allem jene Mäster, die noch vor der Corona-Krise damals noch sehr teuren Ferkel zukauften.

Am wenigsten zu spüren bekamen die Corona-Krise bisher die Ackerbauern. Die Märkte für Getreide, Mais und Ölsaaten entwickeln sich bisher normal. Große Einbrüche blieben bisher aus. Selbst Weizen, der noch in der Krise 2009 gemeinsam mit dem Ölpreis abstürzte, zeigte sich bisher stabil. Als in dieser Woche der Ölpreis gegen Null US-Dollar und darunter fiel, kratzte der Preis in der Warenbörse in Paris sogar an der 200-Euro-Marke und damit an einer seit langem nicht mehr erreichten Schwelle.

Die Agrarpolitik ist dennoch in Alarmstimmung. Mit Hochdruck arbeitet man an der Lösung des Erntehelferproblems, das wie ein Damoklesschwert über dem heimischen Obst- und Gemüsebau hängt. Und in Brüssel drängt man auf Maßnahmen, die Druck von den Märkte nehmen sollen. Immerhin machte die EU diese Woche 30 Millionen  für die Einlagerung von Milchpulver, Butter und Käse locker. Das ist freilich sehr bescheiden angesichts des 19 Mrd.-US-Dollar-Hilfspaket für die US-Farmer, das Präsident Trump bereits in der Vorwoche eine angekündigt hat.

In Österreich selbst hilft man sich nach Kräften. „Die Bauern waren beim ersten Hilfspaket dabei und vielleicht gibt es ja noch andere spezifische Pakete“, sagt Sinabell. Aber auch die Bauern selbst organisieren sich Unterstützung. So gelang es etwa der Arge Rind die großen Handelsketten Spar, Rewe und Hofer dafür zu gewinnen, zumindest für vier Wochen die Preise nicht zu senken. Von McDonalds, dem wichtigsten Abnehmer für heimisches Kuhfleisch, sicherte man sich für die nächsten vier Wochen die 50 prozentige Auszahlung des so genannten M-Rind-Zuschlages, obwohl die Burgerkette derzeit nur einen Bruchteil des Geschäfts macht.

Aber nicht allein Corona macht den Bauern derzeit Probleme. Groß ist der Ärger über die unverminderten Billig-Importe von Holz, Kartoffeln und Milchprodukten. Und in vielen Branchen der Landwirtschaft, wie etwa in der Milchwirtschaft, im Ackerbau und in der Fortwirtschaft, wo der Borkenkäfer wütet wie noch nie, fürchtet man die Folgen der anhaltenden Trockenheit noch mehr als Corona. „Schon jetzt reduzieren sich allein deswegen die Aussichten für heuer“, sagt Wirtschaftsforscher Sinabell.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 24. April 2020

Donnerstag, 23. April 2020

Ein Danke ist zu wenig



Lady Gaga, Elton John, Stevie Wonder, Paul McCartney und die Rolling Stones tun es. Und viele andere tun es auch. In aller Welt und auch in Österreich. Sie singen, sie klatschen und manche hissen sogar die Nationalflagge, um, wie es gerne heißt, "allen SystemerhalterInnen eine kleine Freude zu machen und ihnen auf dem Weg in die Arbeit oder am Heimweg mit dieser Aktion Danke zu sagen".

Klingt gut und anständig, und ist meist auch wirklich ehrlich gemeint. Es legt aber dennoch die Frage nahe, ob man damit in der Krise nicht einer Methode frönt, um sich eher selbst auf die Schultern zu klopfen und sich und seine Hilflosigkeit zu beruhigen, dass man seinen Beitrag zur Bewältigung der schwierigen Situation leistet und Gutes tut. Man singt und klatscht sich sozusagen aus dem Schneider. Und ist zufrieden mit sich.

So wichtig und so nett und so ehrlich gemeint das auch sein mag, substanziell jedenfalls ist davon nichts. Und ob es nachhaltig ist, muss sich erst zeigen. Es verwundert daher nicht, dass die, denen Gesang und Applaus und allerorts zur Schau gestellte Betroffenheit und Mitgefühl gelten, damit oft nichts Rechtes anzufangen wissen. Und dass es manchen sogar so richtig stinkt. "Euren Applaus könnt ihr Euch sonst wo hinschieben", war dieser Tage von einer Krankenschwester in den Sozialen Medien zu lesen. Sie hätten gerne was anderes. Anerkennung auch abseits von Krisen, Wertschätzung für ihre Arbeit, Aufmerksamkeit für ihre Anliegen, besseren Schutz bei der Arbeit vielleicht, mehr Tests auch. Und eine bessere Bezahlung.

All die Berufe, von denen man jetzt erkennt, wie wichtig sie für das Funktionieren der Gesellschaft sind und die neuerdings unter "systemrelevant" firmieren, haben all das viel zu selten. Die Pflegekräfte und Krankenschwestern, die Verkäuferinnen in den Supermärkten, die Kindergärtnerinnen und viele andere auch. Nicht nur seit Jahren, sondern aus Tradition. "Geht nicht anders" war bisher immer die simple Erklärung dafür. Und damit hatte es sich. "Weiterarbeiten!"

Am Gründonnerstag bezeichnete der Papst Ärzte und Pfleger als "Heilige von nebenan" und man wünscht sich, dass es nur eine schlampige Übersetzung war, die da über die Agenturen verbreitet wurde, und dass er auch die Ärztinnen und Pflegerinnen mit meinte. Und man wünscht sich, und vor allem denen, die gemeint waren, dass sie in Zukunft tatsächlich etwas von dieser Einschätzung zu spüren bekommen.

Die Gesellschaft ist gefordert, nach Corona vieles zu überdenken, wohl auch Gewichtungen neu zu verteilen. Der Umgang, die Wertschätzung und die Bezahlung der Systemerhalterinnen und Systemerhalter gehören dazu. Und das Bewusstsein um die Bedeutung. Toni Innauer formulierte es in einem Radiointerview so: "Jetzt merken wir, dass Krankenschwestern, Ärzte und Verkäuferinnen im Supermarkt wichtiger sind als die Topscorer und die großartigen Kicker, die das Tausendfache verdienen." Es muss ja nicht gleich die Devise "koste es, was es wolle" sein, wenn es um Verbesserungen geht. Aber man kann dem hemdsärmligen Gewerkschaftsboss Wolfgang Katzian doch beipflichten, der meinte "des muss rascheln im Börserl, ned klingeln". Und man muss von der Gesellschaft fordern, dass sie nach Corona nicht vergisst, woran wir hängen und was wir oft viel zu gering und viel zu abfällig schätzen. 

Bisher ist nur wenig davon zu erkennen, dass es für die Systemerhalter mehr gibt als Lieder, Klatschen und gehisste Fahnen. Die großen Handelsketten zahlen Prämien. Gut. Dafür gab's auch große Berichte und PR selbst in der 'Zeit im Bild'. Die Regierung stellt diese Prämien steuerfrei. Auch gut. Aber dann wird es schon dünn. Manche Organisationen und Spitalserhalter zahlen auch Prämien, ist zu vernehmen. Und dafür, dass sie für die 24-Stunden-Pflegerinnen aus Osteuropa auch Prämien fürs Dableiben zahlen, wollen die Bundesländer, die es tun, auch gelobt werden.

Wiewohl sich gerade dort das Problem zeigt. Die Prämien gibt es nicht als Anerkennung, sondern sehr viel mehr deswegen, weil man unfähig war, für diese Pflegekräfte andere Lösungen aufzustellen. Spezielle Möglichkeiten für die Ein-und Ausreise fehlen bis heute. Dabei hätten die Pflegerinnen dies- und jenseits der Grenze nichts lieber als das. Und die Familien, in denen sie arbeiten, auch.


Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 23. April 2020

Donnerstag, 16. April 2020

Die Rückkehr zur Normalität



Dienstag dieser Woche hat sich Österreich zur Rückkehr in die Normalität aufgemacht. Die ersten Geschäfte haben wieder geöffnet, nach und nach sollen Schulen, Gastronomie und Hotels folgen. Immerhin. Zur Rückkehr zur Normalität aufgemacht haben sich auch die Politik und das gesellschaftliche Leben. Nach Wochen des Stillhaltens ist allerorten Unruhe und Drängen zu spüren und es kehren Streit, Unmutsäußerungen und Auseinandersetzungen zurück.

Die Normalität drängt sich nach Wochen des Stillstands, der Rücksichtnahme und des nationalen Schulterschlusses nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft wieder in den Alltag. Der Ton wird wieder rauer, schärfer und auch untergriffiger. In Leserbriefen sind wieder Begriffe wie Frechheit und Sauerei zu lesen. In den Sozialen Medien geben all die Gehässigen wieder Laut. Viele von ihnen arbeiten sich nun wieder vorzugsweise am Bundeskanzler ab und twittern spöttisch von ihm als "Heiland" und davon, dass man "dem eigenen Dackel beibringen" werde, "die Pfoten zum Gebet zu falten, um dafür zu danken, dass wir einen Kanzler haben, der über Virologen und auch Wirtschaftsexperten erhaben ist".

Zu den Zeichen für die Rückkehr zur Normalität gehören wohl auch die vielen angekündigten Klagen und Beschwerden gegen die Gesetze und Verordnungen, die in den vergangenen Wochen erlassen wurden. Man zweifelt die Rechtmäßigkeit der verordneten Freiheitsbeschränkungen an, man stößt sich daran, dass "im Covid-19-Gesetz ein Minister als Organ der Exekutive im Ergebnis per Verordnung die Geltung eines Gesetzes aussetzen kann" und man macht sich Sorgen um Grundrechte.

Auch in der Politik wurde der Ton in den vergangenen Wochen wieder schärfer. Die Opposition fühlte sich übergangen und setzte alles daran, sich zumindest in Kontrollfunktionen hineinzureklamieren. Man nutzte die Hilfspakete, sich als Anwalt der eigenen Klientel -seien es die Arbeitnehmer, seien es Unternehmen -zu profilieren. Abgeordnete von Neos arbeiteten sich an der Wirtschaftskammer und ihrer Rolle bei der Abwicklung der Staatshilfe ab. Sozialdemokratische Abgeordnete versuchten, dem Kanzler die Verantwortung dafür zuzuschieben, dass die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schnalzten. Es kamen in den vergangenen Tagen aber auch wieder Themen in den Vordergrund, die ganz im Schatten von Corona standen. Vizekanzler Kogler redete von einer Vermögenssteuer zur Finanzierung der Krisen-Ausgaben, die Umweltministerin brachte die ökologische Steuerreform aufs Tapet und manch Roter machte Staatsbeteiligungen zum Thema, die Höhe des Arbeitslosengeldes und das Grundeinkommen.

"Die erste Phase einer politischen Geschlossenheit ist vorbei", hieß es dieser Tage in einer Zeitung. "Der Gegensatz von Regierung und Opposition beginnt aufzuleben, die Phase der Profilierung beginnt." Das gibt eine Ahnung von dem, was noch kommen wird. Und wohl auch eine Ahnung davon, dass auch nach Corona nichts anders sein wird als vorher.

Man kann vieles von dem, was sich jetzt auf dem Weg zur Rückkehr in die Normalität wieder immer öfter zeigt, angesichts der Situation in der wir uns befinden, als ungehörig empfinden. Notwendig und Teil des Lebens und des Systems ist es wohl allemal. Und möglich sein muss es auch. Eine Gesellschaft wie die unsere lebt von der Diskussionen, vom Diskurs und von der Auseinandersetzung. Auch in Situationen, wie wir sie rund um Corona erleben. Unterschiedliche Meinungen sind es, die uns immer weitergebracht haben und auch in Zukunft weiterbringen werden.

Wie vor Corona und wohl auch wie in Zukunft bleibt aber die Frage, in welcher Form dieser Diskurs geführt werden sollte. So untergriffig wie in den eingangs zitierten Tweets? Oder eher doch so, wie rund um die missglückte Oster-Ausgangsverordnung des Gesundheitsministers, mit Verständnis und Zurückhaltung?

Die Mehrheit im Land wünscht sich wohl Letzteres, schließlich geht es so auch. Das dient dem Zusammenhalt und dem Fortkommen der Gesellschaft wohl sehr viel mehr als die Art von Streitkultur, die über Jahrzehnte eingerissen ist in diesem Land und deren Rückkehr sich jetzt wieder abzeichnet. Und das könnte sich durchaus bewähren bei all dem, was auf unser Land noch zukommen wird.


Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 16. April 2020

Donnerstag, 9. April 2020

Vorbei wird nicht vorbei sein



Vor drei, vier Wochen wussten sich viele noch selbst zu trösten. Abseits all der Angst um die eigene Gesundheit schätzte man trotz aller Besorgnis und Aufgeregtheit auch die Ruhe, die einem mit einem Mal umgab und die Entschleunigung und glaubte gerne und arglos daran, dass stimmt, wovon überall die Rede war: "In ein paar Wochen ist alles vorbei." Dann werden wir unser normales Leben bald wieder haben und unseren Job auch. Die Auftragsbücher werden sich schnell wieder füllen und die Geschäfte, Wirtshäuser und Hotels auch. Die Wirtschaft hält das schon aus.

Das war die Hoffnung damals. Inzwischen ist aber längst klar, dass es all denen, die das immer noch glauben, genauso gehen könnte wie allen damals im Februar. Als es gang und gäbe war, Corona für eine Geschichte im fernen China zu halten, die halt Italien -eh klar -nicht in den Griff kriegt, die aber uns nie und nimmer wirklich was anhaben könnte. Als man sich wunderte über Ausgangsbeschränkungen und darüber, dass sich die Menschen nicht nur im fernen China, sondern mittlerweile auch in Mailand in großen Abständen zueinander -die Gesichter mit Masken geschützt -vor Geschäften anstellten.

Inzwischen gehört all das auch bei uns zum täglichen Leben. Und inzwischen wird auch immer klarer, dass die Wirtschaft das nicht so einfach durchdrücken können wird. Trotz aller Milliarden und trotz der Devise "Koste es, was es wolle".

Klar ist inzwischen, dass es für zigtausende Unternehmen und Unternehmer in den nächsten Monaten ums Überleben geht. Und damit auch um hunderttausende Arbeitsplätze. Die Wirtschaftsforscher geben sich vorsichtig und wollen, wie Wifo-Chef Christoph Badelt kürzlich bei der Präsentation der Konjunkturprognose sagte, "nicht zeigen, was es im schlechtesten Fall geben kann", weil das nur Panik verursachen würde. Offiziell glaubt man, dass die Wirtschaft um nicht mehr als 2,5 Prozent schrumpfen könnte. Im Ausland hingegen redet man bereits unverhohlen von der "Mutter aller Rezessionen", wie der österreichische Ökonom Gabriel Felbermayr, Präsident des Deutschen Instituts für Weltwirtschaft, nennt, was auf uns zukommen wird. Immer klarer wird, dass die Rezession ihre Wucht noch gar nicht entfaltet hat, und immer öfter sind Sätze zu lesen wie "Die Wirtschaft ist kein Wasserhahn, den man auf-und zudrehen kann".

Klar ist schon jetzt, dass der Schaden für die Wirtschaft und damit für unser aller Wohlstand umso geringer ist, je früher der Shutdown der Wirtschaft wieder in die Normalität zurückgeführt wird. Ab nächster Woche ist es vielleicht so weit. Schritt für Schritt zumindest. Das gibt Hoffnung.

Dass damit die Erwartungen erfüllt werden, ist freilich zu bezweifeln. Man wird erkennen müssen, dass man nicht dort, wo man aufhörte, einfach anknüpfen kann, als wäre nichts gewesen. Und man wird damit zurechtkommen müssen, dass es viele Arbeitsplätze nicht mehr geben wird. Dass es an Aufträgen fehlen wird und auch am Geld. Man wird damit leben müssen, dass die Corona-Krise nolens volens auch allerorten Kosteneinsparungs-und Effizienzprogramme auslösen wird, weil sich auch die Unternehmen nach der Decke strecken müssen, um zu überleben. Es wird aber auch andere Veränderungen geben. Man wird draufkommen, dass man etwa bei den Bürokosten sparen kann, weil Homeoffice funktioniert und Telefonkonferenzen auch. Und auch, dass vieles einfacher und mit weniger Personal geht als vor der Krise.

Corona führt uns die große Bedeutung der Wirtschaft vor Augen, die über die vergangenen Jahrzehnte oft viel zu gering geschätzt wurde. "Das Funktionieren der Wirtschaft ist Basis der Gesellschaft, des Sozialsystems, des Bildungssystems, aber auch des Gesundheitssystems", sagt Industriellen-Präsident Georg Kapsch. Dem ist schwer zu widersprechen.

Das ist nicht das einzige Positive. Die Krise rückt auch den Wert der Produktion im eigenen Land wieder in den Mittelpunkt. Und auch den einer Einrichtung, die in den vergangenen Jahren von vielen schon totgesagt und von vielen auch bewusst geschwächt wurde. Die Sozialpartnerschaft zeigt auch in dieser Krise ihre Stärke. Das zeigt allein ein Satz von ÖGB-Chef Wolfgang Katzian in einem Interview: "Der Zustand ist jetzt, wie er eigentlich sein sollte -ein gute Wirtschaft lebt von guten Arbeitnehmern, insofern ist es logisch, dass man ÖGB und AK nicht nur anhört, sondern mit ihnen verhandelt."

Vor drei Monaten hätte er das wohl nicht so formuliert.


Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 9. April 2020

Donnerstag, 2. April 2020

Stille Helden, unbedankte Helden?



„Die Bauern sind die stillen Helden der Corona-Krise“, heißt es in diesen Wochen. Und „Die Eigenversorgung mit Lebensmitteln ist wichtiger denn je“. Oder „Wir sichern die Lebensmittelversorgung! In guten wie in schlechten Zeiten! Verlass dich drauf!“

Das alles ist richtig und es ist nachvollziehbar, dass die Bauern und ihre Vertreter seit Corona auch in Österreich im Griff hat, alles daran setzen, um ihre Bedeutung für die Gesellschaft und ihre Leistungen zu betonen. Aus verständlichen Gründen, fühlten sie sich doch gerade den vergangenen Jahren viel zu gering geschätzt.

Inzwischen stecken aber auch die Bauern in Problemen. Denn die Corona-Krise ist längst auch auf den Feldern und in den Ställen angekommen. Neben Sätzen wie „Corona zeigt, wie wertvoll eine weitgehende Selbstversorgung bei Lebensmitteln ist“ heißt es mit einem Mal auch „Wir wollen unsere Lebensmittel nicht verfaulen lassen! Wer hilft uns bei der Ernte?“

In der Öffentlichkeit ist die Eigenversorgung Österreichs das große Thema. Davon, was Corona für die Bauern wirtschaftlich bedeutet, ist aber keine Rede. Dabei ist der Druck schon jetzt enorm. Auch wenn es inzwischen Härtefallregelungen und Hilfsaktionen gibt.

Tausende Gemüsebauern wissen nicht, wie sie heuer über die Pflanzzeit und die Erntezeit kommen, weil die Saisonarbeitskräfte fehlen. Mancher Molkerei geht bereits in Milch über, weil die Abnehmer weggebrochen sind. In der Fleischwirtschaft fehlen die Arbeiter aus dem Ausland und über kurz oder lang werden die Bauern ihr Vieh nicht mehr aus den Ställen bringen. Man kann auch nicht mehr exportieren. Bei Holz sorgen Importe immer noch für Druck. Direktvermarkter, die sich auf die Gastronomie und den Tourismus spezialisiert haben, hängen in der Luft. Und selbst im Ackerbau ist schwer vorherzusagen, wie sich die Preise für die Früchte wirklich entwickeln werden. Das wird Spuren hinterlassen. Ganz abgesehen davon, dass nicht anzunehmen ist, dass ausgerechnet Menschen, die arbeitslos sind und die um ihre Zukunft bangen, nicht zu Billig-Lebensmittel greifen, auch wenn sie gerne anderes tun würden.

Da kommen wohl noch jede Menge Probleme auf die Landwirtschaft zu, von denen derzeit noch niemand so recht reden mag. Genauso wenig wie in der derzeitigen Diskussion niemand darüber reden mag (und wohl auch nicht kann), was das alles für die EU-Agrarreform bedeuten wird. Und vor allem für deren Umsetzung in Österreich. Man würde sich wohl das Falsche vormachen sich darauf zu verlassen, dass angesichts der dutzenden Milliarden, die nun aufgewendet werden müssen, um das Land wirtschaftlich über die Runden zu bringen, das Versprechen aufrecht zu erhalten ist, allfällige Kürzungen von Agrargeldern in Brüssel in Österreich auszugleichen.

Auch die Bauern werden Opfer bringen müssen und ihren Beitrag zur finanziellen Bewältigung der Krise zu tragen haben. Da wird wohl selbst nicht nutzen, dass man den Wert der heimischen Landwirtschaft nach der Corona-Krise anders sieht, als davor.

Milch und Honig werden sicher nicht fließen. Und vorstellbar ist, dass der junge Landwirt nicht allein bleiben wird, der schon dieser Tage fragte „Und wer sagt Danke zu den Bauern?“

Gmeiner meint - Blick ins Land 4/20 - 2. April 2020

Die Welt neben Corona



"Bei der Caritas laufen die Telefone heiß" war in diesen Tagen zu lesen. Es gehe um Menschen, die schon vor der Krise in einer schwierigen Lage gewesen seien und die die Krise nun voll treffe.

Corona ist nicht nur ein Virus und Covid-19 nicht nur eine Krankheit. Und sie sind nicht nur für Menschen gefährlich, die davon direkt oder indirekt betroffen sind. Die Sorgen und die Angst verdrängen, dass es auch eine Welt neben Corona gibt. Menschen und Einrichtungen gehören dazu, die schon vor Ausbruch der Pandemie Probleme hatten und auf Hilfe und Unterstützung angewiesen waren, aber auch Krisenherde, die die Weltpolitik über Jahrzehnte beschäftigen. Sie sind mit Corona nicht verschwunden. Sie sind vielleicht nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein, aber sie sind immer noch da. Denn die Welt dreht sich weiter und es wäre gefährlich das zu negieren.

Corona scheint in diesen Tagen und Wochen alles zu verschlingen und alles zu verdrängen. Das mag verständlich sein angesichts der pandemischen Bedrohung, die sich in rasender Geschwindigkeit rund um die Welt breitmacht. Auch, dass die Sorgen um das persönliche Fortkommen im Vordergrund stehen. Und auch, dass man sich, nachdem man genug Klopapier und Germ gehamstert hat, fürs eigene Ego glaubt etwas Sicherheit verschafft zu haben.

Man sollte aber in diesen bedrückenden Wochen die Welt neben Corona nicht außer Acht lassen, mit all ihren Problemen, mit all ihren ungelösten Fragen und mit all ihren Konflikten. Gefährliche Situationen können sich weiterentwickeln, ungelöste Situationen zu noch größeren Schwierigkeiten führen und Gefahren noch größer werden.

Gerade in dieser Situation ist man gefordert, auch nicht auf die zu vergessen, die mit einem Mal in der aktuellen Stimmungslage kein Gehör mehr finden mit ihren Nöten, mit ihren Problemen und mit ihren Sorgen. Sie hatten oft die Probleme schon vor Corona und sie haben sie mit Corona erst recht. Und sie harrten oft schon vor Corona mitunter jahre-oder gar jahrzehntelang einer Lösung und tun das jetzt erst recht. Dass Corona und der Bekämpfung des Virus jetzt alles untergeordnet ist, ist nachvollziehbar und ohne Alternative. Aber es gibt, das sollte nicht außer Acht gelassen werden, auch ein Leben neben Corona. So wie es auch ein Leben vor Corona gegeben hat und so wie es auch ein Leben nach Corona geben wird.

"Stell dir vor es ist schlimm -und keiner schaut hin" schrieb kürzlich eine deutsche Zeitung. "Während der Kampf gegen Corona alle Kräfte bündelt, entwickeln sich Krisen und Konflikte weiter, denen wir ansonsten viel Aufmerksamkeit widmen würden, die aber keineswegs weniger gefährlich sind, nur weil niemand hinschaut." Der Syrische Bürgerkrieg wird genannt und die über eine Million Menschen, die in türkischen Flüchtlingslagern an der Grenze zu Syrien leben. Die Lage in den griechischen Flüchtlingslagern wird angeführt. Man bringt die militärischen Machtspiele Nordkoreas in Erinnerung, hat doch Kim Jong-un gerade in der Vorwoche Raketenwerfer getestet und man verweist auf das iranische Atomprogramm, über das trotz Corona gestritten wird. US-Präsident Trump treibt trotz der Not im eigenen Land seine weltpolitischen Ziele voran. Und auch Wladimir Putin lässt sich von Corona nicht von seiner politischen Agenda abbringen. Allenfalls versteht er sie mit Hilfstransporten oder Auftritten in einem Schutzanzug für sich zu nutzen. Und gar nicht zu reden vom ungarischen Staatschef Viktor Orbán der Corona nutzte, um in unserem Nachbarland die Macht an sich zu reißen.

Die Welt dreht sich weiter. Auch in diesen Tagen. Auch in Österreich. Die Sozialthemen etwa verschwinden auch hier nicht, weil jetzt niemand darüber redet und auch nicht die Bildungsthemen und viele andere. Man hat Verständnis, wenn sie jetzt im Hintergrund stehen. Noch, sei hinzugefügt. Die aufflammende Diskussion um die Grundrechte, die in der Coronabekämpfung möglicherweise beschnitten werden sollen, zeigt, dass sich andere Themen wieder ihren Platz zurückholen. Da formiert sich Widerstand im Land.

Könnte durchaus sein, dass damit die Wende in der Geschlossenheit im Kampf gegen Corona eingeleitet wird. In Deutschland wird inzwischen eine Frage diskutiert, die man hierzulande noch meist vermeidet: "Alle Macht dem Virus?"


Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 2. April 2020
 
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