In Umfragen beklagen die Bauern immer mit Nachdruck die
fehlende Wertschätzung, das fehlende Verständnis und oft auch den fehlenden
Respekt der nicht-bäuerlichen Bevölkerung für ihre Produkte und für ihre
Arbeit. Man fühlt sich oft unverstanden, gering geschätzt und wenig anerkannt.
Untereinander ist das freilich auch oft nicht viel anders. Da
unterscheiden sich viele Bauern kaum von den Konsumentinnen und Konsumenten,
über die sie klagen. Für andere Bauern, für Bauern in anderen
Produktionszweigen gar oder in anderen Bundesländern hört das Verständnis oft
schon bei der Hoftür auf. Da legen sie oft die gleichen Verhaltensweisen an den
Tag, unter denen sie selbst leiden, wenn es um ihren eigenen
landwirtschaftlichen Betrieb geht.
Von Wertschätzung ist oft wenig zu spüren, wenn ein
Milchbauer über die Ackerbauern redet. Da fühlen sich die Ackerbauern mit ihren
Problemen übersehen, wenn nur mehr von der Lage der Milchbauern die Rede ist.
Da halten sich die Biobauern mit breiter Brust für die besseren Bauern und
schauen auf die anderen herab. Da sieht man in der Art, wie in Österreich heute
Schweine gezüchtet und gemästet werden, genauso industrielle Produktionsweisen,
bei denen Tierschutz zu kurz kommt, wie die nicht-landwirtschaftliche
Bevölkerung auch. Und da bringt man den modernen Ackerbau genauso ohne jede
Differenzierung mit Umweltvergiftung und Bodenvernichtung in Zusammenhang.
Man glaubt einander so wenig, wie die nichtbäuerliche
Bevölkerung der Landwirtschaft insgesamt glaubt. Man hat Zweifel daran, wenn
die Milchbauern und die Schweinebauern sagen, es gehe ihnen schlecht. Und erst
recht gilt das, wenn das Ackerbauern sagen. Man versucht die Arbeitsleistung
aufzurechnen, den Verdienst sowieso und auch den Leidensdruck. Und besonders
schnell ist es mit dem gegenseitigen Verständnis vorbei, wenn es um die
Verteilung von Fördermitteln geht.
Oft gilt der Eine beim Anderen nicht viel, oft misstraut man
dem Gehörten und oft will man nicht glauben, was man aus anderen
Produktionszweigen hört. Ganz so, wie das die Bauern den Konsumentinnen und
Konsumenten auch gerne vorwerfen.
Zuweilen hat man den Eindruck, als seien die Bauern der
Bauern schlimmste Feinde. Grün ist man einander in der Tat immer weniger. Wie
sonst etwa ist, um ein Beispiel zu nennen, zu erklären, dass sich die
Biobauern, aber auch westliche Bundesländer, in denen der Ackerbau keine Rolle
spielt, mit der Forderung nach einem Glyphosatverbot in der Öffentlichkeit auf
Kosten der um Verständnis ringenden konventionellen Bauern gut dazustehen
suchten? Und das Ganze ohne Not und ungefragt. Man möchte sich nicht ausmalen,
was wäre, wenn sich die Ackerbauern in die Auseinandersetzung um die
Anbindehaltung bei Kühen öffentlich einmischen würden oder bei
Produktionsthemen im Biolandbau.
Der Zusammenhalt in der österreichischen Landwirtschaft ist
überschaubar geworden. Von viel beschworenen Solidarität ist da immer weniger
spüren. Was man von den Konsumenten verlangt, tut man selbst oft nicht.
Nicht einmal beim Einkauf von landwirtschaftlichen Produkten und
Nahrungsmitteln. Auch auf Bauernhöfen zählt die Herkunft oft weniger als der
Preis. Vor allem dann, wenn es um Produkte aus anderen Produktionszweigen geht.
Angesichts des wirtschaftlichen Drucks mag das verständlich
sein. Gut für die österreichischen Bauern, und zwar für jeden von ihnen, ist es
sicherlich nicht.
Gmeiner meint - Blick ins Land 8 -August 2016
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