Reden mag noch niemand recht davon. Aber das derzeitige "his torische Modell", nach dem die Gelder aus Brüssel an die Bauern in Österreich und sieben anderen EU-Staaten verteilt werden, ist praktisch tot. Es passt nicht zu den Plänen der Union, die will, dass in Zukunft jeder Hektar gleich viel wert und damit die Landwirtschaft vergleichbar ist. Denn einer ge mein samen Agrarpolitik spricht das Durcheinander in Europa Hohn. In nicht weniger als zwölf Varianten wird die Agrarreform 2003 umgesetzt und die Förderung von der Pro duktion entkoppelt.
Die EU sucht daher nach einem neu en Modell und strebt eine Vereinheitlichung an. Nicht bis 2010, wie ursprünglich geplant, sondern doch erst ab 2013 - was von der heimischen Agrarpolitik, aus welchen Gründen auch immer, als Er folg in den Health-Check-Ver hand lungen gefeiert wird, obwohl man doch in jedem Fall ordentlich in die Bredouille kommt. Das "historische Modell" war zwar damals der einfachste und - alles in allem - auch der gerechteste Weg, die seinerzeitigen Förderungen von der Produktion zu entkoppeln und in Zahlungs ansprüche umzulegen. Nun aber wird genau das zu einer rie - sigen Herausforderung, bringt doch die nun unvermeidliche Umstel- lung auf ein neues System gleichsam zwingend eine breite Umverteilung mit vielen Gewinnern und Verlierern. Dass insgesamt weniger Geld zur Verfügung stehen wird, macht die Sache nicht einfacher. Die Zerreißprobe scheint programmiert.
Da sind die Bauern in den westlichen Bundesländern, die sich traditionell gegenüber ihren Kollegen im Osten benachteiligt fühlen. Da sind die Grünland- und Milchbauern, denen die Prämien der Ackerbauern ein Dorn im Auge sind. Da sind die Schweinemäster, die auch mehr vom Kuchen haben möchten. Und es gibt noch viele andere Gruppen, die zum Fördertopf drängen. Schon werden die Geschütze in Stellung gebracht. Da wird eine vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie lanciert, die sogenannte Standard-Arbeitszeiten als Verteilungskriterium zu grunde legt. Das Ergebnis war eigentlich schon von vornherein klar. Milchvieh- und Bergbetriebe wä ren da die klaren Gewinner. Wer Getreide, Mais oder Rüben anbaut, würde viel Geld verlieren. Für die Bauern in westlichen Bundesländern wie in Salzburg gäbe es aber gleich um 6000 Euro mehr pro Jahr.
Andere würden am liebsten die Summe der Gelder, die aus Brüssel kommen, durch die Hektar dividieren. Manche könnten sich dafür er wärmen, würde dabei zumindest zwi schen Grün- und Ackerland un terschieden.
Die Marktfruchtbetriebe scheinen auf jeden Fall auf der Verliererseite zu stehen. Längst ist vergessen, dass die Förderungen für diese Betriebe seinerzeit ihre Wurzeln im Ersatz für die radikalen Preissenkungen, die der EU-Beitritt brachte, ha ben. Dass schon damals viele draufzahlten, weil Referenzerträge, von denen aus die Flächenprämien errechnet wurden, sehr niedrig an gesetzt waren, ist vollends untergegangen.
Was immer tatsächlich kommen wird - klar ist, dass die Diskussionen, die da auf die Bauern zukommen, viel Umsicht verlangen. Und auch viel Rücksicht. Es geht nicht nur um die Neuverteilung von Geld, es geht auch um den Erhalt der ös terreichischen Landwirtschaft. Ei ner Landwirtschaft, die konkurrenzfähig ist. Man muss einen Mittelweg finden, der für alle Bauern in allen Produktionsgebieten und in allen Produktionssparten gangbar ist. Denn sonst sitzen nicht nur die Agrarpolitiker in der Bredouille.
Blick ins Land" Nr. 09/08 vom 29.08.2008
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