Dienstag, 26. Mai 2009

Die Zeit der Preis-Talfahrt ist vorbei





Auf den Getreidemärkten zeichnet sich eine Wende ab, die Preise steigen. Für die Milchbauern bleibt das ein Traum.

HANS GMEINER Salzburg (SN). Mit Hochspannung registrieren in diesen Wochen nicht nur Landwirtschaft und Agrarhandel, sondern auch die internationalen Finanzfonds jede Meldung über Probleme bei der Entwicklung der Feldfrüchte rund um den Globus. Die lassen zwar aus bäuerlicher Sicht Gutes in Form höherer Preise erwarten, für die Konsumenten könnten sie aber eine neuerliche Verteuerung der Lebensmittel bringen.
Vor allem in den für den österreichischen Markt maßgeblichen osteuropäischen Ländern sind die Ernteaussichten schlecht. In der Ukraine und in Polen etwa setzten Kälte und Trockenheit den Rapsbeständen stark zu, in Südrussland, Ungarn und Rumänien sind die Getreidebestände stark angegriffen, in Tschechien und in der Slowakei verdorrt die Braugerste. Dazu kommen Berichte, dass in manchen Oststaaten weniger Flächen bestellt und weniger Mineraldünger ausgebracht wurde, weil das nötige Geld fehlt. Zudem sorgt die Erholung der Währungen in manchen dieser Länder für einen Preisauftrieb. Fonds steigen wieder ein Auch aus anderen Regionen der Welt kommen Hiobsbotschaften von den Feldern. In Spanien und Frankreich leidet die Landwirtschaft unter der Trockenheit, in Argentinien steht Soja schlecht wie schon lang nicht und in Nordamerika wird es wegen des schlechten Wetters bald zu spät für die Maisaussaat.
Der Mai gilt im Getreidehandel zwar als Monat der wilden Spekulationen und gezielten Falschmeldungen, doch scheint es fix, dass die Zeit der extrem niedrigen Preise vorbei ist. „Die Warenterminbörsen sind wieder da“, heißt es. Auch die Fonds steigen wieder ein und bauen vorsichtig erste Positionen auf. In den vergangenen Wochen zogen die Preise für die Ölfrüchte Soja und Raps im Windschatten der Erdölpreise kräftig an. Weizen wurde teurer und auch die Maispreise bewegen sich da und dort bereits nach oben.
Einige Marktbeobachter glauben, dass bereits im Herbst die extrem hohen Preise wieder zurückkommen könnten – und damit die Klagen über die Verteuerung der Lebensmittel und die Diskussion über die Versorgungssicherheit. Im Handel gibt man sich aber vorsichtig. Thomas Lang, der für das Linzer Handelshaus Intertrading weltweit mit Getreide handelt, erklärte den SN: „Die Preise werden fester, aber ein Boom wie 2007 würde mich wundern.“ Auch bei anderen Händlern gibt man sich zurückhaltend. Weltweit ist die Versorgungslage immer noch labil, aber die Lager sind vor allem in Osteuropa noch aus der vorjährigen Rekordernte gut gefüllt. Auch in Österreich sind noch viele Silos voll.
Einig ist man sich lediglich darin, dass die Preise nicht mehr so niedrig sein werden wie noch im Herbst und Winter, als die Bauern für Mais nur 90 Euro für eine Tonne und nur 110 Euro pro Tonne Weizen bekamen.
Nur Ernst Gauhs von der RWA, einem der maßgeblichen Getreide- und Mais-Aufkäufer Österreichs, mag sich dieser Meinung nicht zur Gänze anschließen. „Die Preise können auch weiter fallen“, meint er und verweist auf die jüngste Welt-Ernteschätzung des US-Agrarministeriums. Die geht zumindest bei Weizen von einem Überschuss aus.Milchpreis unter Druck Von einer Wende bei den Preisen, wie sie bei Getreide möglich scheint, können Bauern in anderen Produktionssparten nur träumen. Insbesondere die Milchbauern dürfen sich kaum Hoffnungen machen. Behält das US-Landwirtschaftsministerium mit seiner jüngsten Prognose recht, wird der internationale Milchpreis von 18,32 US-Dollar im Vorjahr heuer auf knapp elf Dollar fallen – das niedrigste Niveau seit 1978.
Wirtschaft / 26.05.2009 / Print

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