Dienstag, 29. Juni 2010
Jetzt will auch NÖM die Tiroler
HANS GMEINER Salzburg (SN). Knalleffekt in der heimischen Milchwirtschaft: Hieß es nach der Sitzung des Vorstands der Tirol Milch am Freitag offiziell, man wolle den Zusammenschluss mit Berglandmilch weiter verfolgen, so wurde nun bekannt, dass es seit eben dieser Sitzung auch ein Angebot der NÖM gibt. Avisiert wurde dieses Angebot ausgerechnet vom Geschäftsführer der Tirol Milch, Carl Albrecht Benker, der als Gegner des Zusammenschlusses mit Berglandmilch gilt. Das berichten Sitzungsteilnehmer.
Details wurden bisher nicht bekannt. Von der NÖM war Montag für die SN niemand erreichbar. Sehr verschlossen gab sich auch der Obmann der Tirol Milch, Johann Schweiger: „Ich will mich zum Inhalt von Vorstandssitzungen nicht äußern“. Er wollte das Angebot weder bestätigen noch dementieren. Das Werben der Niederösterreicher ist offenbar nach wie vor ein Thema. Denn ein klares Ja zur Berglandmilch ließ sich Schwaiger Montag nicht entlocken. Nur so viel: „Es ist eine klare Linie erkennbar, aber sonst gibt es keine Stellungnahme“.
Bei den Bauern und in politischen Kreisen schrillen die Alarmglocken. „Die Berglandmilch ist bei aller Größe ein Milchverarbeiter in Bauernhänden, die NÖM gehört einer Bank und ist eine Aktiengesellschaft“, heißt es. Das ist manchen offenbar nicht geheuer.
Die NÖM ist hinter der Berglandmilch der zweitgrößte Milchverarbeiter Österreichs. Struktur und Geschäftsphilosophie unterscheiden sich deutlich von allen anderen heimischen Milchverarbeitern. Die NÖM ist eine AG und gehört zur Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien. Die Zulieferung der Milch von den Bauern wurde in eine eigene Genossenschaft, die MGN, ausgelagert. Als einziger heimischer Hersteller produziert die NÖM auch im Ausland.
Dass just der Raiffeisenverband Tirol den Zusammenschluss der Tirol Milch mit der Berglandmilch prüfen soll, ist vor diesem Hintergrund Futter für die Anhänger von Verschwörungstheorien.
Da passt auch ins Bild, dass Benker enge Verbindungen zum NÖM-Generalbevollmächtigten Gerhard Schützner nachgesagt werden. Beide kommen von der deutschen Müllermilch. Das Delikate dabei: Benker wurde erst vergangenen Dienstag von Johann Schwaiger, dem Obmann der Tirol Milch, beurlaubt. Freitag musste Schwaiger diese Beurlaubung zurücknehmen.
Groß ist die Aufregung auch in Salzburg. Die Pläne, Alpenmilch und Käsehof unter einem Dach zu vereinen, finden nicht überall Gegenliebe. Bis Mittwoch, heißt es, muss eine Entscheidung fallen.
Wirtschaft / 29.06.2010
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