Er wolle "Schockwellen durch das System schicken", ließ X-und Tesla-Boss Elon Musk wissen, als ihn der Bald-wieder-US-Präsident Donald Trump dieser Tage mit einer Regierungsbehörde betraute, deren vorderster Auftrag es ist, Bürokratie samt Behörden in den USA zu verschlanken. Man darf gespannt sein. Vielleicht gelingt es ja Musk tatsächlich, den Staat schlanker zu machen und die Bürokratie und alle ihre Auswüchse in der Tat in den Griff zu bekommen.
Trumps Plan mit Musk und seine großspurige Ankündigung fügen sich jedenfalls in den immer größer werdenden Unmut über die überbordende Bürokratie, die längst in vielen Bereichen in Verzweiflung gemündet ist. Nicht zuletzt deswegen blickt wohl die ganze Welt auf Musk, der neuerdings wie Trumps Musterschüler auftritt. Man will ihn erfolgreich sehen. Man will sehen, dass es möglich ist, die Welt von der Geißel der Bürokratie zu befreien, oder, wenn nicht gerade das, sie in den Griff zu bekommen.Auch wenn man nicht weiß, was Musk wirklich mit den "Schockwellen" meint, und auch wenn zu fürchten ist, dass diesen auch missliebige Behörden wie die Waffenbehörde zum Opfer fallen könnten, schätzt man vor allem, dass das Thema offenbar mit einem bisher kaum gekannten Ernst angegangen werden soll. Ursula von der Leyens Ankündigung, die Bürokratie in der Europäischen Union um 25 Prozent reduzieren zu wollen, nimmt sich dagegen jedenfalls handzahm aus gegenüber den Tönen, die aus Amerika kommen.
Denn längst stehen auch in Europa und in Österreich die Zeichen auf Sturm. Längst hat man auch bei uns die verbalen Baseballschläger ausgepackt, um die Dringlichkeit eines Erfolgs beim Bürokratieabbau verständlich zu machen. "Bürokratiemonster" gehört dabei zum Standardrepertoire, der Europäischen Union hat man im Zusammenhang damit als "Giftküche" und dem "bürokratischen Wahnsinn" inzwischen gar ein eigenes Lexikon gewidmet.
Die Bürokratie, die Regulierungswut und was dazugehört -von den Aufzeichnungs-und Dokumentationspflichten, über Auflagen bis hin zu den Verwaltungseinrichtungen und Behörden, die alles umsetzen und überwachen müssen -sind zur größten Geißel der Gesellschaft und vor allem der Wirtschaft geworden. Längst erweist sich die Bürokratie in allen Bereichen als Hemmschuh Nummer eins für jedwede Entwicklung. Verselbstständigt oft und losgelöst von der Wirklichkeit. "Behörden sichern ihren Status, indem sie sich neue Aufgaben suchen, die ihre Existenz rechtfertigen", formulierte dieser Tage eine Zeitung einen Verdacht, dem wohl viele etwas abgewinnen können. "Sie schaffen neue Stellen, trachten danach, sich zu vergrößern, und irgendwann fragt niemand mehr, wofür sie einst gegründet worden sind."
Gesetzes-und Verordnungsungetüme wie "Lieferkettenrichtlinie","Entwaldungsverordnung" oder "Taxonomieverordnung" treiben immer mehr Menschen zur Weißglut. Man versteht nicht mehr, was gewollt wird, und man sieht nicht ein, warum man überwachen und verantworten soll, wofür es ohnehin Gesetze gibt. Die Agenda Austria beziffert in Österreich alleine für Gewerbe und Handwerk die jährlich durch Bürokratie anfallenden Kosten mit 4,3 Mrd. Euro. Einzelunternehmen müssen demnach bereits 250 Jahresstunden für die Erledigung des Papierkrams aufwenden. Als Hort des Bösen wird gerne die EU verortet. In Österreich freilich steht man der Union um nichts nach. Allein die Stadt Wien beschäftigt rund 67.000 Mitarbeiter. Und wie man weiß, arbeiten nicht alle davon bei der Müllabfuhr oder am Zentralfriedhof. Und gar nicht zu reden von den zahllosen Paralleluniversen in den Ländern.
Längst steht dabei viel auf dem Spiel -von der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft bis zum Wohlstand schlechthin. Man weiß das, aber man weiß dennoch nicht damit umzugehen. Auch wenn man unbestritten guten Willens ist. Auf beiden Seiten. Es ist nicht so, dass es in der Wirtschaft kein Verständnis gibt für Vorschriften. Und es ist nicht so, dass es in Politik und Verwaltung kein Verständnis für die Kritik und die Wut gibt. Es gilt wohl auch hier -die Dosis macht das Gift. Nicht zuletzt deswegen ist interessant, was Musk in den USA machen wird. Und was er erreichen wird. Auch wenn man den "Schockwellen", die er aussenden will, nicht recht trauen mag.