Freitag, 13. März 2009

Die Milch bleibt am Kochen





Die Milchwirtschaft steht vor einem Umbruch. Bis dahin soll Brüssel helfen.

HANS GMEINER Salzburg (SN). In Sachen Verhinderung der Gentechnik in Österreich war Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich das Glück in Brüssel hold. Auf ähnliche Fortune scheint der Minister nun auch in Sachen Milch zu hoffen. Beim nächsten Agrarministerrat am 23. März will er alles daran setzen, dass die erst jüngst beim Gesundheitscheck eingeführte Erhöhung der Milchlieferquoten so schnell wie möglich überprüft wird. Auch wenn die zusätzlichen Quoten derzeit wegen der schlechten Nachfrage und der niedrigen Preise nicht ausgenutzt werden, gelten sie als mitverantwortlich an der angespannten Situation auf dem Milchmarkt. Zudem will er auf höhere Exporterstattungen und die Ausweitung der Intervention drängen, in deren Rahmen die EU Produkte aufkauft und auf Lager legt. „Wir brauchen alle Maßnahmen, die den Markt entlasten“, sagte er Donnerstag nach einem Milchgipfel, zu dem er Spitzenvertreter der Landwirtschaftskammern, des Bauernbundes und der Milchwirtschaft lud.
Wie groß diesmal die Chancen auf einen Erfolg sind, wird sich weisen. In Brüssel ist die Neigung gering, am System etwas zu ändern, das in vier Jahren ausläuft. Selbst die Bauernverbände in den meisten EU-Ländern haben das zur Kenntnis genommen. Das scheint auch Berlakovich bewusst zu sein. Darum will er die derzeitige Lage auf dem Milchmarkt auch nutzen, um die heimische Milchwirtschaft neu zu positionieren. Dabei sollen Nachfolgemodelle für das derzeitige Quotensystem und strukturelle Maßnahmen in der heimischen Milchwirtschaft im Mittelpunkt stehen.
„In diesem Bereich haben wir Spielräume“, sagt auch August Astl von der Landwirtschaftskammer Österreich. „Wir haben zu viele Verarbeitungsunternehmen mit zu hohen Kosten.“ Zudem setzt er auf verstärktes Marketing und den Ausbau der Qualitätsproduktion.
Einig sind sich Berlakovich und Astl in der Einschätzung der Möglichkeiten, durch eine Einschränkung der Produktion in Österreich den Milchmarkt zu retten. „Wer glaubt, der Staat kann das regeln, hat keine Ahnung vom Markt oder sagt nicht die Wahrheit“, sagt Astl in Richtung IG-Milch. Die Quote sei schon jetzt keine Absatzgarantie. „Schlüsselfrage ist der Preisabstand zu Deutschland.“
Schlechte Karten haben jene 400 Bauern in Niederösterreich und dem Burgenland, die von ihren Molkereien vor die Tür gesetzt wurden. Bei der MGN, der Aufkaufsgenossenschaft der NÖM, und bei der Berglandmilch ist vor allem unter den Bauern und den Funktionären die Bereitschaft gering, sie als Lieferanten aufzunehmen. Man hat kein Verständnis dafür, dass sie, wie die Bauern in Waidhofen, in den vergangenen Jahren bis zu vier Mal die Molkerei (darunter auch die Pinzgauer Molkerei) wechselten.
Der Druck auf die IG-Milch und Bio Austria, die vor allem die Bauern in Waidhofen/Ybbs zuletzt vor zwei Jahren zum Wechsel animierten, wächst. „Natürlich sind wir interessiert, dass diese Bauern einen Abnehmer finden“, sagt Berlakovich. „Aber die Vertreter dieser Organisationen müssen Lösungen suchen und auch die Molkerei, die sie kündigte, ist in die Verantwortung zu nehmen.“
Wirtschaft / 13.03.2009 / Print

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 
UA-12584698-1