Mittwoch, 17. Februar 2010
Bioprodukte stehen unter Preisdruck
Die Preisschlachten im Handel ziehen auch die Preise für Bioprodukte in die Tiefe. Der Druck wird weiter wachsen.
HANS GMEINER Salzburg (SN). Die Preisschlachten der großen Handelsketten und Diskonter machen auch den heimischen Biobauern zunehmend Sorgen. Sie können sich dem Preisdruck nicht entziehen. „Auch Bio spürt das Preisdumping des Handels“, sagt Hubert Zamut, Marktexperte des Biobauernverbands Bio Austria.
Damit sind nicht nur so plakative Forderungen gemeint wie „Bio muss billiger werden“, wie sie die Rewe-Tochter Penny in der Werbung
verwendet. Viel mehr Sorgen macht, dass die immer neuen Tiefstpreise für konventionell erzeugte Lebensmittel auch die Preise für Bioprodukte nach unten ziehen.
„Wenn ein konventionelles Produkt um 59 Cent angeboten wird, ist kaum ein Konsument bereit, für das entsprechende Bioprodukt mehr als einen Euro zu zahlen“, sagt Zamut. Wird der Preisabstand zu groß, bleibt die Bioware in den Regalen liegen. „Die Preise für Bioprodukte lassen sich trotz der höheren Produktionskosten im Biolandbau nicht einfach von den Preisen für konventionell erzeugte Lebensmittel entkoppeln.“
Der Druck wird daher weiter wachsen. „Die Anzeichen für eine härtere Gangart im Biobereich mehren sich“, heißt es bei den Biobauern. Man verweist darauf, dass es etwa bei Lidl in Ostösterreich im Jänner 20 Prozent Preisnachlass auf Biomilchprodukte gegeben habe und andere Handelsketten die Preise für Biotrinkmilch zurückgenommen oder „stabil niedrig“ gehalten hätten. Dass manche Ketten mit „kreativen Rabatten“, wie das die Biobauern nennen, die Biokunden zu halten versuchten, mache die Sache nicht entspannter.
Die Biobauern versuchen nach Kräften, mit diesen Entwicklungen zurechtzukommen. In manchen Produktgruppen gelingt das besser, in manchen schlechter. Die größten Sorgen macht Biofleisch. „Ein Ausreißer nach unten“, sagt Zamut.
Insgesamt zeigt er sich mit der Entwicklung der vergangenen Monate allerdings zufrieden. Zumindest der Absatz zieht wieder an. „Nach einer Durststrecke in der ersten Hälfte des Vorjahres ist Bio seit einigen Monaten wieder im Aufwind.“ Bei Milch sei die Nachfrage zwar immer noch verhalten, aber „es schaut im Grunde gut aus“ und bei Eiern gebe es „definitiv zu wenig“.
In den Griff bekommen hat man die Überschüsse auf dem Markt für Biogetreide. Dabei sorgte die Art, wie das gelang, da und dort für Aufregung und Verwunderung. Das im Rahmen einer Solidaritätsaktion zu besonders günstigen Bedingungen in Ostösterreich aufgekaufte Biogetreide wurde den Bauern im Westen Österreichs mit Aufschlägen von bis zu 200 Prozent als Futtergetreide verkauft.
Angesichts des wachsenden Drucks auf dem heimischen Markt wollen die Biobauern das Exportgeschäft ankurbeln. Dabei sollen neben Milch in Zukunft auch Milchprodukte und Fleisch eine größere Rolle spielen. Einfach wird das nicht sein. In Deutschland, derzeit für die Biobauern der mit Abstand wichtigste Exportmarkt, spürt man, dass dort immer mehr Bauern auf Biolandbau umsteigen. „Da wäre schon gut, wenn man das halten kann, was man hat“, sagt Zamut.
Hoffnungen setzt der Marktexperte von Bio Austria auf neue Initiativen. „Die Pinzgauer und die Ennstaler Molkerei arbeiten zusammen an Projekten für den norddeutschen Markt.“ Solche Kooperationen seien zu begrüßen.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 17. Februar 2010
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