Freitag, 2. Juli 2010
Keine Bauernopfer
Wien (SN). „Alles für unsere Bauern tun“, stand auf der Tafel, vor der Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich und EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien Platz nahmen. Das freilich ist im derzeitigen Stadium der Verhandlungen über die künftige EU-Agrarpolitik nicht mehr als ein Versprechen.
Während Berlakovich neuerlich die Gefahr einer Kürzung der Mittel für die Umweltprogramme und die benachteiligten Gebiete um bis zu 70 Prozent beschwor, ließ sich der aus Rumänien stammende Kommissar auf keine Spekulationen ein. „Ich sammle derzeit in allen EU-Staaten Meinungen“, sagte er. Es sei zu früh, über unterschiedliche Meinungen und erst recht übers Budget zu reden.
Jetzt sei die Zeit, über Ziele und nicht über Mittel zu diskutieren. Und da, ließ er erkennen, gefalle ihm viel von der österreichischen Agrarpolitik. „Österreich hat es verstanden, sich auch mit kleinen Höfen, Biolandbau und ökologischen Leistungen in Europa zu behaupten.“
So klingen denn auch die Ideen Ciolos, die er bis November in mehrere Vorschläge bündeln will, für die Ohren österreichischer Bauern nicht fremd. „Die Landwirtschaft ist nicht nur ein Wirtschaftszweig, sondern wirkt auch in andere Bereiche hinein.“ Er verwahrt sich dagegen, die Arbeit der Bauern auf die Erzeugung von Lebensmitteln zu beschränken und verweist auf die Bedeutung für die Wasser- und Bodenressourcen, das Klima, die Umwelt und die Landschaftserhaltung. „Diese Leistungen müssen belohnt werden.“
Was das für Österreichs Bauern genau heißen wird, ist freilich nicht abzuschätzen. Denn Ciolos hat auch Verständnis dafür, dass die Bauern in den neuen EU-Ländern künftig finanziell nicht mehr schlechter behandelt werden wollen. Es sei zu früh über unterschiedliche Auffassungen zu reden. Aber: „Österreich wird einen Platz in der Agrarpolitik finden.“
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 2. Juli 2010
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