Freitag, 12. Juli 2013

Falsche Ratgeber



Die Kärntner Hypo verschlingt Milliarden, Alpine kracht und Dayli. Die Sorgen um Arbeitsmarkt und Konjunktur wachsen. Die Wirtschaft bestimmt die Schlagzeilen. Oft aufgeregt, mitunter hysterisch, hyperventilierend zuweilen. Und fast immer voller Sorgen. So als ginge nichts mehr.

Zum Glück ist es nicht so. Zumeist jedenfalls. Gerade in der Wirtschaft zeigen viele Unternehmen, wie es gehen kann, wie man auch über lange Zeiträume erfolgreich ist und wie man sich auch gegen internationale Konkurrenz behauptet. Unaufgeregt und meist weitab von den Schlagzeilen. Sie lassen sich nicht von Moden, Trends und Rankings irre machen. Für sie ist es der Erfolg, der zählt. Nicht der schnelle, sondern der nachhaltige und langfristige. Die Eigenschaften, die sie erfolgreich machen, zählen heute viel zu wenig. Kontinuität gehört dazu und Verlässlichkeit, partnerschaftliche Orientierung auch und ein stimmiges und durchgängiges Konzept, von dem man sich nicht abbringen lässt. Solid, unprätentiös und weit abseits der Seitenblicke-Gesellschaft.

Manche bringen es weit damit. Manche sehr weit. Und gar nicht wenige bis an die Weltspitze. Rund 200 österreichische Unternehmen zählen in ihren Branchen zu den Weltmarktführern. Oft sind sie in Nischen tätig und ihr Weltmarktanteil kann auch dort schon mal 70 Prozent erreichen. "Hidden Champions“ werden sie von ihrer Vertretung genannt. Versteckte Champions. Der Bogen reicht vom Maschinen- und Anlagenbau über die Herstellung von Bäckereimaschinen bis hin zur Fertigung von Spezialseilen für Offshore-Bohrinseln. Und es sind nicht nur Konzerne wie die RHI, wie Palfinger oder wie Wienerberger. Es sind Unternehmen mittlerer Größe mit Umsätzen unter der 200 Millionen Euro-Grenze.

"Solche Unternehmen denken nicht in Quartalszahlen, sondern in Generationen“ sagt der Grazer Professor Georg Jungwirth. Und sie verfolgten visionäre Ziele, fügt er hinzu. Was Jungwirth bei seinen Analysen herausfand, kann vielen heimischen Unternehmen Vorbild sein. "Überlegene“ Produktqualität nennt er, überdurchschnittliche Ausgaben für Forschung und Entwicklung, eine klare Fokussierung auf Markt und Produkte, gut ausgebildete Mitarbeiter und geringe Mitarbeiter-Fluktuation und ein hohes Maß an Kundenorientierung.

Unternehmen wie diese zeigen, was in Österreichs Wirtschaft steckt und was möglich wäre. Sie schärfen den Blick dafür, wie viel bei uns oft schiefgeht, wie viel verpfuscht wird und wie viel abgewürgt wird. Durch eine oft fahrlässige Politik, die nicht mehr als Versprechungen und Konzepte zusammenbringt, die sich als hohl erweisen. Und durch eine Bürokratie, die sich viel zu oft borniert und herablassend gibt und damit Möglichkeiten verbaut. Und, auch das sei gesagt, durch Unternehmer, denen das große Auto vor der Haustür wichtiger als die Firma ist.

In Österreich wird man nicht mit unternehmerischer Kultur groß. Das Klima ist nicht wirklich wirtschaftsfreundlich in diesem Land. Immer öfter werden Unternehmer als notorische Steuerhinterzieher hingestellt, mitunter gerade so, als würden sie jemandem etwas stehlen. Obwohl allerorten die Sorge um die Arbeitsplätze und die weitere Entwicklung der heimischen Wirtschaft wächst, wird viel zu gering geschätzt, was das Gros von ihnen mit ihren Unternehmen leisten. Viel eher neigt man dazu, ihnen Hindernisse in den Weg zu legen, als ihnen diesen frei zu machen. An den Schaltstellen in Politik und Verwaltung sitzen viel zu viele Leute, die noch nie auch nur einen Arbeitsplatz geschaffen haben und die keine Vorstellung davon haben, wie groß der Aufwand dafür ist. Weniger in finanzieller Hinsicht, sondern vielmehr der Aufwand an Ideen, Konzepten, Risiko und Verantwortung.

Für das Engagement der Unternehmer und der Wirtschaft ist mehr Unterstützung einzufordern. Zumal in einer Situation, in der es darum geht, Arbeitsplätze nicht nur zu sichern, sondern auch zu schaffen. Neid und Misstrauen sind in dieser Situation falsche Ratgeber.

Diese Barrieren zu durchbrechen ist eine der großen Aufgaben, will sich das kleine Österreich auch in Zukunft über "Hidden Champions“ freuen können. Und es ist notwendig für das Fortkommen des Landes, dass wegen der Entwicklung der öffentlichen Haushalte mit ihrer rasch wachsenden Verschuldung die Wirtschaftspolitik in der Defensive gefangen ist.

Die Realität Österreichs, in dem ein ganz anderes Klima geschürt wird, lässt einen freilich zweifeln, dass das gelingen kann.

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 9. Juli 2013

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