Freitag, 19. Juli 2013
Sonnberg im Bio-Himmel
Erfolgsstory. Ein ehemaliger Eisenbahner ist der größte Biowurst-Erzeuger Österreichs.
Hans gmeiner unterweissenbach (SN). Vom „Speckhimmel“ hängen dutzende „Renken“, wie man im Mühlviertel zu den großen Speckseiten sagt. Die Vitrine ist verlockend gut gefüllt mit einem breiten Fleischsortiment vom Rindersteak bis zu Koteletts vom Schwein. Und mit Würsten in allerlei Varianten. Die machen Manfred Huber besonders viel Freude. „Alles ausschließlich bio“, sagt er. „Wir machen nur das beste – Warmbrät, keine Bindemittel, kein Pökelsalz.“ Stolz schwingt mit, wenn er den Schaubetrieb seines Unternehmens präsentiert. Sonnberg-Biofleisch in Unterweißenbach im unteren Mühlviertel, weitab von den Groß- und Zentralräumen dieses Landes, ist sein Kind. Heute ist Sonnberg der größte Fleischverarbeiter Österreichs, der ausschließlich Biotiere verarbeitet. 10.000 Schweine, 2000 Jungrinder, 1500 Kälber, 1000 Lämmer und 15 Tonnen Putenfleisch verarbeitet Sonnberg in der eigenen Schlachterei und der Wurstproduktion jährlich. „Die Tiere kaufen wir direkt von den Bauern im Mühl- und Waldviertel“, sagt Huber. 800 Lieferanten sind es inzwischen. Und es werden immer mehr.
Dass der Markt für Biofleisch als sehr schwierig gilt und die Produkte deutlich teurer sind als konventionell erzeugte Ware, ist bei Sonnberg kein Thema. Und auch nicht der Standort weit weg von den Märkten. „Es gibt keine schlechten Regionen“, sagt Huber. Schon gar nicht zählt die sogenannte Mühlviertler Alm mit ihren zehn Gemeinden dazu. „Da ist Bio daheim“.
Die Zahlen bestätigen, was er sagt. Der Umsatz von Sonnberg Biofleisch wuchs in den vergangenen Jahren von 2,8 Mill. auf zwölf Mill. Euro, die Zahl der Mitarbeiter von zwölf auf gut 50. 20 Prozent des Umsatzes kommen bereits aus dem heiklen und produktionstechnisch anspruchsvollen Wurstgeschäft, 40 Prozent Umsatzanteil sollen es werden. 15 Mill. Euro Umsatz hält Huber für möglich. Mehr will er nicht. „Wir machen lieber weniger, dafür etwas Gescheites.“
Huber versteht sich aufs Geschäft. Er kennt es von der Pieke auf. Vor 20 Jahren kaufte der damalige Großhandelskaufmann im Sold der ÖBB in Lasberg bei Freistadt einen alten Bauernhof. „Ich habe bäuerliche Wurzeln.“ Was er auf dem Hof erzeugte, fand bei seinen Arbeitskollegen großen Anklang. Fleisch, Eier und was er, seine Frau und die Nachbarn sonst noch erzeugten, fanden immer mehr Freunde. Seine Schwester nahm die Produkte nach Wien mit. Huber: „Die sind noch offener für deine Sachen“, sagte sie. Zu Recht. 1996 ließ Huber die ÖBB ÖBB sein und stieg in den Handel ein. Im Jahr 2000 ersteigerte er am Sonnbergplatz im 19. Wiener Bezirk sein erstes Biofleisch-Fachgeschäft. Daheim gründete er mit 24 Mühlviertler Biobauern am eigenen Hof eine Schlachtgemeinschaft, um den Nachschub zu sichern.
Das Geschäft begann zu blühen. Eins ergab das andere. 2004 gründete er mit dem Fleischer Wolfgang Fürst, der den einzigen EU-zertifizierten Schlachthof im Bezirk Freistadt betrieb, die Sonnberg Biofleisch GmbH. Der Schlachtbetrieb in Unterweißenbach wurde auf 100 Prozent Bio umgestellt. Vor zwei Jahren kam dort der Schaubetrieb „Sonnberg Bio Wursterlebnis“ dazu.
Längst stehen bei ihm Handelsketten, Großküchen wie jene der oberösterreichischen Landeskrankenanstalten, Gastronomie und Biofachhandel auf der Abnehmerliste. Dazu kommen vier Sonnberg-Geschäfte in Wien und zwei in Linz. In Deutschland ist Huber mit seinen Produkten sogar in Studentenheimen. Und an Würstelbuden. „Die beste Currywurst Deutschlands gibt es laut einer Umfrage in Köln“, erzählt Huber. „Die Currywurst, die dort verkauft wird, kommt von uns.“
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 19. Juli 2013
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