Donnerstag, 20. Februar 2014

Bauern hadern mit ihrem Image



Selbsteinschätzung und Außenwahrnehmung klaffen immer stärker auseinander

 HANS GMEINER Salzburg (SN). „Bio – the next generation“ heißt der Film, mit dem Michaela Sturm und Andrea Nenning, Studentinnen an der Universität für Bodenkultur, in der Bauernschaft seit Wochen für Aufsehen sorgen. „Wir sind der Meinung, dass Landwirtschaft in der Öffentlichkeit zu wenig realitätsnah dargestellt wird“, sagen sie. Das macht immer mehr Bauern Probleme und ärgert sie.
Die Bilder, die in der Werbung transportiert werden, von der lila Kuh bis zum sprechenden Schweinderl, verstellen nach Ansicht der Bauern längst den Blick auf die Realität auf den Bauernhöfen und erzeugen völlig falsche Erwartungshaltungen. „Wir kommunizieren nicht auf der gleichen Ebene und sprechen oft nicht die gleiche Sprache“, ortet Bundesbäuerin Andrea Schwarzmann eine Ursache. „Es ist ein Unterschied, ob ich ein paar Tage oder Wochen auf einem Bauernhof bin oder ob ich davon leben muss.“
Dabei ist das Image der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit gar nicht so schlecht, wie die Bauern oft beklagen. Meinungsumfragen bescheinigen ihnen hohe Imagewerte. Dass die Bauern in den Medien gut wegkommen, wird auch durch eine Studie untermauert. „Negative Berichte machten keine zehn Prozent der mehr als 7000 Artikel aus, die wir in den vergangenen eineinhalb Jahren analysierten“, sagt Julia Wippersberg von Mediawatch. Sie ortet in der Gesellschaft „durchaus eine Empfängnisbereitschaft für ein realistisches Bild der Landwirtschaft“.
Daran, dass man das besser und anders kommunizieren muss, lassen Experten aber keinen Zweifel. „Die Bilder sind sehr hausbacken und retro“, findet Heidi Glück, die früher Wolfgang Schüssel beraten hat. Sie kritisiert zudem, das die Kommunikation der Landwirtschaft an den Bauern vorbeilaufe. „Es reden nicht die über Landwirtschaft, die sie machen, sondern Funktionäre, selbsternannte Ökopioniere oder Handelsbosse.“
Kommunikationsexperten fordern mehr Mut und Selbstbewusstsein. „Die Landwirtschaft kann dazu stehen, was sie tut“, sagt Daniel Kapp, früher Sprecher von Landwirtschafts- und Finanzminister Pröll und nun Berater. „Andere Branchen präsentieren Hightech, und in der Landwirtschaft, wo auch damit gearbeitet wird, ist nichts davon zu sehen“, moniert Glück. Zu Unrecht, meint auch Wippersberg. „Warum sollte man ausgerechnet einen Wirtschaftszweig wie die Landwirtschaft dazu verpflichten, wie vor fünfzig Jahren zu produzieren?“

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 20. Februar 2014

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