"Herz-Jesu-Schrittmacher" wurde er genannt, weil er bei seiner Vereidigung als Minister seinen Schwur auch auf das Heilige Herz Jesu Christi leistete. Als "Spaßminister" tauchte er in den Gazetten auf. Und als Bienenretter waren ihm die Schlagzeilen genauso sicher, wie als Äpfelverteiler. Die Strategie funktionierte. In der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung stürmten die Beliebtheitswerte in die Höhe. So sehr, dass der Tiroler in der Spindelegger-Nachfolge sogar als Kandidat gehandelt wurde.
Andrä Rupprechter ist in seinem ersten Jahr auf der Bühne
der heimischen Politik als vieles zu sehen gewesen, Landwirtschaftsminister
aber, als der er eigentlich geholt wurde, ist er immer noch nicht ganz. Darum
hält sich die Begeisterung über ihn im Agrarbereich auch in Grenzen.
Dabei hat es so viele und so große Hoffnungen gegeben. Wer,
wenn nicht er, wusste, wie man es macht, war die Meinung. Und die Hoffnung.
Doch Rupprechter hat in seinem ersten Jahr diese Erwartungen noch nicht
eingelöst. Eine ausgeprägte Handschrift, eine Linie und Leadership, wie man
sich von einem Mann seines Kalibers erwartet, sind noch viel zu selten
erkennbar.
Die Liste der Versprechungen und Ankündigungen ist lang.
Viele sind uneingelöst, viele hängen in der Warteschleife und viele stecken im
Apparat fest oder sind längst am Abstellgleis geparkt. Wo Annährung entstehen
sollte - wie etwa zum Lebensmittelhandel - entstanden Fronten und machte
sich Distanz breit. Und viele der Erfolge, die er verkauft, sind, wie die
Fleisch-Export-Initiativen in Fernost, nichts anderes, als Absichtserklärungen,
deren Umsetzung in zählbare Euros noch lange dauern wird.
Einzig die Neu-Organisation des Ministeriums und die
Almlösung darf sich Rupprechter als Federn an seinen Tirolerhut stecken. Die
Verhandlungen rund ums Umweltprogramm hingegen gerieten fast zum Desaster.
Termine, die genannt wurden, hielten selten, und Programmpunkte, die als fix
gehandelt wurden, auch nicht immer. Richtig an die Wand aber fuhr Rupprechter
die heimische Pflanzenschutzpolitik. "Im Zweifel für den Regenwurm"
diktierte er vollmundig und wie immer lächelnd in die Notizblöcke der Journalisten.
Dass er damit den Großteil der heimischen Bauern, zumal die konventionelle
Landwirtschaft, brüskierte und in ernsthafte Schwierigkeiten brachte, scheint
ihm einerlei.
Es nimmt nicht Wunder, dass der Zuspruch in der
Bauernschaft, aber auch in der heimischen Agrarwirtschaft in den vor- und
nachgelagerten Bereichen dabei ist, in offene Ablehnung und immer öfter auch in
Wut und Häme umzuschlagen. Längst geht ein Riss durch die Agrarpolitik, längst
wächst die Wut in den Unternehmen. "Es nimmt ihn niemand mehr ernst",
schimpft der Chef eines heimischen Schlüssel-Unternehmens im Agrarbereich, der
sich von ihm düpiert und im Stich gelassen fühlt. "Er macht vorne seine
Show und zu den Wünschen der Wirtschaft lacht er nur."
Rupprechters Spiel ist riskant für die gesamte
Landwirtschaft, weil er keine Alternativen anbietet. Im Verein mit der
Unverbindlichkeit, die zuweilen in Schnoddrigkeit umschlägt, die Rupprechter
zumeist an den Tag legt, kann das zur Gefahr werden. Die Bauern und die gesamte
Agrarwirtschaft brauchen aber Richtung und Rückhalt, zumal in einem
gesellschaftlichen Umfeld, das von immer mehr Bauern als feindlich empfunden
wird.
Genau das zu bieten ist von Rupprechter einzufordern.
Gerade von ihm, der das Geschäft wie kaum ein anderer in diesem Land kennt.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 4. Dezember 2014
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