Die Voraussetzungen in Österreich Landwirtschaft zu
betreiben und die hiesigen Agrarstrukturen sind so unterschiedlich, wie kaum anders
wo. Und zahllos sind die Diskussionen darüber, welche Bauern es in diesem Land
leichter haben und welche schwerer, welche bevorzugt werden und welche
benachteiligt.
Sind es die Bergbauern, die auf steilen Hängen arbeiten?
Sind es die Milchbauern, die jetzt mit dem freien Markt zurechtkommen müssen?
Sind es die Schweinebauern, die unter großem Marktdruck stehen? Die
Rindermäster, die um so viel Fördergelder umfallen? Oder sind es die
Ackerbauern, denen die Preise unterm Hintern wegbrechen?
Über die Antworten, die dabei angeboten werden, mag man
unterschiedlicher Meinung sein. Was aber auffällt ist, dass die Struktur der
Probleme in allen Produktionszweigen, in allen Betriebsgrößen und in allen
Regionen durchaus ähnlich sind. Dabei spielt keine Rolle, ob der Hof im
Waldviertel steht und mit zehn Kühen Milch erzeugt, oder ganz hinten im
Pitztal, ob in Kärnten oder im Burgenland. Es spielt keine Rolle, ob Milch,
Fleisch oder Getreide erzeugt wird und ob bio oder nicht. Und es spielt auch
keine Rolle, ob der Hof 15 Hektar, 50 oder 100 Hektar bewirtschaftet.
Der Grund dafür ist, dass objektive Kriterien für das
persönliche Befinden kaum eine Rolle spielen. Es sind das subjektive Empfinden
und die persönlichen Voraussetzungen, die ausschlaggebend sind dafür, wie sich
die Bauern fühlen und die Sorge darum, gewohnte Standards zu verlieren. Daher
gleichen sich die Probleme überall. Überall empfindet man, wirtschaftlich
kämpfen zu müssen und unter großem Druck zu stehen. Überall wird als enorme
Herausforderung empfunden mit Veränderungen von politischen Rahmenbedingungen
oder Umwälzungen auf den Märkten zurechtzukommen. Und überall auf den
Bauernhöfen nistet die Unsicherheit darüber, wie es denn weitergehen wird.
Überall ist die Betriebsgröße ein großes Thema. Wie können wir uns in Zukunft
behaupten, wenn es doch offenbar nur mehr um große Produktionseinheiten und
möglichst billige Produkte geht? Wie kann man vor diesem Hintergrund die Jungen
motivieren, den Betrieb weiter zu führen? Wird jemand den Hof, der über Generationen
bewirtschaftet wurde übernehmen? Wie geht es mit den Gebäuden weiter?
Überall klagt man über Auflagen und Bürokratie. Und überall
macht man sich Sorgen wegen des zunehmenden Landwirtschafts-feindlichen
Umfeldes, das immer öfter als Realitätsfremd empfunden wird.
Gerade all das zeigt, dass alle Bauern in einem Boot sitzen.
Die im Osten, die im Westen, die auf dem Bergen, die in den Tälern, die in den
hügeligen Regionen, die auf dem flachen Land die Konventionellen und die Bios.
Ihre Situation ist viel gleicher, als viele wahrhaben wollen, zumal, jene die
sich benachteiligt fühlen. Bauer ist Bauer ist Bauer.
Das freilich wird zunehmend vergessen, wenn man übereinander
redet, lästert und zuweilen sogar schimpft. Auch von der Politik. Immer öfter
fühlen sich ganze Regionen und Produktionszweige mit ihren Problemen übergangen
und ihrem Schicksal überlassen. Der Landwirtschaftsminister ist nicht der
einzige, der sich das vorhalten lassen muss. Auch agrarische
Interessenvertreter sehen sich mit Vorhaltungen konfrontiert, dass sie zu oft
alleine die Region oder den Betriebszweig, aus dem sie kommen, bei ihrer
Tätigkeit im Auge hätten und dabei immer öfter das Ganze übersähen.
Sie sollten wieder mehr über den Tellerrand schauen. So wie
das die Bauern auch tun müssen.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 30. April 2015
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen