Die österreichische Landwirtschaft steckt in einer Krise.
Die Milchpreise sind im Keller, die Schweinepreise ebenso. Auch mit den Preisen
im Ackerbau ist es nicht weit her. Und zu all dem in vielen Landstrichen noch
die Probleme und Ertragsausfälle wegen der Dürre.
"Existenzbedrohend" empfinden das viele. Und ihnen
kann man durchaus beipflichten.
Die Krise zeigt die Grenzen der Politik auf. Gegen den Markt
tut man sich schwer. Preiskrisen, wie sie die Bauern in diesen Monaten erleben
und die nun zu eskalieren scheinen, legen schonungslos die Defizite der
heimischen Landwirtschaft offen. Mit Betriebsgrößen, wie sie in Österreich
üblich sind, muss der Atem der Bauern selbstredend kurz sein. Geringere Erlöse
und kleinere Deckungsbeiträge können sie bei den im internationalen Vergleich
geringen Tierbeständen und der geringen Flächenausstattung kaum verkraften,
schon gar nicht über längere Zeiträume.
Grenzen werden auch der Qualitätsstrategie aufgezeigt, die
bisher als Österreichs Antwort auf die strukturellen Defizite der heimischen
Landwirtschaft galt. Auch sie kann dem Preis-Tsunami kaum Widerstand leisten.
Das gilt für Fleisch genauso wie für Milch und Milchprodukte und Ackerfrüchte.
Verschärfend kommt hinzu, dass die Besonderheit der
österreichischen Qualität den Märkten kaum bezahlt wird. Große Hoffnungen
darauf zu setzen, erweisen sich schnell als Fata Morgana. Typisch dafür ist die
gentechnikfreie Produktion der heimischen Milch. Seit Jahren gelingt es nicht,
diese für die Bauern kostspielige Produktion zu Geld zu machen. Man hat sie
seinerzeit den Produzenten einfach aufgedrückt, ohne sich eine entsprechendes
Vermarktungskonzept dazu überlegt zu haben.
Vieles andere, was als österreichische Qualität beworben und
verkauft wird, ist ohnehin nicht viel mehr als ein Marketing-Gag, erdacht von
findigen Köpfen, die das Image des Landes einfach den Agrarprodukten
überstülpten, um es so auch für die Landwirtschaft zu nutzen. Diese Art
von Qualität, kaum definiert und an Regeln festgemacht, unterscheidet sich zumeist
in nichts von anderen Produkten auf den Märkten - außer, dass sie eben in
Österreich gewachsen und erzeugt und rot-weiß-rot markiert sind.
Andere Länder agieren genauso und werben mit der von ihr
selbst erklärten Qualität. Und auch andere Länder sind stolz auf ihre Produkte.
Österreichs Agrarprodukte stehen auf den internationalen
Märkten zwar in einem guten Ruf und werden auch gerne gekauft. Bei den Preisen,
die dafür gezahlt werden, gibt es aber keinen Österreich-Bonus. Und erst recht
nicht, wenn die Preise ohnehin überall den Bach hinuntergehen.
Die Situation, in die die Bauern nun geraten sind, ist
schwierig. Noch schwieriger macht es für sie, dass sie in vielen
Produktionsbereichen zusätzlich zu den ohnehin nicht wenigen Auflagen ohne Not
auch noch mit vielen in Österreich hausgemachten Vorschriften belastet sind.
Damit haben sie ein Extra-Binkerl zu tragen, dass zu all den strukturellen
Nachteilen die Wettbewerbsfähigkeit noch weiter schmälert.
Das ist unverständlich. Die Bauern haben den Eindruck, dass
Forderungen nach solchen Auflagen oft viel zu oft viel zu rasch nachgegeben
wird, um das Ansehen der Bauern nicht zu beschädigen.
Diese Strategie mag da und dort aufgehen. Wenn man aber
übertreibt und sich nicht mit allen Kräften auf die Füße stellt, wird es
möglicherweise aber bald keine Bauern mehr geben, deren Ansehen man beschädigen
könnte.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 4. September 2015
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