In Oberösterreich
muss sich die Landwirtschaftskammer mit der Arbeiterkammer wegen einer
zweifelhaften Trinkwasseruntersuchung herumschlagen. Ebendort gefällt sich der
grüne Landesrat immer wieder mit Zwischenrufen zu Agrarthemen. Jüngst forderte
der nach dem Neonics-Verbot als nächsten Schritt gleich den Ausstieg aus dem
chemischen Pflanzenschutz. In Wien blies SP-Chef Kern zur Attacke auf die
Landwirtschaft und forderte Einsparungen, Global 2000 hat die mögliche Abdrift
beim Pflanzenschutz als neues Thema entdeckt und die Magistratsabteilung
22 der Stadt Wien, vulgo Umweltschutzabteilung, meinte, die Schweinehaltung in
Österreich anprangern zu müssen und brachte des damit sogar in die ZiB 1. Dann
war da noch die Themenwoche „Mutter Erde“ im ORF in der es reichlich Saures für
die Landwirtschaft gab. Und es rauschte noch eine NGO-Studie durch die Medien,
derzufolge es ein Leichtes sei, Österreich ausschließlich bio zu ernähren.
Freilich ohne viel vom Kleingeruckten zu reden. Davon, dass nicht mehr soviel weggeworfen
werden dürfte, davon, dass man weniger Fleisch essen dürfte, und schon gar
nicht davon, dass die Ausgaben für Ernährung, ganz markant ansteigen würden.
Um die
Landwirtschaft insgesamt freilich, und um die Bauern, geht es dabei meist nicht.
Praktisch immer hingegen geht es darum, dass Teile der Gesellschaft aber auch
der Bauernschaft selbst, wie etwa Bio Austria, aus welchen Gründen auch immer,
ihre Vorstellungen von Landwirtschaft auf Kosten anderer durchsetzen wollen, um
sie so zu gestalten, wie es ihnen passt. Man nimmt sich einfach heraus, überall
mitzureden und Forderungen zu stellen, auch wenn man noch so wenig Ahnung von
der Materie und nichts damit zu tun hat und nichts davon weiß, wie die Dinge
wirklich laufen auf den Höfen und auf den Märkten.
Wie es den Bauern
geht damit, wie sie zurechtkommen und wo sie bleiben, wenn all das wirklich so
käme, wie sie sich das vorstellen, ist kein Thema. Allenfalls ist man bereit,
„kleine Bauern“, was immer man darunter versteht, und allenfalls noch Bergbauern
unterstützen zu wollen. Alle anderen werden umgehend und ohne viel Federlesens
mit der ach so bösen Agrarindustrie in einen Topf geworfen. Da wird nicht mehr
differenziert. Da wird nichts mehr gehört. Da gilt der durchschnittliche
österreichische Vollerwerbsbetrieb so wenig, wie der Großbetrieb im deutschen
Osten oder gar in Polen, zumal dann, wenn er konventionell wirtschaftet.
Die Versuche und
Bemühungen der Landwirtschaft, es der Gesellschaft recht zu machen, werden
nicht anerkannt. Da gilt meist nichts. Nichts von den Umweltprogrammen, nichts
von den zahllosen Beschränkungen und den vielen Auflagen, denen sich die Bauern
unterwerfen.
Dabei könnte man
freilich über vieles diskutieren und müsste auch vieles weiterentwickelt
werden. Das wissen und wollen auch die Bauern. Dieses Klima aber, diese überall
mitschwingende Geringschätzung und dieser Umgang mit ihnen macht es schwierig.
Und es wird wohl
nicht leichter werden. Denn ein Schelm, der glaubt, alles was derzeit abgeht,
habe nicht auch mit den anstehenden Entscheidungen zum künftigen EU-Budget zu
tun und mit der nächsten Reform der EU-Agrarpolitik.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 7. Juni 2018
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