Ein in den Augen unserer Gesellschaft guter Bauer zu sein, ist schwierig in diesem Land. Die Geflügelhalter wissen ein Lied zu singen davon, die Schweinehalter sowieso und Milchbauern und die Ackerbauern auch. Selbst die Biobauern tun sich inzwischen schwer damit. Dass bei uns Hühner und Puten deutlich mehr Platz haben, als selbst im EU-Ausland, wird schlicht ignoriert. Bei den Schweinen ist der Erfolg der Tierwohlprogramme sehr überschaubar. Dass in der Milch- und Geflügelproduktion kein GVO-Futter verwendet wird, wird als selbstverständlich hingenommen. Und unüberhörbar sind mittlerweile auch die Klagen, dass Bioprodukte eigentlich zu teuer sind.
Denn wenn die
Produkte zu teuer werden ist meist schnell Schluss. Die Auflagen, denen sich
die Bauern sich unterwerfen und die Maßnahmen, die sie setzen, werden nur
selten in ausreichendem Maß honoriert. Meist rechnen sich all die Programme,
mit denen man glaubt, den Konsumenten besonders entgegenzukommen, gerade auf
plusminus Null. Mehr geht sich meist nicht aus, wenn sie zwar höhere Preise
bekommen, dafür aber etwa weniger Tiere halten pro Quadratmeter halten, wenn
sie auf GVO- Futter oder bestimmte Pflanzenschutzmittel verzichten und höhere
Kosten auf sich nehmen, dafür aber deutlich geringere Erträge in Kauf nehmen,
oder auf Bio setzen und hoffen, dass ihnen höhere Preise die geringeren Ernten
ausgleichen.
Reich geworden
ist noch keiner damit. Denn die höheren Preise, die sie mitunter bekommen, sind
genau kalkuliert. Freilich meist nicht so, dass die Bauern damit gut und
vielleicht gar sorglos leben können, sondern so, dass es, wenn alles passt und
nichts schief geht, gerade attraktiv genug erscheint, in eines dieser Programme
umzusteigen, die der Gesellschaft gefallen sollen. Denn das Geschäft machen
damit selten die Bauern, sondern immer die Anbieter solcher Programme.
Das gilt auch,
wenn die Agrarpolitik meint, bei der Gesellschaft guten Wind machen zu müssen.
Für die Landwirtschaft kommen dabei oft nichts denn äußerst fragwürdige
Ergebnisse hervor. Das Neonics-Verbot im Zuckerrübenanbau ist ein Beispiel
dafür, der Verzicht auf die Anwendung der Genschere ein anderes. Und gar nicht
zu reden von den vielen Vorschriften und Auflagen in vielen anderen Bereichen
der Landwirtschaft. Ohne Not erschwert man damit die Wettbewerbsposition der
eigenen Landwirtschaft nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.
Gedanken daran, wie man sie dennoch im Gegenzug schützen könnte, um ihr
Überleben und damit die Eigenversorgung zu sichern, macht man sich nicht viele.
Und schon gar nicht verschwendet man Gedanken daran, dass man damit den Markt
just für jene Produkte aufbereitet, die zu genau den Bedingungen erzeugt
werden, die man in Europa verbietet.
Da nimmt nicht
Wunder, dass die Bauern nicht aus den Schwierigkeiten kommen. Denn es muss
zuviel zusammenpassen, um wirklich vom Gutsein zu profitieren. Da müssen die
notwendigen Investitionskosten gering sein, da muss es genügend Arbeitskräfte -
am besten und billigsten in der Familie - und passende
Vermarktungsgelegenheiten geben und natürlich gute Preise.
Und natürlich
immer auch eine ordentliche Portion Glück.
Gmeiner meint - Blick ins Land 9/18
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