Es war wieder eine dieser Studien, die Schlagzeilen machen, und
die vor allem in der Landwirtschaft verunsichern und ärgern. Diesmal waren es
die Tierschutzorganisation Vier Pfoten, die mit den Forschungsinstitut für
biologischen Landbau (FiBL) und das Zentrum für Globalen Wandel und
Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur, die gemeinsame Sache machten.
„Pflanzliche Ernährung könnte den Weg zu den Klimazielen ebnen“ lautete der
Titel der APA-Meldung noch vergleichsweise harmlos. Da wärmt man sich auf mit
Sätzen wie „Je weniger Fleisch, desto besser für Tier, Umwelt und letztendlich
auch den Menschen“, um dann zum Kern zu kommen. Zitat der
Vier-Pfoten-Kampagneleiterin aus der Aussendung: Das Studienergebnis
zeige, "dass bei einem geringeren Fleischkonsum nicht nur entsprechend
mehr Platz und damit mehr Lebensqualität für die verbleibenden Tiere vorhanden
wäre, sie könnten auch alle auf der Weide leben“. Man spreche von rund 140.000
Hektar, die im Fall einer Fleischreduktion um zwei Drittel frei würden und von
rund 637.000 Hektar bei einer vegetarischen Ernährung. „Bei veganer Ernährung,
bei der keine Nutztiere zur Produktion von Lebensmitteln nötig wären, beträgt
die zusätzliche zur Verfügung stehende Fläche sogar fast 1.780.000
Hektar". Etwa für Renaturierung, für das Anlegen von Mooren zur
CO2-Speicherung oder Bio.
Wie bei vielen dieser Machwerke geht es nicht um die
Weiterentwicklung der Landwirtschaft und darum, wie sie ihre Aufgaben, zumal
als unter den aktuellen Herausforderungen wie Versorgungs- und Klimakrise,
erfüllen kann, und schon gar nicht um die Bauern, sondern einfach darum, der
Landwirtschaft den Stecker zu ziehen.
Warum, fragt man sich, macht da die Universität für
Bodenkultur mit? Und warum das FiBL? Warum lassen sich die beiden Einrichtungen
mit solchen Auftragsstudien vor den Karren einer NGO spannen, der es ganz
offensichtlich kaum ernsthaft um eine Sache, sondern um maximale Verunsicherung
geht. Ist das niemandem von den Verantwortlichen dort peinlich?
Man mag ja über diese Zahlen diskutieren, aber mit der
Realität und ihren Anforderungen auch mit der Sache, für die sie vorgeben sich
einzusetzen, haben sie nichts zu tun. Und nichts zu tun haben Studien wie diese
vor allem auch mit den Menschen, ihren Bedürfnissen, ihren Vorstellungen und
ihren Nöten. Nicht mit denen der Menschen außerhalb der Landwirtschaft, die
essen wollen was ihnen schmeckt, und das halbwegs günstig, und die nicht
bevormundet werden wollen. Und schon gar nichts zu tun hat es mit Menschen, die
in der Landwirtschaft arbeiten und davon leben müssen und wollen.
Warum gehen Studien wie diese völlig an den Menschen
vorbei? Warum werden nie die wirtschaftlichen Folgen beleuchtet und die Folgen
für den Arbeitsmarkt, für die Landschaftserhaltung und Naturpflege oder für die
Preise für Lebensmittel?
Warum lässt man sich immer an den Bauern aus? Es ist
nicht nachzuvollziehen. Dabei gäbe es, wenn es schon ums Klima gehen soll,
ganze Bereiche, um die man sich sehr viel dringlicher kümmern sollte.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 3. November 2022
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen