Wien. Österreichs Bauern sehen die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln in Gefahr, wenn Pläne der EU-Kommission zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln umgesetzt werden wie vorgesehen. Die aktuellen Ziele seien in der aktuellen Formulierung „nicht umsetzbar“, es sei eine „mission impossible“, also ein nicht erfüllbarer Auftrag, sind sich Christian Stockmar, Sprecher der Industriegruppe Pflanzenschutz, und Ernst Karpfinger, Obmann der heimischen Rübenbauern und Vorsitzender des Fachbereichs für Getreide in der AMA, einig. In ihren Augen ist mit den geplanten neuen Zielen die heimische Versorgungssicherheit in Gefahr.
Die auf zehn Jahre angelegte sogenannte Farm-to-Fork-Strategie (F2F) der EU zielt darauf ab, das europäische Lebensmittelsystem nachhaltiger zu gestalten. Darin vorgesehen ist etwa, bis 2030 den Einsatz chemischer Pestizide um 50 Prozent zu verringern, auch die Verwendung gefährlicherer Pestizide soll um 50 Prozent gesenkt werden.
Die heimischen Bauern warnen nun davor, dass der Landwirtschaft – die angesichts des Klimawandels, zunehmender Trockenheit und Ernteverlusten ohnehin schon vor großen Herausforderungen steht – wichtige Werkzeuge zur Produktion von Lebensmitteln genommen werden. Erträge könnten damit nicht mehr gut abgesichert werden.
Europa könnte es bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln so gehen wie gerade mit der Gasversorgung. „Wenn dadurch in Europa die Produktion sinkt, wie es viele Analysen vorhersagen, müssen wir die Ware von anderswo herholen“, sagt Karpfinger. Damit würde aber das Problem nicht gelöst, sondern nur verlagert. Dafür würden neue Abhängigkeiten erzeugt. Damit sei weder dem Klima noch den Insekten geholfen, warnen die Bauern.
Salzburger Nachrichten - Seite 1, 2. November 2022
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