Das vergangenen Jahr war für die meisten Bauern eines der besten in der Geschichte. Aber dennoch ist die Stimmung auf vielen Höfen oft viel schlechter als die Lage. Das Vertrauen in die Zukunft und die nötige Zuversicht sind schwer beschädigt. Daran hat sich nichts geändert. Die Sorgen werden immer größer, der öffentliche Druck stärker, die Vorschriften immer noch mehr. Dazu die Etikettierungen als Umweltverpester und Tierquäler, aber kaum Anerkennung für die vielen Maßnahmen genau das nicht zu sein.
Das alles hinterlässt immer tiefere Spuren. Weit und breit
kein Rückenwind für die Landwirtschaft, nicht einmal für die biologische. Statt
sich freispielen zu können vom öffentlichen Druck scheint man immer noch mehr
hinzugeraten. Für viele Bauern ist das frustrierend, für viele Junge oft der
Grund nicht übernehmen zu wollen. Auch weil die Dreistigkeit keine Ende nimmt,
wenn es darum geht sich auf dem Rücken der Bauern zu profilieren.
Erst jüngst geißelte die unsägliche Sarah Wiener,
EU-Abgeordnete auf einem Ticket der österreichischen Grünen, die konventionellen Landwirte als „süchtig“ nach
chemischen Mitteln. Und gar nicht zu reden vom Österreich-Chef des
Rewe-Konzerns, der vor Weihnachten die generalstabsmäßig geplante
mediengerechte Aufdeckung von Missständen in einem steirischen Geflügelstall
durch eine NGO für einen Rundumschlag gegen Bauern, Politik und das
AMA-Gütesiegel nutzte. Den Zeitrahmen für das Aus der Vollspaltenböden
bezeichnete er als „einzigen Witz“ und die Vorfälle im steirischen Betrieb als
„klares Versagen des Kontrollsystems“ – eher wohl, das darf man annehmen, damit
Billa und Penny gut dastehen und weniger wegen der Hühner, Schweine und Rinder.
Das kennt man. Man verpasst sich selbst einen Heiligenschein
als Image. Dass der freilich sehr viel eher nichts denn scheinheilig ist, geht
dann freilich unter. Da fragt niemand nach, wenn der Rewe-Boss stolz erklärt,
dass die hauseigene Billig-Marke Clever zweistellige Zuwachsraten hat, und auch
nicht danach, woher diese Produkte kommen und unter welchen Umständen sie
produziert wurden. Oder danach, warum man billiges Putenfleisch aus dem Ausland
just neben heimischer Pute ins Regal legt, für die man sich angeblich so massiv
einsetzen will. Niemand wundert sich, warum sich die heimischen Tierschützer
nicht den Zuständen in den Ställen widmen, wo all die Billigware herkommt. Und
dass im Vorjahr mehr als 50 Betriebe wegen Verstößen aus den
AMA-Gütesiegelprogrammen flogen spielt da keine Rolle, genausowenig wie sich
jemand dafür interessiert, was eigentlich die für den Tierschutz zuständigen
Behörden getan haben.
Als die Dummen stehen immer die Bauern da. Auch, und das sei gesagt, weil Bauernvertreter und auch AMA viel zu zurückhaltend sind gegenüber all denen, die den Bauern jeden Mut nehmen. Aber auch weil es das Gütesiegel selbst für Preiseinstiegsmarken wie Clever gibt. Und auch weil man lieber aus lauter „Hinsichtl“ und „Rücksichtl“ hinter vorgehaltener Hand tuschelt, anstatt wirklich Fakten auf den Tisch zu legen und damit ordentlich auf ebendiesen zu hauen und Klartext zu reden.
Auch wenn das hart, mühsam und sehr ungemütlich
sein kann.
Gmeiner meint - Blick ins Land, Blick ins Land - Jänner 2023
Bearbeitet am 4. Jänner
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