Die Börsen crashten wie kaum je in der Geschichte. Billionen und Aberbillionen wurden in den vergangenen Tagen rund um den Erdball vernichtet. Hilflos scheint die Welt ausgesetzt einem Mann, der sich völlig losgelöst von Verantwortung, Konventionen und Regeln und ohne jede Rücksicht über alles hinwegsetzt, was in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Welt, die Wirtschaft und auch den Wohlstand -wie immer man dazu stehen mag und wie immer man es bewerten mag -irgendwie zusammengehalten hat. Längst ist von einer globalen Rezession die Rede, vor der man sich fürchten muss.
Trumps Bulldozer-Politik scheint in wenigen Tagen zu ruinieren, was rund um die Welt über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Und was es so bitter macht -sie hilft keinem. Überhaupt keinem. Sie hinterlässt nur Verlierer. Sie trifft jeden in irgendeiner Weise. Ohne Unterschied und ohne für irgendwen irgendetwas besser zu machen.Das Einzige, woran man sich derzeit klammern kann, scheint, dass Trump und das, was wir seit Wochen erleben, doch zu so etwas wie einer Katharsis für die Politik und auch für die Gesellschaft wird. Zu einem Wendepunkt einer Entwicklung, die in den vergangenen Jahren ihre zerstörerische Wirkung auf allen Ebenen entfaltete, gegen die es kein Rezept zu geben und gegen die nichts zu greifen scheint. Denn vielleicht scheint just Trump der Anfang vom Ende des halt-und verantwortungslosen Populismus in der Politik zu werden und zum Ende der Entsolidarisierung der Gesellschaften und zum Ende der politischen Lethargie, vor allem in den westlichen Industriestaaten, zumal der europäischen, die in den vergangenen Jahren immer wieder beklagt wurde. Vielleicht beschleunigt Trumps erratische Politik, dass viele der Menschen, die die Dinge bisher treiben ließen, die Versprechungen einer populistischen Politik durchschauen.
Freilich muss man sehr optimistisch sein, um etwas zu erkennen, woran man seinen Glauben an einen Wendepunkt festmachen kann, und wo man in diesen Tagen so etwas wie Pflänzchen der Hoffnung zu erkennen vermag. Die Proteste in den USA, von denen am vergangenen Wochenende berichtet wurde, sind so etwas. Und auch, dass ausgerechnet Elon Musk eine Freihandelszone zwischen den USA und der EU vorgeschlagen hat.
Was all das wert ist, was es bewirkt und welches Gewicht es hat, ist schwer zu beurteilen. Aber die Proteste sind ein Zeichen dafür, dass die Amerikaner zunehmend erkennen, dass ihnen die Politik ihres Präsidenten auch schaden kann. Schließlich steht und fällt die Altersversorgung der Amerikaner mit den Aktienkursen an den Börsen und ist durch Trumps Politik schon jetzt schwer in Mitleidenschaft gezogen. "Dort sind in den vergangenen Tagen Billionen Dollar amerikanischer Ersparnisse verbrannt worden", heißt es in Zeitungskommentaren. Die Zeche wird dabei aber nicht Trumps Milliardärskaste bezahlen. "Die Rechnung wird an den Normalbürger gehen, die Familien und Geringverdiener, deren Arbeitsplätze oft gefährdet sind und die sich schon schwer unter Druck fühlen können."
Was mit Trump schon rund um die Ukraine begann, setzt sich nun fort. Die Europäische Union rückt wieder zusammen, in Deutschland ist die Vernunft dabei sich durchzusetzen und in Österreich auch. Ob das bereits der Wendepunkt ist, die Lethargie zu überwinden, ist freilich noch offen. Ergebnisse fehlen. Die EU rückt zwar zusammen, irrlichtert aber bisher nur von einem Gipfel zum nächsten. In Deutschland schafft Merz es nicht, die große Koalition in trockene Tücher zu bringen. Und auch bei uns in Österreich ist man sich zwar klar darüber, dass man sich viele der in den vergangenen Jahren liebgewonnenen Vorstellungen wohl abschminken kann und dass man sparen muss, mehr aber auch nicht.
Viele scheinen den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen zu haben und glauben, in alten Mustern verharren zu müssen. In Österreich lieferte mancher aus der Riege der Landeshauptleute in der Vorwoche den Beweis dafür, als man sich "Zurufe aus Wien" verbat und meinte, mit Äußerungen wie "die Republik ist keine Hotelküche" Regierungsmitglieder maßregeln zu können. "Geht's noch?", mussten sie sich dann selbst von besonnenen Kommentatoren fragen lassen. Zu Recht.
Allein das zeigt, dass es freilich wohl lange dauern wird, bis aus all dem, was die Hoffnung nähren kann, auch wirklich etwas wird.
Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 10. April 2025
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen