Die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich muss sich gegen übermächtige Konkurrenz behaupten.
Hans GmeinerSalzburg. Auf den internationalen Agrarmärkten rumort es heftig, in Wien kämpft man um eine Übergangslösung für die Böden in den Schweineställen und in Brüssel gegen das Mercosur-Abkommen, die Entwaldungsverordnung und für die Vereinfachung von Auflagen und Kontrollen. Die Bauern und ihre Vertreter befinden sich seit Jahrzehnten in einer Art Dauerkampfmodus, denn ihre Welt hat wenig mit dem idyllischen Bild zu tun, das sich die nicht bäuerliche Öffentlichkeit gern von der Landwirtschaft macht. Ganz im Gegenteil.
Österreich zählt wie die Schweiz oder Griechenland zu den Ländern mit einer kleinstrukturierten Landwirtschaft. Eine Agrarindustrie gibt es hierzulande nicht. Der größte Ackerbaubetrieb, die im Burgenland ansässige Esterházy’sche Gutsverwaltung, bewirtschaftet rund 4000 Hektar. Die Betriebe mit mehr als 1000 Hektar Land kann man an den Fingern einer Hand abzählen. Der weitaus größte Teil der Betriebe bewirtschaftet wesentlich kleinere Flächen.
Mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 24 Hektar Land, 25 Kühen oder 130 Schweinen sind Österreichs Bauern im internationalen Vergleich Zwerge. Selbst in der EU rangiert man mit diesen Werten auf den hinteren Rängen. „Die österreichischen Bauern haben Nachteile wegen höherer Durchschnittskosten“, sagt Wirtschaftsforscher Franz Sinabell vom Wifo. „Daher ist Österreich in der Landwirtschaft nicht so wettbewerbsfähig wie andere Länder.“ Nicht zuletzt deshalb fühlt sich für die meisten Bauern in Österreich der Wettbewerb auf den internationalen Agrarmärkten wie ein permanenter Kampf David gegen Goliath an. Denn die Farmen und Konzerne, die die weltweiten Preise bestimmen, an denen sich auch die heimischen Bauern orientieren müssen, erzeugen Getreide, Milch und Fleisch nach ganz anderen Maßstäben und unter völlig anderen Voraussetzungen.
In den großen Agrarländern sind schon die durchschnittlichen Betriebe um ein Mehrfaches größer als die in Österreich. In den USA bewirtschaftet ein Farmer im Durchschnitt 179 Hektar, in Kanada 301 Hektar, in Argentinien 590 Hektar und in der Ukraine gar 1200 Hektar.
Für österreichische Verhältnisse kaum mehr vorstellbar sind die Dimensionen von Megafarmen, wie es sie in China, Australien, den USA, aber auch in Osteuropa gibt. Sie sind zwar auf den Märkten nur selten direkte Konkurrenten, zeigen aber dennoch auf, wo international der Ton auf den Märkten gemacht wird. So bewirtschaftet etwa die Mudanjiang City Megafarm in China, die als die größte Farm der Welt gilt, rund 9,1 Millionen Hektar Land. Das ist mehr als das Doppelte der Agrarfläche Österreichs. Die Farm ist nicht auf Ackerbau, sondern auf Milchproduktion spezialisiert. Dort werden rund 100.000 Milchkühe gehalten, das ist rund 50 Mal mehr als auf dem größten Milchviehbetrieb Europas. Nur die Hälfte der Fläche, aber dafür 135.000 Kühe, hat die Farm China Modern Dairy, auf der täglich 3,2 Millionen Liter Rohmilch gemolken werden. In Australien bewirtschaftet die Anna Creek Farm 2,4 Millionen Hektar und ist mit 17.000 Rindern der größte Fleischrinderproduzent der Welt. Vergleichsweise klein, aber für österreichische Verhältnisse noch immer riesig ist da die Farm der Familie Resnick, die mit rund 77.000 Hektar als die größte der USA gilt.
Die Familie Resnick rangiert in der „Forbes“-Liste der reichsten Landwirte der Welt auf Platz drei. An der Spitze rangieren zwei Chinesen, auf Rang sechs folgt hinter dem Saudi-Prinzen Al Kabeer und dem US-Farmer Harry Stine der erste Europäer. Es ist der ehemalige tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš mit seinem Unternehmen Agrofert, das mehr als 100.000 Hektar besitzt und jährlich 265 Millionen Eier und 840.000 Tonnen Futtermittel erzeugt. Babiš sorgte erst vor zwei Jahren in Österreich mit der Übernahme der Düngerproduktion von Borealis in Linz für Aufsehen.
Die Bauern sehen sich aber nicht nur in ihrer Branche einer übermächtigen Konkurrenz gegenüber. Nicht einfacher macht ihre Position, dass sich vier große Händler mehr als die Hälfte des Weltmarkts für agrarische Rohstoffe teilen. Die Handelsriesen Archer Daniel Midland (ADM), Bunge, Cargill und Dreyfus dominieren seit Jahren den weltweiten Handel mit Getreide, Ölsaaten und Eiweißfrüchten. Seit Kurzem mischt auch der chinesische Agrarhandelsriese Cofco kräftig mit.
Dass sich Österreichs Landwirte und die Landwirtschaft in diesem Umfeld relativ gut behaupten können, verwundert oft selbst den Wirtschaftsforscher. „Ich habe keine Antwort darauf, die man in einem Satz zusammenfassen könnte“, sagt Sinabell. Neben den Unterstützungen der öffentlichen Hand sei es wohl vor allem das Miteinander von landwirtschaftlichen Betrieben und dem Verarbeitungssektor. „Daher können die österreichischen Bauern zu einem etwas höheren Preis verkaufen und müssen nicht Ware über Hunderte Kilometer zum nächsten Abnehmer liefern.“
Österreich zählt wie die Schweiz oder Griechenland zu den Ländern mit einer kleinstrukturierten Landwirtschaft. Eine Agrarindustrie gibt es hierzulande nicht. Der größte Ackerbaubetrieb, die im Burgenland ansässige Esterházy’sche Gutsverwaltung, bewirtschaftet rund 4000 Hektar. Die Betriebe mit mehr als 1000 Hektar Land kann man an den Fingern einer Hand abzählen. Der weitaus größte Teil der Betriebe bewirtschaftet wesentlich kleinere Flächen.
Mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 24 Hektar Land, 25 Kühen oder 130 Schweinen sind Österreichs Bauern im internationalen Vergleich Zwerge. Selbst in der EU rangiert man mit diesen Werten auf den hinteren Rängen. „Die österreichischen Bauern haben Nachteile wegen höherer Durchschnittskosten“, sagt Wirtschaftsforscher Franz Sinabell vom Wifo. „Daher ist Österreich in der Landwirtschaft nicht so wettbewerbsfähig wie andere Länder.“ Nicht zuletzt deshalb fühlt sich für die meisten Bauern in Österreich der Wettbewerb auf den internationalen Agrarmärkten wie ein permanenter Kampf David gegen Goliath an. Denn die Farmen und Konzerne, die die weltweiten Preise bestimmen, an denen sich auch die heimischen Bauern orientieren müssen, erzeugen Getreide, Milch und Fleisch nach ganz anderen Maßstäben und unter völlig anderen Voraussetzungen.
In den großen Agrarländern sind schon die durchschnittlichen Betriebe um ein Mehrfaches größer als die in Österreich. In den USA bewirtschaftet ein Farmer im Durchschnitt 179 Hektar, in Kanada 301 Hektar, in Argentinien 590 Hektar und in der Ukraine gar 1200 Hektar.
Für österreichische Verhältnisse kaum mehr vorstellbar sind die Dimensionen von Megafarmen, wie es sie in China, Australien, den USA, aber auch in Osteuropa gibt. Sie sind zwar auf den Märkten nur selten direkte Konkurrenten, zeigen aber dennoch auf, wo international der Ton auf den Märkten gemacht wird. So bewirtschaftet etwa die Mudanjiang City Megafarm in China, die als die größte Farm der Welt gilt, rund 9,1 Millionen Hektar Land. Das ist mehr als das Doppelte der Agrarfläche Österreichs. Die Farm ist nicht auf Ackerbau, sondern auf Milchproduktion spezialisiert. Dort werden rund 100.000 Milchkühe gehalten, das ist rund 50 Mal mehr als auf dem größten Milchviehbetrieb Europas. Nur die Hälfte der Fläche, aber dafür 135.000 Kühe, hat die Farm China Modern Dairy, auf der täglich 3,2 Millionen Liter Rohmilch gemolken werden. In Australien bewirtschaftet die Anna Creek Farm 2,4 Millionen Hektar und ist mit 17.000 Rindern der größte Fleischrinderproduzent der Welt. Vergleichsweise klein, aber für österreichische Verhältnisse noch immer riesig ist da die Farm der Familie Resnick, die mit rund 77.000 Hektar als die größte der USA gilt.
Die Familie Resnick rangiert in der „Forbes“-Liste der reichsten Landwirte der Welt auf Platz drei. An der Spitze rangieren zwei Chinesen, auf Rang sechs folgt hinter dem Saudi-Prinzen Al Kabeer und dem US-Farmer Harry Stine der erste Europäer. Es ist der ehemalige tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš mit seinem Unternehmen Agrofert, das mehr als 100.000 Hektar besitzt und jährlich 265 Millionen Eier und 840.000 Tonnen Futtermittel erzeugt. Babiš sorgte erst vor zwei Jahren in Österreich mit der Übernahme der Düngerproduktion von Borealis in Linz für Aufsehen.
Die Bauern sehen sich aber nicht nur in ihrer Branche einer übermächtigen Konkurrenz gegenüber. Nicht einfacher macht ihre Position, dass sich vier große Händler mehr als die Hälfte des Weltmarkts für agrarische Rohstoffe teilen. Die Handelsriesen Archer Daniel Midland (ADM), Bunge, Cargill und Dreyfus dominieren seit Jahren den weltweiten Handel mit Getreide, Ölsaaten und Eiweißfrüchten. Seit Kurzem mischt auch der chinesische Agrarhandelsriese Cofco kräftig mit.
Dass sich Österreichs Landwirte und die Landwirtschaft in diesem Umfeld relativ gut behaupten können, verwundert oft selbst den Wirtschaftsforscher. „Ich habe keine Antwort darauf, die man in einem Satz zusammenfassen könnte“, sagt Sinabell. Neben den Unterstützungen der öffentlichen Hand sei es wohl vor allem das Miteinander von landwirtschaftlichen Betrieben und dem Verarbeitungssektor. „Daher können die österreichischen Bauern zu einem etwas höheren Preis verkaufen und müssen nicht Ware über Hunderte Kilometer zum nächsten Abnehmer liefern.“
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 12. April 2025
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