Strenge Auflagen beim Pflanzenschutz, hohe Lohnkosten und Ware aus Billiglohnländern machen Gemüse- und Obstbauern zu schaffen.
Hans GmeinerFraham, Linz. Die Ackerbauern klagen schon lange über fehlende Pflanzenschutzmittel. Bei vielen Mitteln ist die Zulassung ausgelaufen, Neuzulassungen von Wirkstoffen gibt es praktisch kaum mehr. Der Anbau von Zuckerrüben und von Raps leidet besonders darunter. Die Anbauflächen haben sich halbiert, weil man mit den Schädlingen nicht mehr zurande kommt.
Den Gemüsebauern geht es mit dem Pflanzenschutz nicht anders. Es gibt mittlerweile keinen Bierrettich mehr in Österreich, und auch bei den Radieschen gibt es wegen der zerfressenen Blätter Probleme. Der Kartoffelbau steht unter Druck. Und wegen der hohen Lohnkosten in Österreich und Auflagen leidet der Anbau von Gurken und Gurkerln, Kraut und anderen handarbeitsintensiven Gemüsearten.
Diese Probleme brennen Bauern schon länger unter den Nägeln. Vor allem die jungen Bäuerinnen und Bauern hadern damit, fürchten sie doch um ihre Zukunftschancen. „Es fehlen uns zunehmend die Möglichkeiten, die Produktion aufrechtzuerhalten“, sagt Mathias Ecker, Gemüsebauer im Eferdinger Becken und oberster Bauernvertreter bei Efko, dem größten heimischen Sauergemüseerzeuger. „Das ist keine Jammerei, sondern mittlerweile bittere Realität“, viele Bauern seien verunsichert. Ins gleiche Horn stößt die Jungbauern-Vertreterin Viktoria Hutter aus Niederösterreich: „In Österreich werden immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten, ohne dass praxistaugliche Alternativen bereitgestellt werden.“
Sie sind es leid, zusehen zu müssen, wie in anderen EU-Ländern die Gesetze weniger streng ausgelegt werden als in Österreich, gar nicht zu reden von den Produktions- und Sozialstandards in Ländern wie der Türkei oder in Indien, gegen deren Produkte sich heimische Ware in den Regalen behaupten muss. Typisch dafür ist die Geschichte des heimischen Essiggurkerls. Sind früher 80 bis 90 Prozent der Gurkerl aus Österreich gekommen, so sind es nach Angaben von Efko-Chef Thomas Krahofer heute gerade einmal 45 bis 50 Prozent. „Vor allem bei den Eigenmarken des Handels wird zunehmend auf Importware aus Indien und der Türkei zurückgegriffen.“ Aber der Gemüseverarbeiter hat auch mit den hierzulande höheren Lohnkosten zu kämpfen. „Wenn ein Erntehelfer 2000 Euro brutto bekommt, dann kostet das in Deutschland einen Betrieb 2400 Euro, bei uns aber 2700 Euro.“ Das führe dazu, dass die Produktion in manchen Bereichen stetig zurückgehe, beklagen Ecker und Hutter. So ging in den vergangenen 15 Jahren der Selbstversorgungsgrad bei Getreide von 92 auf 88 Prozent zurück. Bei Obst sank er von 52 auf 45 Prozent, und bei Gemüse von 61 auf 58 Prozent.
„Noch sind wir daran gewöhnt, dass die Regale unserer Lebensmittelgeschäfte gut gefüllt sind mit österreichischen Lebensmitteln“, sagt Robert Pichler von „Wirtschaften am Land“, einem Verein aus dem Umfeld des ÖVP-Bauernbunds. Gerade die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher auf die Bauern verlassen können. Aber das könnte sich ändern. Noch sei die Versorgungssicherheit hoch, die Covid-Krise und der Ukraine-Krieg hätten aber bewusst gemacht, dass das nicht selbstverständlich sei.
Bei der Politik finden die Bauern offenbar wenig Gehör. Und das, obwohl im Landwirtschaftsministerium seit den 1990er-Jahren durchgehend ein vom ÖVP-Bauernbund gestellter Minister die Hebel in der Hand hatte und auch die Agrarressorts in den Bundesländern bis auf wenige Ausnahmen durchwegs in Händen der Bauern waren. Die Erklärungen dafür wirken eher dünn. Man verweist auf Brüssel und die EU sowie darauf, dass bei Themen wie Tierschutz das Gesundheitsministerium und für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Wirtschaftsminister zuständig sind. Und dass andere EU-Länder mit den Vorschriften salopper umgehen, während man in Österreich der Bravste der Braven sein wolle.
Den Gemüsebauern geht es mit dem Pflanzenschutz nicht anders. Es gibt mittlerweile keinen Bierrettich mehr in Österreich, und auch bei den Radieschen gibt es wegen der zerfressenen Blätter Probleme. Der Kartoffelbau steht unter Druck. Und wegen der hohen Lohnkosten in Österreich und Auflagen leidet der Anbau von Gurken und Gurkerln, Kraut und anderen handarbeitsintensiven Gemüsearten.
Diese Probleme brennen Bauern schon länger unter den Nägeln. Vor allem die jungen Bäuerinnen und Bauern hadern damit, fürchten sie doch um ihre Zukunftschancen. „Es fehlen uns zunehmend die Möglichkeiten, die Produktion aufrechtzuerhalten“, sagt Mathias Ecker, Gemüsebauer im Eferdinger Becken und oberster Bauernvertreter bei Efko, dem größten heimischen Sauergemüseerzeuger. „Das ist keine Jammerei, sondern mittlerweile bittere Realität“, viele Bauern seien verunsichert. Ins gleiche Horn stößt die Jungbauern-Vertreterin Viktoria Hutter aus Niederösterreich: „In Österreich werden immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten, ohne dass praxistaugliche Alternativen bereitgestellt werden.“
Sie sind es leid, zusehen zu müssen, wie in anderen EU-Ländern die Gesetze weniger streng ausgelegt werden als in Österreich, gar nicht zu reden von den Produktions- und Sozialstandards in Ländern wie der Türkei oder in Indien, gegen deren Produkte sich heimische Ware in den Regalen behaupten muss. Typisch dafür ist die Geschichte des heimischen Essiggurkerls. Sind früher 80 bis 90 Prozent der Gurkerl aus Österreich gekommen, so sind es nach Angaben von Efko-Chef Thomas Krahofer heute gerade einmal 45 bis 50 Prozent. „Vor allem bei den Eigenmarken des Handels wird zunehmend auf Importware aus Indien und der Türkei zurückgegriffen.“ Aber der Gemüseverarbeiter hat auch mit den hierzulande höheren Lohnkosten zu kämpfen. „Wenn ein Erntehelfer 2000 Euro brutto bekommt, dann kostet das in Deutschland einen Betrieb 2400 Euro, bei uns aber 2700 Euro.“ Das führe dazu, dass die Produktion in manchen Bereichen stetig zurückgehe, beklagen Ecker und Hutter. So ging in den vergangenen 15 Jahren der Selbstversorgungsgrad bei Getreide von 92 auf 88 Prozent zurück. Bei Obst sank er von 52 auf 45 Prozent, und bei Gemüse von 61 auf 58 Prozent.
„Noch sind wir daran gewöhnt, dass die Regale unserer Lebensmittelgeschäfte gut gefüllt sind mit österreichischen Lebensmitteln“, sagt Robert Pichler von „Wirtschaften am Land“, einem Verein aus dem Umfeld des ÖVP-Bauernbunds. Gerade die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher auf die Bauern verlassen können. Aber das könnte sich ändern. Noch sei die Versorgungssicherheit hoch, die Covid-Krise und der Ukraine-Krieg hätten aber bewusst gemacht, dass das nicht selbstverständlich sei.
Bei der Politik finden die Bauern offenbar wenig Gehör. Und das, obwohl im Landwirtschaftsministerium seit den 1990er-Jahren durchgehend ein vom ÖVP-Bauernbund gestellter Minister die Hebel in der Hand hatte und auch die Agrarressorts in den Bundesländern bis auf wenige Ausnahmen durchwegs in Händen der Bauern waren. Die Erklärungen dafür wirken eher dünn. Man verweist auf Brüssel und die EU sowie darauf, dass bei Themen wie Tierschutz das Gesundheitsministerium und für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Wirtschaftsminister zuständig sind. Und dass andere EU-Länder mit den Vorschriften salopper umgehen, während man in Österreich der Bravste der Braven sein wolle.
Salzburger Nachrichten, 13. August - Seite 1/Wirtschaft
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