Montag, 28. Dezember 2009

Schwarzes Jahr für die Bauern





Die Bauern lebten heuer von den Förderungen. In der Landwirtschaft blieb wegen der schlechten Preise nichts übrig.


HANS GMEINER Salzburg (SN). 25 Cent für ein Kilogramm Milch statt 40 und mehr im Jahr zuvor, 10 Cent für ein Kilogramm Weizen statt 16, und gar nur sechs Cent für ein Kilogramm Mais, statt früher zumindest 10 Cent – dass ihre Lage alles andere als gut ist, wissen die Bauern schon seit Monaten. Nun haben sie es schwarz auf weiß. Nach ersten Schätzungen war das Jahr 2009 für die Landwirte das schlechteste Jahr seit Langem. Kaum je zuvor gab es einen derart starken Einkommensrückgang. Im Schnitt, so die vorläufige Berechnung von Statistik Austria, fielen die Agrareinkommen je Arbeitskraft heuer gegenüber 2008 um 20,5 Prozent. Sie sind damit fast so niedrig, wie zu Beginn dieses Jahrzehnts. Aus der Landwirtschaft war damit heuer praktisch kaum etwas zu erwirtschaften, die Bauern mussten de facto von den Förderungen leben.

Heftig waren heuer vor allem die Einbußen für die Milchbauern. Der bis zum Sommer schier ungebremste Preisverfall bescherte ihnen ein Einkommensminus von 25 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr. Noch schlimmer erwischte es die Getreidebauern. Wegen der starken Preisrückgänge und der im Vergleich zu 2007 niedrigeren Ernte mussten sie gar Einbußen in der Höhe von 29,1 Prozent hinnehmen. Die Rinder- und Schweinemäster kamen mit einem Minus von 6,2 bzw. 2,8 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davon.

Den Bauern in den anderen EU-Staaten ging es kaum besser. Nach Schätzungen von Eurostat ist heuer das Bauerneinkommen in 22 der 27 EU-Staaten gesunken. Mit einem Rückgang von rund einem Fünftel freilich gehört Österreich gemeinsam mit Ungarn (minus 35,6 Prozent), Italien (minus 25,3), Luxemburg (minus 25,1), der Tschechischen Republik (minus 24,1), Irland (minus 22,3) und Deutschland (minus 21,0) zum schlechtesten Drittel. Die größten Zuwächse gab es übrigens in Großbritannien (14,3 Prozent), Malta (9,1) und Finnland (2,6). Insgesamt betrug der Rückgang im EU-Durchschnitt 12,2 Prozent.

Um wie viel Geld den Bauern heuer tatsächlich weniger in der Brieftasche bleibt, ist freilich schwer zu sagen, weil die Methoden der Darstellung der Einkommensentwicklung zwischen Statistik Austria (beruht auf Schätzungen und ist nicht betriebsbezogen) und dem Grünen Bericht (beruht auf Buchführungsergebnissen) abweichen. Nimmt man die Zahlen von Statistik Austria als Richtwert, ist davon auszugehen, dass einem durchschnittlichen Bauernbetrieb heuer gegenüber dem Vorjahr rund 4500 Euro fehlen. Statt etwa rund 22.200 Euro wird das durchschnittliche landwirtschaftliche Einkommen je Betrieb inklusive Förderungen heuer nur rund 17.800 Euro betragen. Das bedeutet, dass den Bauern aus der Bewirtschaftung von Feldern und Ställen praktisch nichts blieb. Denn diese Summe entspricht (bei aller Ungenauigkeit solcher Vergleiche) ungefähr dem, was im Schnitt laut Grünem Bericht jährlich als Betriebs- und Tierprämien, Umweltgelder und andere Zuschüsse an einen Betrieb fließt.

Kein Wunder, dass den Agrariern angesichts der in der EU diskutierten Kürzung der Mittel für die Landwirtschaft bange wird. „Die Zahlen untermauern drastisch unsere Forderung, nicht über Agrarbudgetkürzungen die finanzielle Basis der Landwirtschaftspolitik auszuhöhlen“, warnt Bauernkammerpräsident Gerhard Wlodkowski. Und Landwirtschaftminister Niki Berlakovich betont: „In Zeiten der Krise zeigt sich, wie wichtig eine starke gemeinsame Agrarpolitik ist.“


Wirtschaft / 28.12.2009 / Print

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